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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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einige Zeit krank gewesen sei.
Wenn mir das alles irgendwer anderes dargelegt hätte, hätte ich keine Einwände gefunden, aber jetzt, nachdem ich mich überzeugt hatte, wie unglaublich verschlagen er war, beschloß ich, den Kampf, wie man so sagt, bis aufs Messer zu führen. Bloß daß ich ihm das selbstverständlich nicht gesagt habe.
Die Lekowa, von der inneren Erregung derart verstört, daß sie fast nicht wiederzuerkennen war, paßte mich auf dem Gang ab und schleppte mich sofort ins nächste Café.
»Er ist toll, was?« Offenbar hatte sie schon vor mir eine Kostprobe von der erstaunlichen Wandlung des Chefs bekommen. »Übrigens hat er völlig recht, der Mann.«
»So, meinst du?«
»Aber ja! Weshalb soll man unnötig Lärm schlagen? Wenn er uns rausschmeißt, gibt’s einen Skandal, so aber werden wir den Mund halten, bis er eine Handhabe findet, uns einen nach dem andern abzuschieben.«
Es zeigte sich, daß ich auch sie unterschätzt hatte, aber am Ende blieb mir dann doch die Luft weg. Nachdem ich ihr erzählt hatte, was inzwischen mit Petrow passiert war, wurde sie unversehens mit der Intensität einer routinierten Jungfrau rot und sagte: »Was meinst du, wenn ich ihn zu mir nehme?«
Ich muß sie mit gehörigen Stielaugen angestarrt haben.
»Na ja doch, wir können ihn doch nicht auf der Straße sitzenlassen.«
Es war eine genaue Kopie der Großmut des Direktors, selbst der Tonfall war der gleiche. »Bei euch ist es zu eng, und eine Wohnung ist nicht leicht zu finden. Und bei mir, nach der Scheidung… man hat mir doch die Wohnung zugesprochen. Außerdem bin ich so ungefähr der einzige ihm nahestehende Mensch, der sein Geheimnis kennt…«
Das letzte hatte sie so verträumt ausgesprochen, daß sie meine Existenz offenbar ganz vergessen hatte. Ich wollte es ihr in Erinnerung bringen, winkte aber bloß ab – das war schließlich und endlich ihre Sache. Und mit einem bitteren Vorgefühl dachte ich daran, was diese fliegenden Untertassen wohl noch für Konfusionen auf der Erde anrichten würden.
»Aber wir stecken nicht so leicht auf!« schloß die Lekowa kriegerisch, nachdem sie zu der Überzeugung gelangt war, daß ich mit unserem Kosmosreisenden nichts anderes vorhatte. »Die Welt wird die Wahrheit erfahren!«
Ja, unsere Kollegin stellte sich als prächtiges, tapferes Mädchen heraus!
Den Kampf mußten indes wir beide allein führen, Petrow begann bald innerlich abzubauen, nach seinen Besuchen in Kantardshiews Klinik wurde ihm alles gleichgültig. Er schwieg, schläfrig und zerstreut, wir schafften es nicht einmal, aus ihm herauszuholen, was für einer Behandlung ihn der Professor unterzog. Etwas lebhafter wurde er erst, nachdem er zur Lekowa gezogen war – dieses ehrgeizige Persönchen hatte immerhin erreicht, was es wollte. Heiraten konnte sie noch nicht, der Scheidungsprozeß mußte erst abgeschlossen sein, aber die Lekowa sah völlig glücklich aus, sie blühte in unserem gemeinsamen Kampf für den Triumph der Wahrheit geradezu auf und wurde rundlich.
Das erste, was uns zunächst stark ermutigte, danach aber auch an den Rand der Verzweiflung brachte, war die Entdeckung, daß das spurlose Verschwinden Petrows, einerlei auf welche Weise und aus welchem Grund, keineswegs eine private Angelegenheit des Verschwundenen war. Die einjährige Abwesenheit Peter Petrows hatte schwer zu verwischende Spuren hinterlassen. Die Militärbehörde zum Beispiel hatte ihn wegen irgendwelcher Auskünfte und wegen einer Reserveübung angeschrieben, sie forderte von ihrem Oberleutnant noch immer Rechenschaft, und jetzt hing die Drohung des entsprechenden Paragraphen des Militärstrafgesetzes in ihrer ganzen Schwere über seinem Haupt mit dem geschenkten Haar. Es mußten triftige Gründe dargelegt werden, und das Wehrkreiskommando zeigte sich, vielleicht aus gutem Grund, nicht geneigt zu glauben, daß irgendein fremder Flugkörper unseren Luftraum und unser Territorium verletzt habe, ohne zumindest von den Radaranlagen registriert worden zu sein. Ich lief von Oberst zu Oberst, von General zu General, sie hörten mich höflich und geduldig an, bis sie mich einmal mit der Garnisonsambulanz schnurstracks ins Militärkrankenhaus brachten. Kantardshiew holte mich dort heraus, indem er mich, wie ich später erfuhr, zu seinem Patienten erklärte. In letzter Konsequenz bewahrte er auch Petrow vor dem Militärgericht, indem er wahrscheinlich auf ähnliche Weise seine seelische Verfassung bezeugte.
In der gleichen Zeit bearbeitete die

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