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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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spielt es keine Rolle mehr. Vielleicht erinnern Sie sich einmal an dieses Geschenk, wenn wir uns wiedersehen, und überdenken Ihre Entscheidung bezüglich eines Partners.“
    Mythili öffnete den Mund, um es abzulehnen, sie hörte dieselbe Scheinheiligkeit in seiner Freundlichkeit, die sie auch in seinem Schimpfen gehört hatte. Aber noch bevor sie etwas sagen konnte, griff Chaim nach dem Paket und nahm es aus Fitchs Händen, begleitet von einer knappen Verbeugung. „Danke. Wir wissen das zu schätzen.“ Die Feindseligkeit war aus seinen Augen gewichen, er wirkte fast freundlich. Mythili schloß den Mund wieder, ohne einen Ton gesagt zu haben, schwieg voller Überr a schung.
    „Viel Glück für Sie.“ Auch Fitch verbeugte sich unb e holfen, um dann wieder im Labyrinth der Kartons zu ve r schwinden, so unerwartet, wie er gekommen war.
    Der Verkäufer schüttelte den Kopf, eine Hand schwenkte die Inventarliste. „Was soll man dazu sagen? Das ist der erste Gegenstand, den er innerhalb einer ha l ben Gigasek bar bezahlt hat – und nun gibt er ihn weg.“ Sein schwarzer Schnurrbart bewegte sich, als er die Li p pen spitzte und verschwand.
    Mythili sah zu Chaim, der den Sondierer noch immer in Händen hielt. „Warum möchtest du dich binden – w e gen diesem dünnen Stückchen Quarz?“ Mehr neugierig als böse. „Er sah aus, als hätte er noch nie genug Material gefunden, um sich auch nur eine Tasse Wasser leisten zu können. Warum hast du das von ihm angenommen?“ Sie beugte ihren Kopfüber die Verpackung.
    „Weil wir es brauchen können. Das ist das erste G e bot.“ Chaim betrachtete sie unverwandt, zwang sie, ihm zuzustimmen. „Und aus dem einfachen Grund, weil es uns, wenn wir keinen Erfolg haben, in einer Gigasek ebenso lausig wie ihm jetzt geht.“ Er ließ den Sondierer los und sah zu, wie er hinabtrudelte und auf den Stapel der anderen Gegenstände fiel.
     
    „Start.“ Mythili berührte die letzte Taste der langen Re i he und fühlte den fast unmerklichen Ruck, als das Schiff von der Stasis zur Bewegung überging. Sie begannen sich langsam zu bewegen, fast wie ein historischer Zug, dachte sie, hinaus und fort von den Dockanlagen. Wä h rend sie durch die unbedeckte Luke hinaussah, fühlte sie die Fesseln ihrer eigenen Existenz von ihr abfallen, sie verschwanden ebenso wie das Gefängnis, zu dem Mekka in den vergangenen Megasekunden für sie geworden war. Eine freudige Erregung durchpulste sie, unerwartet, eine sanfte Explosion beschleunigter Herztöne, die ihre Venen durchströmte, während sie hinausblickte in die unendl i che Nacht, der Sternenhimmel erhob sich wie das stra h lende Versprechen eines neuen Anfangs hinter Mekkas zerklüftetem Horizont.
    Sie blickte beiseite, angesichts des leisen Geräusches, des Seufzers eines anderen, und sah Chaim Dartagnan außerhalb ihrer Reichweite eng an das Instrumentenpult gedrückt stehen. Ihr Hochgefühl erlosch, wurde zu einer unmerklichen Kompression ihres Kreislaufs. Ihre Freiheit war eine Illusion, unsicher, vergänglich wie das Leben einer Fliege. Es bestand keine Aussicht auf eine zweite Reise, sollte diese ein Mißerfolg werden. Und ganz egal, ob sie Erfolg hatten oder nicht, sie würde seine Gege n wart erdulden müssen; die dunklen, unergründlichen Gewässer, die jeder Blick von ihm in ihrem Verstand zum Wogen brachte. Sie spürte, wie ihr Geist Bilder der Vergangenheit auf den Bildschirm der Gegenwart proj i zierte, wie er das schon viele Male zuvor auf den kahlen Wänden ihres gemieteten Zimmers getan hatte … als sie das letzte Mal ein Schiff mit Chaim Dartagnan an Bord geflogen hatte, die Demütigung, das Leid, der Tod Se k ka-Olefins – der Tod, der fast ihr eigener geworden wäre, verschuldet durch Dartagnans Schwäche.
    Chaims Blick wandte sich zu ihr, löste sich von der weitgespannten Schwärze des Himmels, als könne er die Intensität ihrer Gedanken hören. Unmerklich schüttelte er den Kopf, eine unbewußte Geste, sie wußte nicht, ob er sich auf seine eigene Realität neu besann oder sie ve r neinte.
    Mekka war nun vollständig aus ihrer Sicht ve r schwunden; die ferne, edelsteinglitzernde Sonne erfüllte die Luken und die Wiedergabeschirme. Ohne Komme n tar wandte sie sich wieder dem Instrumentenpult zu. Der kaum wahrnehmbare Schub der nuklearelektrischen R a keten des Schiffes war langsam, aber konstant beschle u nigend; so begann ihre lange Reise vom Demarchy hi n aus, dem breiten, schwebenden Torus entgegen, der den

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