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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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begann sie um Hilfe zu schreien. „Hilfe! Hilfe!“ und immer wieder: „Hilfe!“
    Die Richtmikrophone in der Notrufsäule lösten unve r züglich Alarm aus. Ein Stimmautomat meldete Uhrzeit und genaue Position an die zentrale Leitstelle der Polizei, aber auch in das Huldremoor-Museum. Dazu heulten mit Rundumschall die kurzen, eindringlichen Klagelaute der Notsirene. Erschrockene Vogelschwärme schwirrten von ihren heimlichen Nistplätzen in die Luft.
    Olaf stürzte aus seinem Labor, in dem ihn Ulf gerade aufsuchen wollte. Gemeinsam rannten die Brüder zur Startrampe des museumseigenen Luftkissen-Rovers, der immer in Bereitschaft stand. Der Turbinenmotor winselte auf und begann zu heulen. Wenig später machte der H o wer Hawk seinem Namen alle Ehre. Elegant glitt der Schwebefalke mit Höchstgeschwindigkeit über alle B o denhindernisse, hinweg über Schilf und Wasser in die bleiern schimmernde Moorlandschaft hinaus. Die exakte Peilrichtung zielte auf Parzelle F 8.
     
    Nervös lief Ulf in Gundas Zimmer hin und her. „Sie hätte dabei draufgehen können! Viel hat nicht mehr dazu g e fehlt!“
    Das Mädchen versuchte ein Schluchzen zu unterdrü c ken, was ihr mißlang. Die Brüder hatten sie auf eine Li e ge gebettet und in eine warme Decke gehüllt.
    „Du brauchst keine Angst mehr zu haben, Gundamä d chen. Bleib nur ganz ruhig liegen“, versuchte Olaf sie zu beruhigen. „Und du, Ulf, hör endlich auf, hier wie ein Wilder herumzutigern! Bring uns lieber was Hochpr o zentiges!“
    „In diesem Mädchenzimmer gibt’s doch nichts Ve r nünftiges.“
    „Dann mußt du dich eben in den Livingroom bem ü hen!“
    Murrend verzog sich Ulf, ließ aber die Türe offen st e hen.
    „Es war so grauenhaft, so irre …!“ Gunda stöhnte.
    „Versuche dich zu entspannen.“ Olaf kniete neben seiner Schwester auf dem Boden. „Schließ die Augen und zähle langsam von 17 auf 0 zurück. Wie in unseren alten Hypnosespielen! Erinnerst du dich noch?“ Er stre i chelte ihre Stirn.
    Gunda versuchte erst einmal tief durchzuatmen.
    „Bitte, Gunda, zähle!“ Olaf sah unverwandt in ihre Augen.
    „17 … 16 … 15 … 14 …“, begann Gunda.
    „Wie sah er aus?“
    „Ich kann nicht! …“
    „… 13 …“, kommandierte Olaf.
    „13 … 12 … 11 …“
    „Konntest du ihn genau sehen?“
    „Ja“, stöhnte Gunda, „aber … 10 … 9 … es war so schrecklich …“
    Ulfstand mit einer Brandyflasche im Türrahmen. „Es war also ein Mann!“
    Gunda nickte.
    „Groß oder klein?“
    „So wie ihr etwa.“
    „Über ein Meter achtzig also. Willst du einen Schluck?“ Ulf hielt ihr die Flasche hin.
    Gunda schüttelte den Kopf.
    „Zähl weiter“, drängte Olaf.
    „8 … 7 … seine Haut war dunkel.“
    „Dunkel?“ fragten die Brüder wie aus einem Munde.
    „6 … 5 … “
    „Wie ein Mohr? Ein Moor-Mohr?“
    „Sehr witzig“, stänkerte Ulf. Aber Olaf hatte diese Formulierung nicht mit Vorbedacht gewählt, sie war ihm so herausgerutscht.
    „Ganz recht, er war moor- oder mohrfarben.“ Über Gundas Gesicht huschte ein erstes Lächeln, was Ulf zu einem Schluck aus der Pulle ermunterte.
    „Erzähl weiter!“
    „… 4 … 3 …“
    „Ich meinte er zähle n“ , stellte Olaf richtig und erku n digte sich, ob der Mann, der in F 8 so plötzlich aus dem Moor aufgetaucht war, wie ein Hominide aussah.
    „2 … 1 … 0!“ Der Countdown war zu Ende. Jetzt ging es um die nackte Wahrheit.
    „Sah er wie eine Moorleiche aus?“ beharrte Ulf.
    Gunda holte tief Luft: „Ja, wie eine Moorleiche.“
    „Wahnsinn, kompletter Wahnsinn“, murmelte Ulf und setzte die Flasche erneut an die Lippen. Diesmal begnü g te er sich nicht mit einem bescheidenen Schluck.
    „Gunda!“ Olafs Stimme nahm einen beschwörenden Klang an. „Du mußt uns jetzt alles sagen. Bitte! Es ist sehr wichtig für uns, für uns alle!“ Er kniff seine hellen Augen zusammen. „Wie sah der Moormann aus?“
    „Ich kann nicht …“
    „Doch, Gunda, du kannst. Du mußt es uns jetzt sagen!“
    „Er sah aus wie … “ Gunda stockte. Dann stieß sie mit dem Mut der Verzweiflung hervor: „Er sah aus wie unser Vater!“
    Eine wahnsinnige Stille flirrte durch den Raum.
    Plötzlich schrie Ulf: „Sie ist nicht bei Trost! Typische Schocksymptome! Sie phantasiert!“
    Gunda drehte sich zur Wand. „Ich habe gewußt, daß ihr mir nicht glauben werdet.“
    Olaf stemmte sich vom Boden hoch und setzte sich auf den Rand der Liege.
    „Doch, Gunda, ich glaube dir.“
    „Ich

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