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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Kompression ihres Kreislaufs. Ihre Freiheit war eine Illusion, unsicher, vergänglich wie das Leben einer Fliege. Es bestand keine Aussicht auf eine zweite Reise, sollte diese ein Mißerfolg werden. Und ganz egal, ob sie Erfolg hatten oder nicht, sie würde seine Gegenwart erdulden müssen; die dunklen, unergründlichen Gewässer, die jeder Blick von ihm in ihrem Verstand zum Wogen brachte. Sie spürte, wie ihr Geist Bilder der Vergangenheit auf den Bildschirm der Gegenwart projizierte, wie er das schon viele Male zuvor auf den kahlen Wänden ihres gemieteten Zimmers getan hatte … als sie das letzte Mal ein Schiff mit Chaim Dartagnan an Bord geflogen hatte, die Demütigung, das Leid, der Tod Sekka-Olefins – der Tod, der fast ihr eigener geworden wäre, verschuldet durch Dartagnans Schwäche.
    Chaims Blick wandte sich zu ihr, löste sich von der weitgespannten Schwärze des Himmels, als könne er die Intensität ihrer Gedanken hören. Unmerklich schüttelte er den Kopf, eine unbewußte Geste, sie wußte nicht, ob er sich auf seine eigene Realität neu besann oder sie verneinte.
    Mekka war nun vollständig aus ihrer Sicht verschwunden; die ferne, edelsteinglitzernde Sonne erfüllte die Luken und die Wiedergabeschirme. Ohne Kommentar wandte sie sich wieder dem Instrumentenpult zu. Der kaum wahrnehmbare Schub der nuklearelektrischen Raketen des Schiffes war langsam, aber konstant beschleunigend; so begann ihre lange Reise vom Demarchy hinaus, dem breiten, schwebenden Torus entgegen, der den Hauptgürtel bildete, wo vor dem Bürgerkrieg die Mehrheit der Bevölkerung des Himmelssystems gelebt hatte – wo die Mehrheit gestorben war.
    Der Bürgerkrieg hatte den Hauptgürtel in einen gigantischen Friedhof verwandelt, seine Planetoiden in Grabsteine für hundert Millionen Menschen. Das Demarchy, isoliert in den vier Trojanern – eine Gruppe von Planetoiden im Orbit des ringförmigen Gasgiganten Diskus –, hatte sich als größtenteils unzerstört erwiesen, eine der wenigen glücklichen Fügungen. Der Kampf ums nackte Überleben, der dem Krieg folgte, hatte den Hauptgürtel nahezu aller sichtbaren technologischen Anlagen beraubt, doch individuelle Glücksritter durchkämmten die Ruinen noch immer und hofften auf einen glücklichen Fund, der sie reich machen oder ihnen wenigstens eine weitere Suche ermöglichen würde … „Was ist, wenn wir den Gürtel erreichen? Wo wollen wir beginnen?“ Es war ihr unangenehm, das fragen zu müssen, sie versuchte, dies in ihrer Stimme nicht zum Ausdruck zu bringen.
    „Wir beginnen, sobald wir dem ersten Felsbrocken nahe genug sind, um ihn vermessen zu können. Mein alter Herr übersah nie etwas, selbst wenn es nicht in den offiziellen Listen verzeichnet war. Jeder andere Prospektor, der jemals im Hauptgürtel war, besitzt dieselben Listen, die wir auch haben, und diese Objekte werden schon seit mehr als einer Lebensspanne durchforscht.“ Fast gewaltsam drückte er eine Reihe von Knöpfen auf dem Kontrollpult, und eine Navigationsliste erschien auf dem mittleren Bildschirm zwischen ihnen. „Natürlich brachte ihm auch das niemals etwas Gutes ein, nicht in der ganzen Zeit, in der ich mit ihm zusammen war. Er hatte ‚große Vorstellungen’, wie Fitch sagte, und nichts weiter. Immer war er sich sicher, er könnte eine jener Batterieanlagen finden, die während des Krieges verlorengingen, oder gar ein verlorenes Raumschiff in einem Sonnenorbit – oder auch die vollkommene Glückseligkeit in einem verdammten Hydrotank, nach allem, was ich weiß –, hätte er nur ein besseres Schiff oder mehr Ausrüstung gehabt oder einen Steinbrecher … Sie sind alle gleich, diese verdammten Narren, die nach ihrem Narrengold suchen.“ Er drückte einen weiteren Knopf, und der Bildschirm wurde wieder leer. Er seufzte, um seinen Ärger zu verscheuchen. „Aber dann … schließlich zahlte sich einer seiner hirnverbrannten Einfälle für ihn aus, zum guten Ende.“
    Überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Tatsächlich? Aber warum bist du dann nicht …?“
    „… reich?“ Er lachte in gleicher Weise, wie er die Knöpfe gedrückt hatte: hart. „Weil er einen Unfall hatte, der ihn tötete, bevor er seine Arbeit abschließen konnte. So kehrte sein Glück sich schließlich zum Unglück.“
    „Was ging schief? Was geschah mit ihm?“ Sie fragte ungeachtet der inneren Stimme, die sie zum Schweigen zwingen wollte.
    „Ich habe keine Ahnung.“ Chaims Arm rieb sich die Magengegend, seine Hand zupfte

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