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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Hauptgürtel bildete, wo vor dem Bürgerkrieg die Meh r heit der Bevölkerung des Himmelssystems gelebt hatte – wo die Mehrheit gestorben war.
    Der Bürgerkrieg hatte den Hauptgürtel in einen giga n tischen Friedhof verwandelt, seine Planetoiden in Gra b steine für hundert Millionen Menschen. Das Demarchy, isoliert in den vier Trojanern – eine Gruppe von Plan e toiden im Orbit des ringförmigen Gasgiganten Diskus –, hatte sich als größtenteils unzerstört erwiesen, eine der wenigen glücklichen Fügungen. Der Kampf ums nackte Überleben, der dem Krieg folgte, hatte den Hauptgürtel nahezu aller sichtbaren technologischen Anlagen beraubt, doch individuelle Glücksritter durchkämmten die Ruinen noch immer und hofften auf einen glücklichen Fund, der sie reich machen oder ihnen wenigstens eine weitere S u che ermöglichen würde … „ Was ist, wenn wir den Gürtel erreichen? Wo wollen wir beginnen?“ Es war ihr una n genehm, das fragen zu müssen, sie versuchte, dies in i h rer Stimme nicht zum Ausdruck zu bringen.
    „Wir beginnen, sobald wir dem ersten Felsbrocken nahe genug sind, um ihn vermessen zu können. Mein alter Herr übersah nie etwas, selbst wenn es nicht in den offiziellen Listen verzeichnet war. Jeder andere Prospe k tor, der jemals im Hauptgürtel war, besitzt dieselben L i sten, die wir auch haben, und diese Objekte werden schon seit mehr als einer Lebensspanne durchforscht.“ Fast gewaltsam drückte er eine Reihe von Knöpfen auf dem Kontrollpult, und eine Navigationsliste erschien auf dem mittleren Bildschirm zwischen ihnen. „Natürlich brachte ihm auch das niemals etwas Gutes ein, nicht in der ganzen Zeit, in der ich mit ihm zusammen war. Er hatte ‚große Vorstellungen ’ , wie Fitch sagte, und nichts weiter. Immer war er sich sicher, er könnte eine jener Batterieanlagen finden, die während des Krieges verl o rengingen, oder gar ein verlorenes Raumschiff in einem Sonnenorbit – oder auch die vollkommene Glückseligkeit in einem verdammten Hydrotank, nach allem, was ich weiß –, hätte er nur ein besseres Schiff oder mehr Ausr ü stung gehabt oder einen Steinbrecher … Sie sind alle gleich, diese verdammten Narren, die nach ihrem Na r rengold suchen.“ Er drückte einen weiteren Knopf, und der Bildschirm wurde wieder leer. Er seufzte, um seinen Ärger zu verscheuchen. „Aber dann … schließlich zahlte sich einer seiner hirnverbrannten Einfälle für ihn aus, zum guten Ende.“
    Überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Tatsächlich? Aber warum bist du dann nicht …?“
    „… reich?“ Er lachte in gleicher Weise, wie er die Knöpfe gedrückt hatte: hart. „Weil er einen Unfall hatte, der ihn tötete, bevor er seine Arbeit abschließen konnte. So kehrte sein Glück sich schließlich zum Unglück.“
    „Was ging schief? Was geschah mit ihm?“ Sie fragte ungeachtet der inneren Stimme, die sie zum Schweigen zwingen wollte.
    „Ich habe keine Ahnung.“ Chaims Arm rieb sich die Magengegend, seine Hand zupfte unruhig an seinem Overall. Mythili fühlte, wie ihr eigener Magen sich z u sammenzog und umdrehte, als sie sich erinnerte, was mit Sekka-Olefin geschehen war. „Aber für ihn spielt das keine Rolle mehr. Und wahrscheinlich spielt es bald für niemanden mehr eine Rolle, nicht einmal für mich.“ Er stieß sich vom Pult ab, erreichte den Schacht zu den ti e ferliegenden Stockwerken und verschwand darin.
    Worte stiegen in ihr auf und purzelten wie Perlen g e gen ihre Zähne, kalt und schwer. Aber sie wandte sich wieder dem Pult zu und beobachtete das Chronometer, das die Sekunden hinwegtickte wie ein Zählwerk, das die Sterne zählte.
     
    Das Zählwerk zählte unerbittlich weiter. Aus Sekunden wurden Kilosekunden und schließlich Megasekunden, Mythili webte Gedankengespinste, die Chaim Dartagnan, so gut es ging, ausschlossen, ihr Verstand, der ihn ign o rierte, war ebenso einsam wie die Nacht, die sie durc h querten.
    Doch selbst die Einsamkeit wandte sich gegen sie, sie brachte nicht den ersehnten Frieden gedanklicher Muße, sondern ließ Raum für wildwuchernde Erinnerungen, dornig und bitter. Wohl konnte sie die Vergangenheit verleugnen, auch die Gegenwart, aber niemals beides zugleich; immer deutlicher konnte sie die Ähnlichkeit dieser Reise mit der letzten sehen, die sie unternommen hatte, zusammen mit Dartagnan , dem Medienmann, und Sabu Siamang, dem Mörder. Es existierte keine Zuflucht in der Stille, keine Behaglichkeit durch Mißachtung ihrer Situation,

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