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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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einen Nährtank gesetzt. Der Bordcomputer wurde mein Lehrmeister. Nachdem ich die Pubertät erreicht hatte, wollte sie mich freisetzen – offenbar wäre ich ab diesem Zeitpunkt für ihre Bedürfnisse verwertbar gewesen. Wenige Monate nach meiner künstlichen Befruchtung starb sie allerdings. Das Schiff war jedoch für einen solchen Fall vorprogrammiert. Es trat in den Normalraum ein und schaltete den Antrieb völlig ab. Elf Jahre lang trieb es im interstellaren Raum umher, und unterdessen erzog mich der Computer. Als ich aus dem Tank entlassen wurde, konnte ich dennoch nicht sofort das Erbe meiner Mutter antreten, es kostete mich noch einige Jahre, bis ich genug Informationen über die Funktionsweise des Schiffes, aber auch über meine Herkunft herausgefunden hatte.“
    „Faszinierend“, staunte d’Branin.
    „In der Tat“, stimmte ihm die Linguistin zu, „aber das erklärt noch längst nicht, warum Sie Ihre Räume nie verlassen.“
    Melantha Jhirl kicherte. „Aber natürlich erklärt es das. Los, Kapitän, erzählen Sie’s den weniger Schlauen.“
    „Mutter haßte Planeten“, hob Royd erneut an. „Sie haßte Gestank, Schmutz und Bakterien, die Launen des Wetters, den Anblick anderer Leute. Sie arrangierte eine makellose Umgebung für sie und für mich, so steril es nur irgend ging. Da ihr auch die Schwerkraft zuwider war und sie sich in einem Zustand fortwährender Schwerelosigkeit bewegte, wurde auch ich unter diesen Bedingungen groß. So hat mein Körper keinerlei natürliche Widerstandskräfte entwickeln können. Vermutlich würde mich bereits die kleinste Berührung mit einem von Ihnen töten, auf alle Fälle jedoch für lange Zeit auf das Krankenlager werfen. Meine Muskeln sind schwach, völlig unentwickelt. Die Schwerkraft, die zur Zeit im Schiffe herrscht, um Ihnen den Aufenthalt an Bord angenehm zu gestalten, ist die Hölle für mich. Ich sitze im Moment in einem schwebenden Sessel, der mein Gewicht auffängt, aber ich habe dennoch große Schmerzen. Meine inneren Organe werden langfristig sicherlich in Mitleidenschaft gezogen. Aus diesem Grund nehme ich nicht oft Passagiere auf.“
    „Sie halten wohl auch nichts von Ihren Mitmenschen?“ fragte die Psi-Expertin.
    „Im Gegenteil. Ich schätze sie sehr. Ich muß wohl mit meinem Körper und seinen Gegebenheiten auskommen, aber glauben Sie ja nicht, daß ich mir ihn ausgesucht habe oder froh über meinen Zustand bin. Mit anderen Menschen kann ich aber nur ab und zu in Kontakt treten und auch dann nicht unmittelbar. Es geht nur auf die Weise, die ich auch ihnen gegenüber anwende. Aber Sie können mir glauben, daß ich bei solchen Gelegenheiten, wenn ich Passagiere an Bord habe, an ihren Leben, soweit es geht, teilhabe. Ich sauge alles förmlich in mich auf.“
    „Wenn Sie nun Ihr Schiff auch dann im Zustand der Schwerelosigkeit beließen, wenn Passagiere an Bord wären, dann könnten Sie doch häufiger Leute mitnehmen, nicht wahr?“ fragte der Xenobiologe.
    Royd lächelte höflich. „Natürlich“, sagte er. „Ich muß jedoch erfahren, daß die meisten Leute diese Art des Reisens ablehnen. Ein längeres Verweilen im Zustand der Schwerelosigkeit macht sie krank, zumindest bereitet es ihnen Unbehagen. Ich könnte mich natürlich auch unter meine Passagiere mischen, wenn ich in meinem Stuhl sitzen bliebe und einen Schutzanzug trüge. Ich habe das schon ausprobiert. Das genaue Gegenteil wird damit erreicht: meine sozialen Bande zu den übrigen Reisenden werden nicht verstärkt, sondern ich gerate nur in verstärkte Isolation. Ich werde zu einem völligen Außenseiter, einem Krüppel, der immer eine gesonderte Behandlung erfahren muß, von dem man sich fernzuhalten hat. Daher ziehe ich den gegenwärtigen Zustand der Isolation vor. Sooft es mir möglich ist, beobachte ich das Verhalten dieser Mitglieder einer fremden Rasse.“
    „Mitglieder einer fremden Rasse?“ fragte die Xenotechnikerin reichlich verwirrt.
    „Sie alle sind Mitglieder einer fremden Rasse für mich“, antwortete Royd.
    Schweigen breitete sich im Aufenthaltsraum aus.
    „Es tut mir so leid, daß dies alles passiert ist, mein Freund“, seufzte Karoly d’Branin.
    „Ja, mir auch“, setzte die Psi-Expertin hinzu und füllte die Spritze fertig auf. „Das hört sich ja alles ganz schön und gut an, aber stimmt es denn wohl auch? Was für Beweise haben wir denn? Es kann alles genausogut an den Haaren herbeigezogen sein. Der kann uns viel erzählen.“ Sie tat zwei schnelle Schritte

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