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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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nichts
weiß… aber von denen darf ich mich nicht um den Verstand
bringen lassen!
»Erster Bioautomat!« sagte er.
»Ich höre.«
»Über den Stereovisor ist eine Stimme übertragen worden.
Hast du festgestellt, woher sie kam?«
»Ja. Ich habe die Koordinaten registriert.«
»Woher?«
»Aus dem geologischen Museum.«
»Was für ein Museum?« wunderte sich Färn.
»Aus dem Lagerraum für Bodenproben in der Station.« Färn biß sich auf die Lippe. Es war
also hier. Er war die ganze Zeit hin und her gerannt, und die Gefahr
hatte sich ganz in der Nähe befunden – nur wenige Schritte
entfernt! Aber von
nun an würde es ihn nicht mehr überraschen.
Er setzte sich und überlegte. Das erste Mal, als es ihn zu beseitigen versuchte – wann war das gewesen? Als er mit dem
Ersten gesprochen hatte: ein Geoautomat hatte um Erlaubnis
gebeten, eintreten und Bodenproben ins Lager schaffen zu
dürfen. Das zweite Mal – als der Geoautomat wieder gegangen
war, nachdem er die Proben in der Station abgelegt hatte. Das Unsichtbare hing mit den geologischen Proben zusammen.
»Erster Bioautomat?«
»Ich höre.«
»Beschreibe mir die Mineralien, die dein Geoautomat gebracht hat,
als… als ich hier war. Was sind das für welche?
Kannst du das sagen?«
»Selbstverständlich«, erwiderte der Erste. »Riesenkristalle
vom Großen Abhang. Genaue Angaben über ihre Zusammensetzung fehlen mir.«
Die Kristalle. Die riesigen schwarzen Kristalle, in deren Flä
chen sich Hels geborstener Helm gespiegelt hatte. Sie waren
lebendig.
Färn stand auf, faßte den Blaster fest und ging durch den Saal.
Er betrat das »Museum«. Unter den durchsichtigen Glocken
funkelten die Spiegelflächen der Kristalle vom Großen Abhang.
»Wer bist du?« flüsterte Färn. »Wer? Du… oder der andere?
Bist du Vernunft… oder nicht… oder bist du nur das verkörperte Böse? Antworte!«
    »Der Fall Medea« ist bis heute nicht
geklärt, obwohl seither vier Expeditionen den Planeten besucht
haben und Hunderte von Abhandlungen erschienen sind. Niemandem ist es
gelungen, einen Kontakt zu den Kristallen vom Großen Abhang
herzustellen. Als bewiesen gilt nur das eine: daß diese Kristalle
ihre Umwelt in weitaus höherem Maße abbilden können,
als man es bisher in der unbelebten Natur kannte. Manche Forscher sind
zu dem Schluß gelangt, daß die Kristalle die aufgenommene
Information verarbeiten, also über Keime eines Verstandes
verfügen. Andere haben diese Behauptung bestritten. Man nimmt an,
daß die Kristalle fast sämtliche Wellen des
elektromagnetischen Spektrums empfangen und reflektieren können
und daß sie auch in der Lage sind, Stimmen nachzuahmen. Die
Bewegung von Gegenständen aus der Entfernung wird auf ein
Phänomen zurückgeführt, das als »gerichteter
Magnetismus« beschrieben und von den Expeditionen gründlich
erforscht worden ist, sich aber unter Laborbedingungen nicht
reproduzieren läßt.
    Die einzige umfassende Hypothese stammt von einigen
nicht besonders seriösen Informatoren der Basis. Sie haben
behauptet, die Kristalle seien lebendig und vernunftbegabt, eine
einzigartige Form kristallischer Intelligenz. Alle ungewöhnlichen
Vorgänge in der Station brachten sie mit dem Umstand in
Zusammenhang, daß die Geoautomaten etliche lebende Kristalle
dorthin gebracht hatten. Von ihren Brüdern am Großen Abhang
getrennt, hätten die Kristalle einen Ausweg gesucht und alles
unternommen, um an ihren Platz zurückzugelangen. Die Menschen
wären für sie nichts als ein Hindernis gewesen, und sie
hätten versucht, es zu beseitigen, ohne sich weiter darum zu
kümmern. Mit Hilfe des »gerichteten Magnetismus«
hätten die Kristalle nur ihre Umwelt untersucht, aber keineswegs
die Bewohner der Station erschrecken wollen. Die Stimme, die erst
Helian und dann auch Färn zum Großen Abhang gelockt hatte,
sei der verzweifelte Ruf der auseinandergerissenen denkenden Kristalle
gewesen, die versucht hätten, den Menschen klarzumachen, was jene
angerichtet hatten. Die Lähmung des Geoautomaten in dem Abgrund
des Großen Abhangs sei lediglich eine Schutzreaktion gewesen, um
künftig das Abschlagen lebender Kristalle zu verhindern.
    Zwei Intelligenzen waren sich begegnet, jede mit ihrer eigenen Verhaltenslogik, und hatten einander nicht verstanden.
Niemand sonst schenkte diesen haltlosen Behauptungen Glauben. Man
machte sich ein wenig darüber lustig und schob sie beiseite. Wenn
die Kristalle vernunftbegabt waren, wieso hatten sie dann bis jetzt
nicht versucht, mit den

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