Kontaktversuche
ist nicht sein Patient, verkauf mich nicht für dumm. Wenigstens dich habe ich für einen aufrichtigen Freund gehalten.«
Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist, aber bei mir ist das Ringen zwischen der Wahrheit und einer nützlichen Lüge immer sehr heftig. Vielleicht bin ich deshalb nach dieser Geschichte Schriftsteller geworden – um mich davon zu befreien. Nach manchen theoretischen Schulen soll ja die Kunst auch Selbstbefreiung sein. Dieses Mal jedoch trug mit Peters Hilfe die Wahrheit den Sieg davon, und ich enthüllte sie ihm.
Möglich, daß ihn die wissenschaftlich-phantastische Literatur seelisch auf so etwas vorbereitet hatte – gerade das ist ja ihre Aufgabe: den Leser auf was nicht alles vorzubereiten. Möglich auch, daß das Verlangen, um jeden Preis zu erfahren, was mit ihm geschehen war, ihn bewog, sich alles mit erstaunlicher Ruhe anzuhören: Und als ich auf ein paar überlegte Fragen von ihm sichere Antworten geben konnte, hellte sich sein Gesicht endgültig auf: »Hoi, zum Teufel! Ja, wieso solltet ihr das vor mir verbergen? Was ist denn Schlechtes daran? Ich wäre ja sonst wirklich durchgedreht! Keine Angst, mit Kantardshiew komme ich schon klar. Aber das ist ja geradezu wunderbar!«
Ich holte den Kognak, um das Ereignis zu begießen, und innerhalb einer Stunde hatten wir vom Alkohol und unserem Geschwafel von der fremden Zivilisation einen derartig in der Krone, daß wir den Mut aufbrachten, per Taxi bei der Kollegin Palma Petrowa vorzufahren, um ihr alles noch einmal zu erklären.
Aber sie ließ sich kein bißchen rühren. »Ich weiß, in was für fliegenden Untertassen ihr euch rumtreibt, und wenn ihr’s dann überhabt, kommt ihr wieder. Aber da habt ihr euch geschnitten…« Sie zeigte mir den Ellenbogen. »Und Gott sei Dank, daß es mir jetzt passiert ist, sonst hätte ich drei Jahre auf die Scheidung warten müssen.«
Vor der Frau konnte einem angst und bange werden! Ihr Mann war im Kosmos, hat mit anderen Zivilisationen Kontakt aufgenommen, und sie… Am liebsten hätte ich sie übers Knie gelegt!
»Bei dieser Lage der Dinge wird das Gericht die Scheidung ablehnen«, sagte ich zu ihr.
Sie lachte wie geistesgestört. »Erzählt ihr das mal dem Gericht, dann werden wir ja sehen, was passiert. Ich reiche jedenfalls gleich morgen die Scheidung ein.«
Hinterher standen wir auf der Straße, nüchtern geworden, in der abendlichen Frühlingskühle zitternd, und unser Enthusiasmus war zusammengerutscht wie das Quecksilber in den Thermometern. Heiliger Bimbam, ob wohl alle die Neuigkeit so aufnehmen würden?
Ich nahm den unglücklichen Kosmosreisenden zum Schlafen mit zu uns nach Hause. Bei uns ist es recht eng, doch meine Frau bewies trotz ihrer Überraschung das ihr angeborene Taktgefühl. Immerhin mußte ich ihr eine Erklärung für das merkwürdige Erscheinen und Aussehen meines verschwundenen Kollegen geben, und ich flüsterte sie ihr in der Küche zu. Ich kann mich nicht beklagen, daß sie mich irgendwann einmal nicht verstanden hätte, aber diesmal schubste sie mich ohne viele Umstände hinaus. »Schon gut, schon gut! Geht jetzt schlafen! Und was wird in den fliegenden Untertassen serviert? Antikognak?«
Ich muß Ihnen sagen, daß sie ebenfalls mit Vergnügen meine Schwarten las, aber so ist die Natur des Bulgaren nun mal: Wenn er hört, daß so was einem Ausländer passiert ist, und wenn’s ein Patagonier wäre, wird er’s glauben, doch sowie es sich um einen Bulgaren handelt – komm, komm, wir wissen schon, was wir wert sind!
Die Nacht verbrachten wir schlecht, so daß wir am Morgen verschliefen, und meine Frau hat mich auch, wer weiß, warum, nicht geweckt. Ich kam viel zu spät, hatte aber genug Mut, noch später zu kommen – ich hielt ja eine mächtige Waffe gegen meinen Direktor in der Hand. Ich berauschte mich sogar an der Vorstellung, wie er vor mir katzbuckeln würde, damit ich bloß kein Wörtchen über die unglückselige Seance mit dem Fahrer fallenließ. Das gab mir mein Selbstgefühl zurück, und ich verkündete Peter, daß noch heute alles geregelt werde. Jetzt weiß ich natürlich nicht mehr, was ich mit diesem »alles« gemeint habe. Petrow wollte losgehn und sich den Kopf rasieren lassen, aber ich revoltierte: Er brächte uns um das einzige Beweisstück, der Dussel, nachdem er nicht genug Verstand gehabt hätte, etwas anderes zu verlangen. Ohne es zu merken, hatte ich die Katze aus dem Sack gelassen, aber zunächst zeigte sich Petrow nur verwundert:
»Was denn
Weitere Kostenlose Bücher