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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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tief ein. „Ach, zur Hölle! Spielen wir, setzen wir alles auf die Trojaner! Was, zum Teufel, haben wir schon zu verlieren?“ Sie hob und senkte die Arme, wodurch sie ungewollt in die Luft schwebte.
    Er nickte, seine Augen leuchteten. „Nur unsere Fesseln.“
     
    „Nichts.“ Chaim sah von den Bildschirmen auf. Seit mehr als zwei Megasekunden befanden sie sich bereits in den Hinteren Trojanern, sechzig Grad hinter Diskus. Und bislang hatten sie noch nichts gefunden, das nicht dort sein sollte; keine Anzeichen von Strahlung oder von irgendeinem Material, das nicht aus einer Fusion der Bestandteile des Urgesteins gebildet worden war.
    Mythili seufzte, sagte jedoch nichts, denn es fiel ihr nichts ein, das sie hätte sagen können. Sie aß eine Handvoll Nüsse, jedes zerbissene harte Fragment fühlte sie einzeln an den zusammengezogenen Wänden ihres Magens; sie hatten begonnen, ihre Vorräte zu rationieren, um so die Suchzeit zu verlängern. Vergeudete Zeit. Sie bemühte sich, nicht daran zu denken, und scheiterte.
    „Möchtest du den Zwilling untersuchen?“ Er drehte sich um, damit er sie direkt ansehen konnte. „Da war etwas im Langstreckenschirm. Ich verliere noch nicht den Verstand …“ Als wäre er sich seiner selbst nicht absolut sicher.
    Sie zuckte die Achseln. „Wenn wir schon mal hier sind, warum nicht?“ Das kilometerlange Stück Gestein unter ihnen umkreiste ein gemeinsames Gravitationszentrum, zusammen mit einem größeren Gefährten, den sie sehen konnte, ein unechter Stern über der öden, toten Masse, die sie gerade näher untersucht hatten.
    Erneut wechselte sie den Kurs und fühlte die diffizile Meisterschaft ihrer Fingerfertigkeit, die sie in den vergangenen Megasekunden wiedergewonnen und ausgebaut hatte. Das war etwas, das ihr gesamtes Können in Anspruch nahm, sie forderte und anspornte … Aber bald würde alles vorüber sein. Sie bereute die Entscheidung nicht, die sie getroffen hatten, alles auf diese lange Reise zu setzen, doch es tat ihr leid, daß ihnen nichts Gutes daraus erwachsen war – die Zufriedenheit jenes Moments würde sie nur um so hungriger zurücklassen, wenn ihre letzte Chance sowie dieses Schiff vertan waren.
    Sie näherten sich dem zweiten Planetoiden. Chaim nahm die Ergebnisse des Erkundungsschirms nur oberflächlich wahr, die unter dem nackten Gestein, das im Sichtschirm auftauchte, zu sehen waren. Ein Zwillingssystem … es war hoffnungslos, die Fabrik war nicht Bestandteil eines Zwillingssystems gewesen. Ihre Langstreckeninstrumente mußten einfach zwangsläufig scheitern. Mürrisch sah sie über seine Schulter, als die Schriftzeichen erschienen, Reihe um Reihe, die sie gelernt hatte zu lesen, reich an Eisen- und Nickelerzen. Für Kohlenwasserstoffe und Metallvorkommen erwartete sie eine Anzeige von Null und sah hinaus auf die Einöde unter ihnen, bevor sie die tatsächlichen Ausdrucke sah … Sie blinzelte und blickte ein zweites Mal hin. „Chaim.“ Sie griff nach ihm, ihre Hand strich gedankenlos über seinen Arm.
    Er sah auf. „O Gott“, stieß er hervor. „O Gott …“ Sein Arm erstarrte und zitterte. Eine kühle, farblose Dämmerung brach über die Oberfläche herein, das Licht wurde von den ungleichmäßigen Oberflächen von Türmen und Kuppeln reflektiert. Sie wandte ihre Augen von diesem Anblick ab. Die Ausdrucke wurden weiter ausgespuckt, und sie präsentierten nicht länger Nullwerte …
    „Fünfundneunzig“, murmelte Chaim. „Schau dir das an. Sieh doch! Wir haben’s gefunden! Wir haben’s gefunden! Großer Gott, wir sind reich!“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie an sich, gemeinsam wirbelten sie durch die Luft, bis sie an der Decke des Kontrollraums anstießen. „Er hatte recht, mein alter Herr hatte recht, Gott segne ihn … letztlich hat er doch noch etwas für mich getan!“
    Durch seine Rufe hörte sie ihr eigenes Lachen, das durch das Schiff hallte – ihr eigenes Lachen, so fremdartig wie eine Stimme aus den Tiefen des Weltraums. Chaims Arme schlossen sich um sie, plötzlich fühlte sie sich schwer wie Stein und doch auch wieder leicht wie eine Seifenblase. Sie zog sein Gesicht an das ihre und küßte ihn.
    Als sie ihn wieder losließ, starrte er sie sprachlos an. Er küßte sie wieder, mit geschlossenen Augen, seine Arme klammerten sich um sie, mit unvermittelter Heftigkeit preßte er sie an sich.
    Sie riß sich los und taumelte zurück zum Instrumentenpult. „Ich – ich bring’ uns runter.“ Sie fühlte, wie ihr Blut in

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