Kopernikus 2
sind Lebewesen, die auf Sauerstoffbasis atmen. Vielleicht erzählst du uns jetzt noch, daß die Volcryn von so einem – wie sagtest du doch so poetisch? – gasförmigen Riesen’ stammen?“
Die Xenotechnikerin erhob sich halbwegs aus ihrem Netz und verzog die Lippen zu einem verschwörerischen Lächeln. „Nicht die Volcryn “, flüsterte sie geheimnisvoll. „Royd Eris. Nehmt einen Vorschlaghammer und zerdeppert das Schott, das seine Räume von unserem Wohnkomplex abtrennt. Paßt mal auf, wie euch dann Methan und Ammoniak um die Ohren zischen.“ Sie begleitete ihren Satz mit einer weitausladenden Handbewegung und fiel mit einem albernen Kichern zurück in ihre Ausgangslage.
„Ich hab ihm einen Schuß verpaßt“, berichtete die Psi-Expertin, als sie im Verlauf der sechsten Reisewoche Karoly d’Branin erneut aufsuchte. „Psionin-4. Das stumpft seine Empfangsbereitschaft für einige Tage ab, und wenn er dann noch was braucht, kriegt er noch eine Ladung. Ich habe genug von dem Zeug dabei.“
D’Branin warf ihr einen besorgten Blick zu. „Ich habe mich mehrfach mit ihm unterhalten. Jedesmal schien er mir beunruhigter, aber er konnte mir nie die Ursachen für sein wachsendes ungutes Gefühl sagen. Mußtest du ihn denn unbedingt spritzen?“
Die Psi-Expertin zuckte mit den Achseln. „Er flippte immer mehr aus. Wenn du mich fragst: Du hättest niemals einen Telepathen aus der obersten Kategorie nehmen dürfen. Viel zu instabil.“
„Schließlich müssen wir mit einer völlig fremdartigen Rasse kommunizieren. Vielleicht darf ich dir ins Gedächtnis zurückrufen, daß dies alles andere als ein Kinderspiel ist. Wer kann schon wissen, ob die Volcryn nicht die fremdartigste Rasse überhaupt sind, die uns jemals über den Weg gelaufen ist? Das ist doch der Grund, warum wir so dringend einen Telepathen aus der ersten Kategorie benötigen!“
„Schön und gut“, gab sie zurück. „Aber was nützt dir der sensibelste Telepath, wenn er solche Macken entwickelt wie unser Freund hier? Die Hälfte der Zeit dämmert er im Zustand einer extremen Katatonie vor sich hin, die andere Hälfte ist er am Ausklinken. Er versteift sich darauf, daß wir alle in großer Gefahr für Leib und Leben schweben, weiß aber nicht, wo diese Gefahr herkommt. Was am schlimmsten ist: Ich kann nicht herausbekommen, ob an seiner Geschichte wirklich etwas dran ist oder ob er nicht an einem akuten Anfall von Paranoia leidet. In der Tat zeigt er einige klassische Symptome dieser Krankheit. So ist er unter anderem der felsenfesten Überzeugung, er werde beobachtet. Vielleicht hat sein gegenwärtiger Zustand überhaupt nichts mit uns oder den Volcryn zu tun. Vielleicht nicht einmal etwas mit seinen telepathischen Fähigkeiten. Im Augenblick kann ich das aber nicht einschätzen.“
„Und wie sieht es mit deinen eigenen Fähigkeiten aus?“ fragte der Universalist. „Du bist doch in der Lage, sich in seine Gefühlswelt hineinzuversetzen, nicht wahr?“
„Schlage mir nicht vor, was ich nicht schon längst ausprobiert habe“, fuhr sie ihm über den Mund. „Ich kenne meinen Job selbst gut genug. Letzte Woche habe ich mit ihm geschlafen. Die beste Grundlage, um seine emotionale Basis abzuchecken. Aber sogar unter diesen Umständen kriegte ich praktisch nichts heraus. Es herrscht einfach ein totales Drunter und Drüber in dem armen Kerl, und seine Angst stank förmlich aus seinem Bettlaken. Auch aus den anderen kann ich nichts herauslesen, bis auf die üblichen Spannungen und Frustrationen. Aber da ich ja nur zur dritten Kategorie gehöre, besagt das natürlich überhaupt nichts. Meine Fähigkeiten sind eben begrenzt. Du weißt ganz genau, daß ich mich selbst nicht besonders fühle. Ich kann hier kaum atmen, mein Kopf hämmert zum Zerspringen. Ich gehöre ins Bett.“
„Ja, natürlich“, beeilte sich d’Branin zu sagen. „Ich will dich ja keineswegs kritisieren. Du hast sicher alles getan, was dir möglich ist. Aber ich muß noch einmal fragen: Ist es unerläßlich, daß seine Empfindsamkeit durch Drogen herabgemindert wird? Gibt es gar keinen anderen Weg? Royd wird das Schiff bald in den Normalraum zurückbringen, und wir werden Kontakt mit den Volcryn aufnehmen. Dann benötigen wir ihn dringend!“
Die Psi-Expertin preßte ihre Handflächen an die Schläfen. „Man könnte ihm eine Dosis Esperon spritzen. Ich habe das bereits erwogen. Das würde ihn völlig öffnen und seine Psi-Fähigkeiten für einige Stunden verdreifachen. Dann
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