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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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alles nur wegen dieser idiotischen
Positionsbestimmung! dachte Färn mißmutig und warf einen
Blick auf die Anzeigetafel vor ihm. Über die Bildschirme wanderten
gemächlich die Kennlinien, und in der Kabine war alles ruhig, nur
nicht Färn. Für die in der Basis, sagte er sich, war das ein
gefundenes Fressen: Ich hätte schließlich schon Kontakt mit
der Medea gehabt, die Verhältnisse dort wären mir bekannt und
so weiter…
    Er unterbrach seinen Gedankengang und schaltete die
äußeren Sichtleuchten ein. Er wußte, daß er sich
zu Unrecht ereiferte, irgend jemand mußte schließlich zur
Medea fliegen, nachdem die Sache mit Helian passiert war. Trotzdem
ärgerte er sich, zumal dieser Flug nicht sonderlich angenehm zu
werden versprach.
    Die Blenden vor den Sichtluken glitten langsam
zurück, und für einen Moment drang die Schwärze des
Raums in die Kabine, ehe die Automaten die Beleuchtung regulierten.
Färn blickte zu der durchsichtigen Kuppel unter sich. Rechts in
der Tiefe war die Medea zu sehen, genau so, wie er sie in Erinnerung
hatte: eine graugelbe, ständig wachsende Scheibe. Einzelheiten
waren noch nicht zu erkennen, doch selbst aus dieser Entfernung sah der
Planet reichlich unwirtlich aus.
    Ich lande, nehme Helian an Bord, und dann nichts
wie weg! nahm Färn sich vor. Allerdings hatte er noch keine
Vorstellung, wie er das anstellen würde, denn er wußte nicht
genau, was Helian eigentlich zugestoßen war. Was ihm die
aufgeregte Selena in der Basis per Stereovisor mitgeteilt hatte, war
nicht gerade aufschlußreich gewesen. Klaustrophobie,
Raumpsychose. Aber das konnte jedem passieren. Man fliegt, legt Parsec
um Parsec zurück, und zusammen mit der Panzerung und den
Düsen des Schiffs nutzen sich irgendwelche unbekannten Mechanismen
in den Tiefen des Bewußtseins ab, bis sich schließlich
eines Tages einer dieser Mechanismen selbständig macht oder
einfach ausfällt. Und der Pilot, mit dem man unterwegs ein paar
Worte gewechselt, sich seine Freizeit in der Basis verplaudert oder
wegen irgendeiner Dummheit gestritten hat, ist dann nicht mehr
schlechthin ein Pilot, sondern ein unglücklicher Kamerad, den man
von irgendeinem Planeten wie der Medea wegholen muß.
    »Ich fliege«, hatte Färn damals
gesagt. »Hör mal, Selena, das mit der Psychose –
vielleicht haben die bei euch sich das nur ausgedacht?«
    Er wollte noch etwas über »die bei
euch«, von denen er keiner hohen Meinung war, hinzufügen,
aber er verkniff es sich. Das war nicht der geeignete Moment.
    »Wir wissen es nicht, Färn«, hatte
Selena wiederholt. »Aber alles deutet auf Klaustrophobie hin. Wie
sonst könnte ein Mann wie Hel funken, er hätte es mit
Gespenstern zu tun? Was meinst du?«
    Färn hatte mit den Schultern gezuckt. Klar, da
war einer von diesen Bewußtseinsmechanismen ausgefallen, die so
tief verborgen und dabei so wichtig sind.
    Von da an war alles eine Sache von Minuten gewesen.
Die Rakete hatte zum Start bereitgestanden, so eine kleine vom RES-Typ,
kein Wunder der Technik, aber ziemlich schnell. Färn mochte diesen
Typ, er war anspruchslos und robust. Solche Raketen machten keine
Scherereien; natürlich hatten sie auch mal einen Defekt, aber
selbst dann kam man noch mit ihnen zurecht und brauchte nicht Hals
über Kopf den Havariedienst zu rufen.
    Schlimmer war, daß es bis zur Medea noch ein
gut Stück Wegs war, in der Zwischenzeit konnte mit Hel alles
mögliche passieren. Mit den Bioautomaten allein in einer
verlassenen Station… Färn mochte nicht daran denken, was da
geschehen konnte. Aber irgendein Unglück war allem Anschein nach
passiert, denn von der Medea antworteten nur die Automaten.
    Färn suchte den Landekorridor und schaltete
die Seitentriebwerke ein. Die gelbgraue Scheibe wuchs bedrohlich an,
hing über der Rakete und kippte dann seitlich weg. Die trübe
Oberfläche löste sich in einzelne Formationen auf;
chaotische, sonderbar geformte Gebirgszüge warfen düstere
Schatten, die hellgelben Flecken traten deutlicher hervor und erwiesen
sich als schmale Sandplateaus. Eigentlich schienen sie nur gelb, ihre
wirkliche Farbe war gewiß anders, doch das grelle Licht der
gelben Sonne hinter der Rakete veränderte sie.
    Das Landefeld war klein, offenbar gleichzeitig mit
der Station angelegt und seither in Vergessenheit geraten; niemand
hatte daran gedacht, es zu vergrößern. In seiner Mitte stand
schon eine Rakete, und Färn hatte Mühe, sein Schiff neben dem
fremden herunterzubringen. Es war Helians Rakete, und daß

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