Kontaktversuche
verzweifelten Gesicht.«
»Sie gehen zu weit!«
»Ich antworte Ihnen«, entgegnete Andrej mit rein irdischer Verdrossenheit. »Was sonst?«
»Sie gehen zu weit in Ihrem Widerstreben, sich ganz zu enthüllen.«
Die Worte des Obersten erinnerten ihn an etwas. Ja, natürlich… Doch welche Ähnlichkeit konnte der Oberste mit Elena haben? Er forderte, und sie träumte bloß. Aber das Ergebnis? Hatte Elena eine Vorstellung, was es hieß, alles zu wissen, ohne eine Möglichkeit zu rätseln und zu träumen? Wäre es wohl ein großes Glück für sie gewesen, zu erfahren, daß er keines Gefühls fähig war?
»Sie wissen alles über das Mädchen«, sagte er zum Obersten. »Sie wissen alles, was ich über sie weiß…«
»Sie sind unverbesserlich, aber ich kenne Ihre Gedanken«, sagte der Oberste langsam. »Ich kenne Sie besser als Sie sich selbst… Gehen Sie jetzt hinaus, und warten Sie draußen.« – »Mir scheint, dieser Narr ist verloren«, sagte der Oberste zu seinen Assistenten, als Andrej hinausgegangen war. »Er kennt das Geheimnis der Umwandlung.«
»Aber sie ist unumkehrbar, nicht rückgängig zu machen.«
»Trotzdem… Dieser Narr ist von den Empfindungen des Mädchens hypnotisiert. Er will nicht nur in das Wesen dieser Empfindungen eindringen, sondern sie auch in sich selbst nachvollziehen. Dafür gibt es nur einen Weg – zu werden wie sie.«
»So etwas kann er doch nicht wollen!«
»Leider doch! Er verstopft sein Bewußtsein sehr schlau mit Formeln, die er von dort mitgebracht hat, aber ich habe es gemerkt… Die Hauptschuld trifft dennoch mich. Ich wußte von seinen Begegnungen und habe ihn mit meiner Nichteinmischung ermutigt. Aus seinem Bewußtsein habe ich Informationen über diesen Teil des Planeten geholt, der sich von Grund auf von dem anderen Teil unterscheidet. Ein interessanter Fakt – ein und dieselbe Form des Lebens, der Zivilisation, aber dieser Teil des Planeten ist unvergleichlich viel logischer organisiert. Doch ich habe nicht erkannt, daß die eigentliche Gefahr das Mädchen war… Ich habe nicht beizeiten gemerkt, wie N 3 ungewollt das Bild der irdischen Zivilisation durch die Empfindungen Elenas ersetzt hat und auf etwas zuzutreiben beginnt, das faktisch nicht existieren kann. Hier ist eins der Bilder, die, wie ich glaube, mich anfangs getäuscht haben…« »Sehen Sie das Mädchen, nach irdischen Begriffen ist sie hübsch und repräsentiert jenen modernen Typ, der jetzt dort gefällt. Sie geht über eine schneebedeckte Straße. Der Schnee ist ganz neu, noch sauber und weiß. Es geht kein Wind, deshalb liegt auf den Ästen der Bäume ebenfalls Schnee. Sie biegen sich unter seiner Last. Das Mädchen kommt aus der Schule, morgen ist der erste Ferientag, und sie ist guter Dinge. Dann geht sie über den Platz. Hier liegt neben einer Holzbude ein Haufen frisch geschlagener kleiner Fichten und Kiefern. Die Annahme ist logisch, daß deren Anblick bestimmte Gedanken in ihr hervorrufen wird – sie ist Mathematiklehrerin. Sie denkt nicht an das Holz, das in Industrie und Bauwesen verwendet werden könnte, es geht ihr auch nicht durch den Sinn, daß diese Bäume, ehe sie geschlagen wurden, an der Erzeugung des Sauerstoffs beteiligt waren, ohne den das Leben auf dem Planeten undenkbar ist. Nichts dergleichen! Der Anblick der wahllos hingeworfenen, zerdrückten und mit festgefrorenem Schnee bedeckten Bäumchen führt sie in ihre Kinderjahre zurück. Sie sieht glänzenden Krimskrams, brennende Kerzen, hört Lieder, hat den Geschmack von Pastete im Mund und möchte auf das eingebackene Geldstück stoßen. Sie lächelt gerührt, bleibt vor der Bude stehen und kauft ein Bäumchen, für das sie absolut keine Verwendung hat… Das geschieht ein paar Monate, bevor sie unserem N 3 begegnet, aber sie hat später in seiner Gegenwart an dieses Vorkommnis gedacht.
Auch das andere Bild vom Ende desselben Winters ist nicht viel anders. Der Frühling kommt plötzlich… Eines Nachts wird Elena wach und hört den Wind. Nur daß sie die Bewegung der Luftmassen vom Hoch zum Tief auf eine befremdliche Weise aufnimmt. Sie denkt an den Wind wie an ein Lebewesen! – Am Morgen ist schon keine Spur mehr übrig von dem Schnee, den alle mit seiner schmutziggrauen Farbe schon über hatten. In Wahrheit hatten sie ihn über, weil der Frühling kommen mußte, aber dessen sind sie sich nicht bewußt. Jetzt ist die Erde schwarz, es ist warm, der Wind weht weiter. Von diesem Wind wird aber ein großer Teil des Wassers verdunsten, das
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