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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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darüber zu staunen, daß der Ort so vertraut wirkte. Es kam ihm ganz natürlich vor, daß er wußte, daß das Dorf ein wenig weiter die Bucht entlang lag. Bald würde er neuerlich mit seinen Freunden zusammentreffen, von denen er in einer Welt, die er rasch vergaß, eine Weile getrennt gewesen war.
    Es gab die schwindenden Erinnerungen an einen ju n gen Ingenieur – selbst der Name fiel ihm nicht mehr ein –, der einst nach Ruhm und Weisheit gestrebt hatte. In jenem anderen Leben hatte er diesen Narren gut gekannt, aber jetzt würde er ihm nie erklären können, wie eitel sein Ehrgeiz war.
    Er ging müßig den Strand entlang, die letzten Erinn e rungen an sein Schattendasein fielen mit jedem Schritt von ihm ab, ähnlich wie die Einzelheiten eines Traumes im Tageslicht vergehen.
     
    Auf der anderen Seite der Welt warteten drei besorgte Wissenschaftler in einem verlassenen Laboratorium, die Augen auf einen Mehrkanalkommunikator ungewöhnl i cher Bauart gerichtet. Seit neun Stunden blieb die M a schine stumm. Niemand hatte in den ersten acht Stunden eine Nachricht erwartet, aber das vereinbarte Signal war jetzt seit mehr als einer Stunde überfällig.
    Alan Henson sprang mit einer Gebärde der Ungeduld auf.
    „Wir müssen etwas unternehmen! Ich werde ihn anr u fen.“
    Die beiden anderen Wissenschaftler blickten einander nervös an.
    „Man findet dann vielleicht heraus, von woher der A n ruf kommt!“
    „Nicht, wenn sie uns nicht schon jetzt überwachen. Selbst wenn das der Fall ist, sage ich nichts Auffälliges. Peyton wird es verstehen, falls er überhaupt zu antworten imstande ist …“
    Falls Richard Peyton je die Zeit gekannt hatte, so war dieses Wissen jetzt vergessen. Nur die Gegenwart war wirklich, denn sowohl Vergangenheit als auch Zukunft lagen hinter einem undurchdringlichen Schirm verbo r gen, ähnlich wie eine weite Landschaft von einer Schla g regenwand verdeckt werden kann.
    Peyton war völlig damit zufrieden, daß er die Gege n wart genoß.
    Nichts war von dem rastlos angetriebenen Geist g e blieben, der einst, ein wenig unsicher, aufgebrochen war, um neue Wissensgebiete zu erobern. Für Erkenntnis hatte er keine Verwendung mehr.
    Später konnte er sich an nichts mehr von seinem L e ben auf der Insel erinnern. Er hatte viele Gefährten g e habt, ihre Namen und Gesichter waren ihm jedoch u n wiederbringlich entschwunden. Liebe, Seelenfrieden, Glück – das alles war für einen kurzen Augenblick sein. Und doch konnte er sich an nichts mehr erinnern als an die letzten paar Augenblicke seines Lebens im Paradies.
    Wie merkwürdig, daß es so endete, wie es begann. Wieder einmal befand er si c h neben der Lagune, dieses Mal jedoch war es Nacht, und er war nicht allein. Der Mond, der immer so voll ausgesehen hatte, schwebte niedrig über dem Meer, und sein langes Silberband e r streckte sich weithin sichtbar bis zum Rand der Welt. Die Sterne, die nie ihren Standort änderten, glühten wie stra h lende Edelsteine am Himmel, ohne zu flimmern, prächt i ger als die vergessenen Sterne der Erde.
    Peytons Gedanken waren jedoch auf eine andere Art von Schönheit gerichtet, und er beugte sich wieder zu der Gestalt hinunter, die auf dem Sand lag, der genausowenig golden war wie das Haar, das sorglos darüber ausgebre i tet lag.
    Dann jedoch erzitterte das Paradies und löste sich um ihn herum auf. Als ihm alles, was er liebte, entrissen wurde, stieß er einen Schmerzensschrei aus. Lediglich die Schnelligkeit des Überganges rettete seinen Verstand. Als es vorbei war, war ihm zumute, wie es Adam zumute gewesen sein mußte, als sich die Tore des Paradieses auf ewig hinter ihm schlossen.
    Das Geräusch jedoch, das ihn zurückgeholt hatte, war das allergewöhnlichste von der ganzen Welt. Vielleicht hätte wirklich kein anderes seinen Geist in seinem Ve r steck erreichen können. Es war lediglich das Schrillen seines Kommunikators, der neben der Couch auf dem Boden lag, hier in dem verdunkelten Zimmer in der Stadt Comarre.
    Der Lärm erstarb, als er automatisch die Hand au s streckte, um den Empfangsschalter umzulegen. Er mußte eine Antwort gegeben haben, die den unbekannten Anr u fer zufriedenstellte – wer war bloß Alan Henson? –, denn nach einer sehr kurzen Zeit brach die Verbindung wieder ab. Noch immer benommen, saß Peyton auf der Couch, den Kopf auf die Hand gestützt, und versuchte, sein L e ben neu zu ordnen.
    Er hatte nicht geträumt, darauf hätte er wetten mögen. Es war vielmehr, als hätte er ein

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