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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Schreck, Herr Doktor. Der ist mir richtig in die Glieder gefahren. Und mein Herz ist auch nicht mehr das stärkste. Aber setzen Sie sich doch bitte.“
    Olaf griff sich einen der harten Holzstühle, stellte ihn mit der geraden Lehne zum Fenster und setzte sich Hümmling schräg gegenüber. „Sie wissen, daß mein V a ter Sie besonders geschätzt hat“, leitete er das Verhör ein.
    Hümmlings Lächeln zeichnete hundert Falten in sein Gesicht. „Ja, der Herr Professor, das war ein feiner Mann“, schwärmte er. „Der hatte im kleinen Finger mehr Verstand als das ganze Naturschutzministerium.“
    „Wenn er Sie fragen würde, was es mit diesem näch t lichen Überfall wirklich auf sich hatte, was würden Sie ihm sagen?“
    Hümmling bunkerte unschuldig mit den Augendeckeln. „Das gleiche, was ich auch der Polizei gesagt habe.“
    „Hm“, machte Olaf enttäuscht und startete einen ne u en Versuch: „Gut! Dann übernehme ich jetzt die Fragen: Was trug der Unbekannte am Leib?“
    „ Darauf habe ich nicht so geachtet, Herr Doktor. I r gendwas Unauffälliges jedenfalls.“
    „Fiel Ihnen nichts an seiner Hautfarbe auf, Hümmling?“
    „Seine Hautfarbe … ich würde sagen … wie dunkler Torf.“
    „Und seine Hände – waren die genauso braun?“
    Hümmling zögerte.
    „Waren seine Hände so braun wie das Gesicht, oder könnte er vielleicht Handschuhe getragen haben?“ Olaf bemühte sich seine innere Erregung zu verbergen.
    „Handschuhe?“ Pause. „Ja …“
    „Ja?!“
    „Nein! … Wissen Sie, wenn einer einem an die Gurgel geht, dann setzt da oben allerhand aus …“ Hümmling tippte sich an die Stirn.
    „An die Gurgel? Dann mußten Sie dem Angreifer doch direkt ins Gesicht gesehen haben!“
    „Ja, sozusagen.“
    „Und? Was fiel Ihnen auf?“ Olaf beugte sich vor, als wolle er den alten Mann hypnotisieren. „Was mußte I h nen aufgefallen sein?“
    „Aufgefallen, mir?“ Hümmling blickte auf seine Hä n de, die er ineinander verschränkte.
    „Als Besonderheit, Hümmling! Als Charakterist i kum!“ half Olaf nach.
    „Ich weiß es nicht.“ Es klang wenig überzeugend.
    „Doch, Sie wissen es genau!“ Olaf rückte bis an die Stuhlkante vor.
    „Was kann ein Hominide, ein Wiedergänger, eine au f erstandene Moorleiche, niemals haben, Hümmling? A u gen, intakte Augen! Funktionierende Pupillen! Die Au g äpfel werden von der Humussäure nämlich zuallererst konserviert!“
    Hümmling hob den Blick. Etwas wie Trotz lag in se i nem Ton: „Mir ist aber ganz so, als hätte der Kerl mich richtig angesehen.“
    „ Sieh an !“
    „Was?“
    „Hat er etwas gesagt, Ihr Angreifer?“
    Hümmling schüttelte ausgiebig den Kopf. „Kein Wort. Seine Lippen waren wie zugenäht.“
    Olaf sprang auf. „Sie phantasieren! Moorleichen mit z u genähten Lippen gelten von alters her als bestrafte Ve r räter! Und noch etwas Wichtiges, Hümmling!“ Er baute sich vor dem Mann auf, so daß dieser direkt ins Licht schauen mu ß te. „Trug Ihr Vorzeitmann einen Ring um den Hals? Einen Metallring, der einem Tau nachgebildet war?“
    „Ach, Sie meinen so etwas wie den bronzenen Opfe r schmuck, den wir in einer der Vitrinen haben?“ fragte Hümmling blinzelnd zurück.
    „Ganz recht. Ich meine die Schlinge um den Hals, wie man sie früher gewissen Ritualopfern als Passierschein ins Jenseits mitgab.“
    Hümmling wirkte erleichtert. „Also das weiß ich mit Sicherheit … einen solchen Opferschmuck trug der U n bekannte nicht um den Hals!“
    „Sehr gut!“ Olaf setzte sich wieder hin. „Unsere Sammlung ist also vollständig geblieben. Es fehlt nichts davon?“
    „So kann man das auch nicht sagen …“
    „Hat der Eindringling etwas mitgehen lassen?“ Ein neuer Aspekt schien sich aufzutun.
    „Nein, nicht dieser Dingsda, sondern der Herr … der Herr Professor!“
    „Mein Vater?“ Plötzlich spürte Olaf die harte Hol z lehne schmerzhaft in seinem Rücken.
    „Ja“, antwortete Hümmling nickend und begann von einer Beobachtung zu erzählen, die er zufällig nach Dienstschluß durch eines der Museumsfenster gemacht hatte. Angezogen von dem Widerschein einer Han d leuchte hatte er gesehen, wie Professor Nevart etwa eine Woche vor seinem Tod eine der Vitrinen aufsperrte und ihr einen Griffdolch entnahm. „Schönes Stück, Bronz e zeit!“ präzisierte der Aufseher und berichtete weiter: „Ich dachte, vielleicht braucht der Herr Professor ihn für eines seiner Experimente. Geredet haben wir nie darüber. Als ich

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