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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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jetzt, also nach dem Einbruch und Überfall, nochmals sämtliche Exponate verglich, sah ich, daß das Artefakt immer noch fehlte.“
    „Sie reden wie der Professor persönlich“, sagte Olaf und dachte angestrengt nach.
    „Ich hab’ ja oft genug mit ihm geplaudert“, hörte er Hümmling stolz verkünden.
    Ein Bronzedolch? Olaf verabschiedete sich schnell und versprach, das Prunkstück zurückzubringen, falls er es im väterlichen Arbeitsstudio finden würde.
    „Das wäre besser, als ihn zwischen die Rippen zu b e kommen!“
    Olaf, der gerade nach der Türklinke griff, stutzte.
    „Man hat schließlich Angst“, ergänzte der Wärter. „Wenn dieser Moor-Dracula noch einmal hier au f kreuzt …“
    „Wissen Sie was? Stecken Sie sich ab sofort ein paar Knoblauchzehen in die Hosentasche!“
    „Da werden sich unsere Museumsbesucher aber fre u en“, meinte der Alte grinsend. „Nee, nee, da laß ich mich lieber vorzeitig in den Ruhestand versetzen.“
    „Mann, Hümmling, wir brauchen Sie doch hier wie ein Stück Brot! Keine Angst – das, wofür sich Ihr Hom i nide interessierte, hat er sich ja bereits geholt.“ Olaf steckte einen Geldschein in den silbernen, längst zwec k entfremdeten Weihwasserkessel neben der Tür, hörte ein „Aber das ist doch nicht nötig, Herr Doktor“ und sagte: „Sie haben mir wirklich sehr geholfen, Herr Hümmling. Vielen Dank, baldige Besserung und auf Wiedersehen!“ Er trat ins Freie, aber er atmete nicht freier. Der fehlende Bronzedolch warf neue Probleme auf. Und er hatte schon genug davon.
    Drinnen murrte Hümmling in seinem Weidensessel: „Knoblauchzehen in der Hosentasche … Witze sind das!“
     
    Ulf hatte es keine Ruhe mehr gelassen. Auf eigene Faust, ohne seinen Geschwistern auch nur ein Wort davon zu verraten, fuhr er zum nächsten Autobahnanschluß, ließ sich elektronisch mit seinem Sicherheitsvehikel in die entsprechende Leitlinienspur einfädeln und brauste in Richtung Großstadt, an deren Siedlungsrand eines der modernsten Bestattungs-Etablissements lag.
    Fünfundvierzig Minuten später fuhr er auf eines der Parkdecks, die noch nicht mit den Fahrzeugen Schaul u stiger überfüllt waren, so wie an manchen Wochenenden, an denen diese Friedhofsanlagen bei den Gräbertouristen größeren Anklang fanden, als anderswo Vergnügung s parks.
    Als sich Ulf unter der Kuppel aus bunten Segmentgl ä sern einfand, die sich je nach Sonnenstand heller oder dunkler verfärbten, und in der Leitzentrale sein Anliegen vorbrachte, stieß er auf den dritten Geschäftsführer des respektablen Unternehmens, der – ein Kenner und Vere h rer einiger Schriften von Professor Nevart – es sich nicht nehmen ließ, Ulf persönlich auf seinem schweren Gang zu begleiten. Dabei erwies er sich lästigerweise als R e klamepapagei in eigener Sache.
    „Jedenfalls wünschte der Professor um keinen Preis verbrannt zu werden!“ betonte er gleich mehrfach. „Für diesen Kundenkreis haben wir die frühchristliche Trad i tion der Arkosolbestattung w iederaufleben lassen.“
    „Aufleben lassen für die Toten“, kommentierte Ulf, was den Herrn im schwarzen Anzug mit dezenten Meta l licstreifen etwas aus dem Konzept brachte.
    „Wieso? … Ach so!“ Und weiter strömte der Red e fluß: „In den römischen Katakomben bezeichnete man die Wandnischen für die Verstorbenen als ‚loculi’, als Plätzchen oder Örtchen.“
    „Gewissermaßen ein stilles Örtchen für die Dahing e schiedenen.“
    „Ihre Assoziation scheint mir etwas pietätlos in Anb e tracht …“
    „Loculi“, unterbrach ihn Ulf. „Ich bin sicher, daß g e rade der Doppelsinn für Vater den Ausschlag gab, sich in einer Ihrer Wandnischen zur ewigen Ruhe zu begeben. Papa war ein witziger Patron. Ein guter Scherz ging ihm über alles. Und koste es das Leben!“
    „Pardon?“
    „Eine seiner Redensarten!“
    Sie verließen das Personenbeförderungsband, auf dem sie durch den überdachten Bereich der Anlagen geglitten waren, und betraten das Freiluftareal Nummer 17, wie eine Tafel schwarzgolden verkündete. Hier waren die Wege mit feinem Kies bestreut, der unter ihren Sohlen knirschte. Von irgendwoher tönte quadrophonisches V o gelgezwitscher. Eine riesige Trauerweide ließ pietätvoll in einem künstlichen Windstrom die Blätter an ihren za r ten Ästen rascheln.
    „Aus verrottungsfester Vollplastik“, erklärte der Mann im schwarzen Anzug mit dem eleganten Metallic-Zebra-Effekt qualitätsbewußt.
    Mit der Geste eines Schauspielers

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