Kontaktversuche
Menschen in Verbindung zu treten? Suchten sie
etwa keinen Kontakt mit dem intelligentesten Wesen der Galaxis? Diese
Annahme rief sogar bei den wohlwollendsten Betrachtern jener
unwahrscheinlichen Hypothese ein skeptisches Lächeln hervor.
Was nun die Zweckmäßigkeit im Verhalten der Kristalle betraf
– ein solches zielgerichtetes Handeln hatten die Expeditionen
nicht festgestellt, also war es nicht vorhanden. Und nur Färn
blieb in dieser Frage anderer Meinung. Aber er war Astronavigator, und
nicht einmal ersten, sondern nur zweiten Ranges, deshalb interessierte
sich niemand für seine persönliche Meinung.
Ljuben Dilow
Unser Beweis für die fliegenden Untertassen
Die Gerüchte über diesen Vorfall sickerten damals in gewissen Kreisen der Hauptstadt durch; da sie jedoch nicht bestätigt wurden, lösten sie sich rasch in der Atmosphäre unseres im großen und ganzen ruhigen Alltags und in unserer Sorglosigkeit auf, die manchmal – wie in diesem Fall – nicht länger gerechtfertigt ist. Deshalb nehme ich im vollen Bewußtsein meiner Verantwortung das Risiko auf mich und erzähle die ganze Wahrheit, um damit nunmehr weitere Kreise der Öffentlichkeit zu alarmieren.
Auf Grund der Beschaffenheit des menschlichen Gedächtnisses werden nach so langer Zeit manche Einzelheiten in meiner Erzählung wahrscheinlich nicht mehr ganz genau sein. Aber darauf kommt es nicht an. Der Leser wird leicht das Wesentliche herausfinden. Um ihm das Verstehen zu erleichtern, wähle ich absichtlich die einfachste Form, die aber zugleich auch am wenigsten zum Phantasieren verleitet – die chronologischprotokollarische.
Der Held der damaligen Ereignisse heißt Peter Petrow, und ich habe drei Jahre lang, zusammen mit noch zwei Kollegen, der Lekowa und Dortschew, mit ihm in einem Zimmer gearbeitet. Petrow war brünett, ein angenehmer Mann von fünfunddreißig Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Kraft, Energie und seines Ehrgeizes. Sein einziger Schönheitsfehler, die frühzeitige Glatzenbildung, schadete nach meinem Dafürhalten seinem guten Aussehen nicht, sondern betonte die eindrucksvollen Linien seines Schädels, seine willensstark vortretende intelligente Stirn. Doch als Mann in diesem prätentiösen Alter, der in jungen Jahren von der Aufmerksamkeit der Frauen verwöhnt worden war, schrieb er es seinem schütter gewordenen Haar zu, daß ihn die herausfordernden Blicke von Frauen merklich seltener trafen. Ich will damit nicht sagen, daß er ein Schürzenjäger war – er war ein recht braver Ehemann, aber das Bedürfnis nach der Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts ist ein legitimes menschliches Bedürfnis. Darum vermute ich, daß er gerade deswegen solch systematische Sorgfalt auf seine Körperpflege verwandte.
Bei jedem Wetter machte er frühmorgens einen Dreitausendmeter-Waldlauf, zog sich erst bei der großen Wiese am noch nicht asphaltierten Ende der Jaworow-Allee an, gelangte von dort auf den Boulevard Christo Smirnenski, ging dann ins Zentrum hinunter, machte nur bei seinem Schuhputzer kurz halt und erschien mit glänzenden Schuhen und einem vor Anstrengung und Tatendrang glänzenden Schädel im Dienst.
Jener bemerkenswerte Morgen unterschied sich für ihn lediglich dadurch, daß er das Haus merklich früher verließ. Das tat Petrow indes immer, wenn er sich abends mit seiner Frau gestritten hatte. So daß sein Waldspaziergang auch dieses Mal eine geschlagene Stunde länger dauerte, was ausreichte, um ihn mit der Welt innerlich auszusöhnen, und ihn mit der Absicht zur Arbeit brachte, von da aus sofort seinem teuren und nichtsdestoweniger an dem Streit schuldigen Frauchen per Telefon etwas Nettes zur Entschuldigung zu sagen. Lediglich eine Kleinigkeit brachte sein Programm durcheinander: Er fand seinen Schuhputzer nicht am gewohnten Ort, so daß er mit seinen schmutzigen Schuhen bis zu dem kleinen Laden auf der Graf-Ignatjew-Straße mußte. Doch die sonnige Stimmung und die in ihm hochdrängenden guten Absichten ließen den Ärger über die gestörte Ordnung rasch abklingen. So erschien er also, strahlend wie seine Schuhe und wie der Frühlingshimmel draußen, im Türrahmen unseres Zimmers.
»Seid gegrüßt! Ein Wetterchen ist das heute…«
Ich saß auf dem Fensterbrett und las meine Zeitung fertig. Wie immer zu dieser Zeit hatte die Lekowa einen Taschenspiegel auf den Zeichentisch gestellt und malte sich mit einem schwarzen Stift lange Augenwinkel, als hätte sie ihre verkorksten Zeichnungen nicht richtig sehen können,
Weitere Kostenlose Bücher