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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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nicht egal.“ Aber ein Teil von ihr schrie lautlos, das sei eine Lüge, Nein, o Gott, ich gebe keinen roten Heller darauf; es ist alles sinnlos … Ihre Hand zuckte empor in die Luft und griff ins Nichts.
    „Mythili – ist alles in Ordnung mit dir?“ Sein Ärger verschwand so schnell, wie er gekommen war; seine Stimme wurde sanft, seine Betroffenheit wallte ihr en t gegen und berührte ihre Fingerspitzen wie ein sanfter Hauch. „Kann ich dir helfen? Laß mich dir helfen, wenn ich dazu in der Lage bin …“
    Sie zog ihre Hand fort und nahm sich und ihre Stimme zusammen. „Es ist nichts.“ Vergangenheit und Gege n wart schlossen sich zu einem unentrinnbaren Käfig gl ü henden Stahles zusammen.
    Die Stille zwischen ihnen sagte mehr als tausend Wo r te. „Mir geht es nicht gut.“ Endlich, das Eingeständnis einer Schwäche, die sie niemals zugeben würde. „Es ist, als wäre ich allein auf diesem Schiff!“ Sie verstand die überragende Vehemenz dieser Worte nicht, wollte sie nicht verstehen. „Ich weiß, daß du mir ausgewichen bist. Aber verdammt, ich habe dir keinerlei Gründe dafür g e liefert, oder doch?“
    „Keine Gründe? Welchen Grund brauche ich schon außer deinem bloßen Anblick!“ Nun wandte sie sich doch ganz um, um ihn anzusehen, während sie durch ihr störrisches Haar fuhr.
    „Was zum …? Was soll das bedeuten, um Gottes wi l len?“ Sein Gesicht wirkte angespannt.
    „Es bedeutet, daß ich mich jedesmal, wenn ich dich s e he, daran erinnere, was auf Planet Zwei geschehen ist.“ Sie fühlte Siamangs grobe Hände, die an ihrer Kleidung zerrten, was er ihr antun wollte und fast angetan hätte, bevor man sie auf der leblosen Oberfläche im Stich ließ … „Es ist geschehen, weil du mir nicht geholfen hast, weil du nicht den Mut hattest, Siamang gegenüberzutreten. Du hast mich als ein Pfand benutzt, um dein eigenes Leben zu retten und jedesmal, wenn ich dich sehe, fällt mir das wieder ein.“
    „Und was, zum Teufel, soll ich deiner Meinung nach deshalb tun?“ Er hielt die Hände empor, doch sie waren zu Fäusten geballt. „Soll ich mich selbst verstümmeln, damit du das nicht mehr sehen mußt?“ Eine Hand fuhr zu seinem Gesicht, als habe er tatsächlich vor, die Finger in das Fleisch zu bohren. „Möchtest du einen Prügel, um damit auf mich einschlagen zu können? Ist es das, was du von mir willst? Großer Gott, Mythili, glaubst du, es gibt auch nur eine Sache, die du mir sagen könntest, die du mir antun könntest, die du von mir denken könntest – und die ich nicht schon selbst getan habe?“ Seine Hände sanken herab. „Aber das ändert nichts … Was auf Planet Zwei geschah, ist geschehen. Ja, ich hatte Angst, ich wollte nicht sterben. Ich habe mein möglichstes getan – aber es genügte nicht. Ich würde alles tun, um es wiede r gutzumachen, aber ich kann nichts tun! Ich wünsche bei Gott, du hättest gegen mich ausgesagt und es damit hinter uns gebracht.“
    „Ich habe keine Ahnung, warum ich das nicht getan habe!“ Ihre Stimme brach unter der Last dieser Lüge, dem Wissen, warum sie nie Forderungen an ihn gerichtet hatte und warum sie es niemals ruhen lassen konnte … „Aber ich habe es nicht getan. Und weil ich es nicht g e tan habe, muß ich auch mit den Konsequenzen leben, nehme ich an. Ich muß mit der Tatsache fertig werden, daß wir beide auf diesem Schiff sind – zusammen.“ Mit schwacher Stimme. Sie umklammerte den Nahrungsmi t telbehälter mit den Händen, als wäre er eine zurückg e wiesene Gottesgabe, ein nutzloses Gebet um Verständnis. Sie trug ihn ungeschickt zu einem magnetischen Tablett und spürte, wie er auf der Oberfläche haftete, und wünschte sich, eine ähnliche Kraft würde ihr eigenes L e ben stabilisieren und ihm Halt geben. „Was für Veränd e rungen hättest du denn gerne?“
    Seine Kiefer mahlten. „Ich muß gelegentlich ein menschliches Gesicht sehen – deines muß genügen, da es das einzige hier ist außer meinem eigenen. Ich bitte dich ja nicht um deinen Körper, bei Gott …“ Er erwartete e i nen Protest, als sie ihren Mund öffnete. „… ich möchte nur die Mahlzeiten mit dir gemeinsam einnehmen. Das ist alles. Du mußt nicht einmal mit mir reden, wenn du mir nichts zu sagen hast.“
    „In Ordnung.“ Sie nickte, und gleichzeitig fühlte sie e i ne gewaltige, unvorstellbare Erleichterung, die sie erfüllte. „Ich glaube, das ist nur fair.“ Sie wußte, daß es zugleich mehr als das und doch auch wieder weniger war.

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