Kontaktversuche
in diesem Fall dumm war. Paradox – weder der Chefredakteur noch sonst irgendwer hätte von dem alten Schriftsteller seine Muttersprache lernen können. So gehen diese Sachen nicht vor sich. Aber ich hätte begreifen müssen: Diese Menschen haben ein bestimmtes System der Beziehung zur Welt, uns unverständlich, aber außerordentlich mächtig: ihre irdische Naturgewalt!
Zu spät habe ich die Gefahr entdeckt, die N 3 droht. Nach diesem Besuch bei Elena zu Hause hatte N 3 beschlossen, an den Empfindungen des Mädchens teilzunehmen, falls sie sich auf irgendeine Weise wiederholen sollten. Mir war nicht klar, wie er das machen wollte. Ich ließ ihn holen. Als er meinen Abgesandten sah, überlegte N 3, was wohl geschehen würde, wenn er ihn vernichtete. Außerdem ist auch der folgende Gedanke von ihm festgehalten: Nach den Naturgesetzen, die wir kennen, kann diese Welt nicht existieren. Unterliegen die Naturgesetze Beschränkungen oder wir? – Unwahrscheinlich! Es ist ausgeschlossen, daß Entdeckungen Beschränkung hervorrufen, aber sie wird sie anscheinend immer begleiten… Ich möchte hinzufügen: Sie dürfen nicht denken, daß dies irgendeine Erleuchtung ist und N 3 die Unmöglichkeit seiner Absichten einsehen wird.
Am Tag darauf hat er – wieder in der Hoffnung, daß sich Elenas Empfindungen wiederholten – den Regen angehalten! Dann begegnete er dem Mädchen, das heißt, er machte sich einen Moment, wo sie ein bißchen abwesend war, zunutze und nahm auf der Straße, wo sie ging, irdische Gestalt an. Mein Abgesandter holte sie in der Konditorei ein. N 3 schaute aufmerksam und mit verdächtiger Neugier auf die Empfindungen des Mädchens. Er wartete, beobachtete die Bilder in ihrem Bewußtsein, und sie gingen dahin, wohin N 3 wollte.
Besser, ich zeige Ihnen diese Empfindungen, wie sie mein Abgesandter aufgenommen hat. Er ist in irdischen Dingen nicht so bewandert und deshalb objektiver.
Er sitzt bei ihnen. Das Mädchen schaut nur N 3 an. Elena ist von einem einzigen Wunsch erfüllt, der sie völlig um ihr klägliches bißchen Verstand bringt. Mein Abgesandter hat schon festgestellt, daß ihre Fähigkeit zu denken sie ausschließlich zu dummen Entschlüssen treibt. Sie will mit N 3 irgendwohin gehen, was auch geschehe, und hat sogar die Konventionen ihres Lebens vergessen. Mein Abgesandter sieht ein Zimmer mit einem Bett. Er sieht in Elenas Bewußtsein das Bild eines Kindes, das indes nicht mit im Zimmer ist. Das ist irgendeine Zukunftsprojektion zwischen ihr und Andrej, wie sie unseren N 3 nennt. Das Kind ist ein nichtcodiertes Wesen, eine absolute Willkür der Natur, seine späteren Schritte und Äußerungen sind nicht vorhersehbar!
Sie sitzen einander gegenüber, N 3 und mein Abgesandter. Er hat von mir persönlich weitgehende Vollmachten erhalten, sogar, je nach den Umständen, das Recht, N 3 notfalls zu erlauben, länger dort zu bleiben. Doch er ist so bestürzt, daß N 3 etwas mit einem nichtcodierten Wesen gemein haben kann, daß er beschließt, das widerwärtige Beisammensein unverzüglich abzubrechen. Es entgeht ihm lediglich die Absicht von N 3, ihn zu vernichten, ihn, meinen Abgesandten! Freilich ist diese Absicht durch irdische Gedanken vernebelt, aber sie ist völlig eindeutig, und wenn N 3 nicht zur Tat schreitet, so nur, weil er damit auch das Leben des Mädchens in Gefahr brächte…
Ich betone noch einmal den Gedanken von der Gefahr, die die Unterschätzung neuentdeckter Welten in sich birgt, und stelle Ihnen die Frage: Ist Ihnen klar, was N 3 vorhat?«
»N 3, ich befehle Ihnen, hereinzukommen und unseren Entschluß zur Kenntnis zu nehmen!«
Draußen, wo Andrej hätte warten sollen, war schon lange niemand mehr.
5
Als Andrej aufwachte, fror er. Der Tau hatte seine Sachen durchfeuchtet, und er zitterte vor Kälte. Der Rücken tat ihm von der harten, unebenen Erde weh. Es war dunkel, und man sah nichts außer einen zerrissenen Sternenhimmel. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit – was da über ihm hing und den Himmel zerriß, waren Baumkronen. Die Morgendämmerung war nicht mehr fern, vom Gebirge wehte ein leichter Wind, aber er schien nicht die Bäume zu schaukeln, sondern den Himmel darüber.
Plötzlich sprang Andrej auf und sah sich beunruhigt um. Irgendein Tier brach durchs Gebüsch, und das Rascheln entfernte sich nach oben hin, wobei Steine über den Hang rollten. Hier kann es keine wilden Tiere geben, dachte er, aber sein Herz klopfte weiter unruhig. Sein Mund war
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