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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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seiner beiden Söhne diese nostalgische Feuerstelle – ohne Genehmigungsverfahren, versteht sich – eingebaut. Auch das geflochtene Mobiliar widersprach den üblichen Einrichtungsnormen vorgefertigter Allzweckwohnlandschaften aus Kunststoff. Vielleicht sprachen die Geschwister deshalb auch nie von einem Wohnzimmer, sondern immer nur von ihrem Livingroom. Diesem kleinen, persönlichen Lebensraum, der wie eine Rettungsinsel am Rande der weiten Moorlandschaft ankerte; diesem Moor mit seiner Urweltlichkeit, seinen botanischen und ornithologischen Reizen und den Gefahren, die in ihm lauerten.
    „Gunda war die einzige, die Vater wenigstens ab und zu ein wenig aufheitern konnte. Er verkroch sich in letzter Zeit förmlich in sein Arbeitsstudio. Wir sahen ihn oft tagelang nicht“, brachte Olaf den Dialog wieder in Gang.
    „Nur dem Heidetempel stattete er regelmäßige Besuche ab. Sonst brauste er mutterseelenallein mit dem Luftkissen-Rover über das Moor und inspizierte seine Versuchsparzellen“, setzte Gunda fort.
    Ulf krampfte die Hände ineinander: „Und weiter?“
    „Der bakterielle Inkohlungsprozeß, die künstliche Vertorfung mittels synthetischer Humussäuere – ich glaube, Vaters jahrelanger Einsatz hat sich gelohnt, Ulf.“
    „Schnellkompostierung durch Aktiv-Verrotter? Das könnte eine Revolutionierung der Agrarwirtschaft bedeuten. Vor allem in unfruchtbaren Regionen.“ Ulfstand erregt auf.
    „Wie pflegte Vater zu sagen …?“
    „Das Moor ist für den Wissenschaftler eine Herausforderung wie die Tiefsee und der Weltraum“, schnappte Olafseiner Schwester die Sentenz weg.
    „Genau!“ bestätigte Gunda und ereiferte sich temperamentvoll: „Und was hat der Mensch mit seinen Moorreservaten gemacht? Entwässert, mit Kanalnetzen durchzogen, großflächig abgetorft, meliorisiert, ausgebeutet! Kurz, was die Natur in zehn Jahrtausenden wachsen ließ, starb in drei Jahrhunderten durch Menschenhand.“
    „Sie hörten das Klagelied des hübschesten Schlammspringers von Thyrsfeld“, witzelte Ulf.
    „Ekelbrüder seid ihr, Ekelbrüder!“ Gunda hielt es nicht länger auf ihrem Stuhl.
    „Und wenn wir dich zu einem Versöhnungstrunk in den Moor-Krug einladen?“ lenkte Olaf ein.
    „Akzeptiert“, sagte Gunda und lächelte, „gehen wir!“
    „Langsam“, bremste Olaf und ging zur Wandkonsole mit dem Datenspeicher.
    „Ich habe bereits alle Videotexte als Hardcopy blitzdrucken lassen. Nichts Besonderes dabei“, drängelte die Schwester.
    Olaf überflog den Textstreifen: „Oh, der Direktor des Zentralinstituts für Vorgeschichte will morgen per Rotortaxi eintrudeln. Ich wette, daß er bei der Laserdurchleuchtung unseres eingeblockten Moormannes einige Überraschungen erleben wird.“
    Ulf trat neben die Konsole: „Inwiefern?“
    „Weil ich ‚ein Ergebnis mit Paukenschlag’ erwarte, wie Vater zu sagen pflegt.“
    „Pflegte!“ verbesserte der ältere Bruder.
    Die Antwort, die Olaf auf der Zunge lag, schluckte er hinunter. ‚Du hast ja keine Ahnung’, dachte er.
    Gunda schaltete automatisch den Anrufspeicher der Tele-Info ein. Plötzlich klang eine dunkle Stimme durch den Raum.
    „Hier spricht R.T.G. Sie hören einen Hinweis für Doktor Olaf Nevart!“
    „Wer ist R.T.G?“ fragte Gunda schnell und leise.
    Olaf zuckte die Schultern.
    „Nur wer es nicht kennt, kennt es“, ließ die imposante Stimme verlauten. „Wer es erkennt, der weiß es nicht … Nicht erkannt vom Erkennenden, erkannt vom Nichterkennenden. R.T.G.“
    Der Lautsprecher schwieg.
    „Nur wer es nicht kennt, kennt es“, wiederholte Olaf. „Wer es erkennt, der weiß es nicht“ … Pause … „Aber das ist doch eines von Vaters Lieblingskryptogrammen!“
    „Mann, du hast recht“, pflichtete Ulf ihm bei.
    „Und Ertege?“ fragte Gunda.
    „Klingt nach Abkürzung, aber ich werde nicht schlau daraus“, gab Olaf zu.
    „Dann fahren wir jetzt in den Moor-Krug! Ihr habt es versprochen. Der Tag war turbulent genug. Und wir haben noch nicht einmal richtig Wiedersehen mit Ulf gefeiert!“ Gunda hakte sich bei ihren Brüdern unter und marschierte energisch in Richtung Ausgang. Doch zum Feiern war keinem von ihnen zumute. Das Echo der dunklen Männerstimme hallte in ihren Gedanken nach …
    Nicht erkannt vom Erkennenden,
    Erkannt vom Nichterkennenden.
     
    Die Schreckensnachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Jedenfalls erfuhren die meisten Thyrsfelder davon, noch bevor die Moderatorin der 8-Uhr-Nachrichten sich als Holoprojektion mit

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