Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
Vom Netzwerk:
Lekowa die Konfliktkommission und das Gewerkschaftskomitee, um Petrows Arbeitsrechtsverhältnis wiederherzustellen. Leider mit keinem größeren Erfolg. Die Kommission kam zu dem Ergebnis, daß die Entlassung dem Gesetz entspreche und sie die kosmische Reise nicht als Rechtfertigung gelten lassen könne, weil es dafür keinerlei Beweise gebe. Das neue Haar sei kein unwiderlegbarer Beweis – trotz seiner ungewöhnlichen Farbe habe es rein irdischen Charakter. Überdies, falls die Behauptung von der kosmischen Reise doch der Wahrheit entsprechen sollte, so sei Petrow freiwillig in die fliegende Untertasse gestiegen, folglich verpflichtet gewesen, die Leitung seiner Dienststelle zu unterrichten und auf dem vorgeschriebenen Weg den erforderlichen Urlaub zu beantragen. Ein Kommissionsmitglied, das etwas von der Relativitätstheorie wußte, bestritt auch die Möglichkeit einer solchen Zeitdehnung, daß eine Stunde einem Erdenjahr gleich werden könnte.
Das Gewerkschaftskomitee, das heimlich mit dem Direktor auf Kriegsfuß stand, gab die Empfehlung, Petrow solle wieder eingestellt oder auf einen anderen Posten versetzt werden, wenn es sein Gesundheitszustand erforderlich machte. Und das ganze Institut lachte. Nicht über die Kommission, auch nicht über Petrow – er war überhaupt nicht vor ihr erschienen –, sondern über mich und die Lekowa.
Wir fanden auch keinen Rechtsanwalt, der bereit gewesen wäre, sich mit seinem Scheidungsprozeß zu befassen, so daß uns auch da eine totale Niederlage bevorstand. Und meine beharrlichen Versuche, die Frage generell zu lösen, indem ich die öffentliche Meinung mobilisierte, gaben ebenfalls kein Resultat. Ich erfuhr lediglich, daß unsere Journalistik in der Frage der Existenz der fliegenden Untertassen in zwei nicht ganz antagonistische Lager gespalten war. So wurde der entscheidende Zusammenstoß mit dem Mann, von dem alles abhing, unvermeidlich.
Kantardshiew ließ mich selbst kommen und schrie mich gleich an, sowie ich die Nase in sein Arbeitszimmer steckte: »Ich erkläre dich öffentlich für unzurechnungsfähig, daß du’s weißt! Oder ich bringe dich vor Gericht. Du hast eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben, hast du das vergessen?«
»Hör mal, warum hast du…«
»Bist du übergeschnappt, Menschenskind? Was ist denn in dich gefahren? Ich kannte dich als ernst zu nehmenden Menschen…«, schaltete er auf die sanfte Tour und auf gutes Zureden um, dann ging er plötzlich wieder hoch: »Wenn du mir noch einen Journalisten schickst, ergreife ich Maßnahmen!«
»Ich begreife nicht, was es dir ausmacht, eine Bescheinigung auszustellen, daß bei einer hypnotischen Séance so und so… oder der Presse eine entsprechende Erklärung abzugeben?« Ich hätte fast geheult.
»Ja, weißt du denn, was du redest? Alle Welt würde mich auslachen. Eine Bescheinigung! Über fliegende Untertassen!«
»Aber du hast doch behauptet, daß die Hypnose…«
»Behauptet, behauptet!« Er beruhigte sich ein bißchen, wahrscheinlich wegen unserer früheren Freundschaft. »Ich hab’ dir gleich damals gesagt, es gilt allgemein als ausgemacht, daß man in der Hypnose die Wahrheit sagt. Aber ist die Hypnose vielleicht zufällig bei der Vernehmung von Verbrechen verboten? Das Gehirn, mein Lieber, ist so ein Brei, daß niemand weiß, was da zutage kommen kann…«
»Aber du glaubst doch…«
»Was ich glaube oder nicht glaube, ist unwichtig! Ich bin Wissenschaftler, man kennt mich auch im Ausland, ich werde mich nicht mit allem möglichen Unsinn bloßstellen. Erklärungen abgeben! Über fliegende Untertassen! Ich bin doch nicht hier!« Er haute eine Flasche Kognak und zwei Gläser auf den Schreibtisch, er hatte diese Stärkung sicherlich selbst nötig. »Komm, machen wir jetzt Schluß mit dieser Geschichte! Warum hast du dich denn da so engagiert? Hast du etwa selber Lust, durch den Kosmos zu segeln? Sogar Petrow verlangt keine Beweise mehr von mir…«
»Nein?«
»Nein. Er, der unmittelbar betroffen ist, zeigt Vernunft und Verständnis…«
Aber es kam nicht zum Anstoßen, weil ich wieder aufsprang.
»Das ist dein Werk! Aber das… das ist ein Verbrechen! Ein Verbrechen an der ganzen Menschheit. Und ich werde es nicht unbestraft lassen!«
Ich sagte das im Affekt und hatte dabei vergessen, daß ich nicht die Macht besaß, wen auch immer zu bestrafen, ausgenommen meine Kinder.
Gleich von der Straße aus rief ich bei der Lekowa an, aber Petrow war nicht da. Ich ging ins Institut. Da saß sie und

Weitere Kostenlose Bücher