Kopernikus 1
rechts und links Türen aneinanderreihten, von denen jede ein halbvertrautes Symbol trug, das Peyton nicht völlig erkennen konnte. Sein schläfriger Geist rang noch immer halbherzig mit diesem Problem, als die M a schine vor einer dieser Türen stehenblieb, woraufhin di e se lautlos aufglitt.
Die mit schwerem Stoff bespannte Couch in dem ve r dunkelten Zimmer wirkte unwiderstehlich. Peyton sto l perte automatisch auf sie zu. Als er auf ihr in den Schlaf hinüberglitt, durchglühte ein Gefühl wärmender Befri e digung seinen Kopf. Er hatte das Symbol auf der Tür e r kannt, wenn auch sein Gehirn zu müde war, um seine Bedeutung zu verstehen.
Es war eine Mohnblume.
Die Funktionsweise der Stadt hatte nichts von Tä u schung, nichts von Böswilligkeit an sich. Unpersönlich führte sie die Aufgaben durch, für die sie geschaffen wo r den war. Alle, die nach Comarre gekommen waren, hatten ihre Geschenke willig angenommen. Dieser Bes u cher war der erste, der sie sogar völlig unbeachtet gela s sen hatte.
Die Integratoren standen schon seit Stunden bereit, aber diesen rastlosen, prüfenden Verstand hatten sie nicht zu fassen bekommen. Sie konnten sich das Warten leisten, wie sie schon die letzten fünfhundert Jahre g e wartet hatten.
Als nun Richard Peyton friedlich in den Schlaf sank, zerbröckelten die Verteidigungslinien dieses merkwürdig starrköpfigen Geistes. Tief unten im Herzen von Comarre wurde ein Schalter umgelegt, und komplizierte, langsam fluktuierende Ströme begannen durch Bänke von Vak u umröhren zu kriechen und zu fließen. Das Bewußtsein, das Richard Peyton III. gewesen war, hörte zu existieren auf.
Peyton war im Nu eingeschlafen. Eine Zeitlang war er völlig dem Vergessen ausgeliefert. Dann kehrten schw a che Bewußtseinsfetzen zurück. Anschließend begann er, wie immer, zu träumen.
Es war seltsam, daß ihm ausgerechnet sein Liebling s traum eingefallen war, und dieser war jetzt noch lebha f ter als je zuvor. Sein ganzes Leben lang hatte Peyton das Meer geliebt, und einmal hatte er die unglaubliche Schönheit der Inseln des Pazifiks vom Beobachtungsdeck eines niedrig fliegenden Linienflugzeuges erblickt. Er war nie dort gewesen, aber er hatte sich oft gewünscht, er könne sein Leben auf einer fernen und friedlichen Insel verbringen, unbehelligt von der Sorge um die Zukunft der Welt.
Es war ein Traum, wie ihn beinahe alle Menschen an irgendeinem Punkt im Leben haben, aber Peyton war verständig genug, um zu erkennen, daß ihn zwei Monate eines solchen Faulenzerdaseins in die Zivilisation z u rückgetrieben hätten, halb verrückt vor Langeweile. In seinen Träumen jedoch zerbrach er sich nie mit solchen Überlegungen den Kopf, und so lag er wieder einmal unter im Winde schaukelnden Palmen, und die Brandung trommelte gegen das Riff außerhalb einer Lagune, die die Sonne in einem azurblauen Spiegel umrahmte.
Der Traum war so außerordentlich lebendig, daß sich Peyton selbst im Traume dachte, daß kein Traum das Recht hätte, so real zu sein. Dann hörte er so urplötzlich auf, daß es in seinen Gedanken einen Bruch zu geben schien.
Bitter enttäuscht lag Peyton eine Weile mit fest g e schlossenen Augen da und versuchte das verlorene Par a dies neuerlich einzufangen. Es nützte jedoch nichts. E t was pochte gegen sein Gehirn und hielt ihn vom Schlafen ab. Überdies war die Couch plötzlich sehr hart und unb e quem geworden. Widerwillig lenkte er seine Gedanken auf die Unterbrechung.
Peyton war immer ein Realist gewesen und nie von philosophischen Zweifeln geplagt worden, und deshalb war der Schock für ihn weit stärker, als er es für viel w e niger intelligente Köpfe gewesen wäre. Nie zuvor hatte er an seiner eigenen geistigen Gesundheit gezweifelt, aber jetzt tat er es. Denn das Geräusch, das ihn aufg e weckt hatte, war das Trommeln der Wellen gegen das Riff. Er lag auf dem goldenen Sand neben der Lagune. Neben ihm seufzte der Wind durch die Palmen, seine warmen Finger streichelten ihn sanft.
Einen Augenblick lang konnte sich Peyton nur vorste l len, daß er noch immer träume. Diesmal jedoch war kein Zweifel mehr möglich.
Solange man geistig gesund ist, kann man die Wir k lichkeit nie mit einem Traum verwechseln. Falls etwas im Universum wirklich war, so war das hier wirklich.
Langsam verging sein Staunen. Er erhob sich, der Sand fiel wie ein goldener Regen von ihm ab. Er schir m te die Augen gegen die Sonne ab und starrte den Strand entlang.
Er nahm sich nicht die Zeit,
Weitere Kostenlose Bücher