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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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„Karoly, ich habe es auf alle nur möglichen Arten versucht. Ich blicke einfach nicht ausreichend durch, die Komplexität des Computeraufbaus übersteigt mein Fassungsvermögen. Ich habe die Emotionalitätsstruktur meiner Mutter – das, was ich vorhin als ‚Geist’ bezeichnete – mindestens dreimal gelöscht, beziehungsweise habe geglaubt, es sei mir gelungen. Sie ist nämlich jedesmal wieder aufgetaucht. Diese Struktur ist so etwas wie ein Phantomprogramm – ich kann einfach nicht herausfinden, wie und wo es organisiert ist. Jedenfalls taucht das, was ich ‚Mutter’ nenne, völlig unberechenbar immer wieder auf und verschwindet wieder. Ihre Erinnerungen – ja, ihre gesamte Persönlichkeit – sind so mit den übrigen Programmen des Computersystems verschmolzen, daß ich praktisch alles demontieren müßte, um mich von ihr zu befreien. Aber das würde mich vollkommen hilflos machen. Ich könnte niemals ein System von gleicher Komplexität erbauen. Ohne den Bordcomputer würde das ganze Schiff nutzlos sein, der Antrieb oder die Lebensmittelproduktion würden nicht mehr funktionieren. Ich müßte die Nachtfee verlassen, und das würde mein sicheres Ende bedeuten.“
    „Aber mein lieber Freund“, sagte Karoly d’Branin, „das hätten Sie uns doch erzählen müssen. Auf Avalon haben wir die ausgefuchstesten Kybernetiker. Wir hätten Ihnen sicher helfen können. Wir alle als Wissenschaftler hätten Ihnen die besten Experten besorgen können.“
    „Karoly, als ob ich das nicht schon alles probiert hätte! Zweimal hatte ich bereits Kybernetikexperten an Bord. Der erste erzählte mir genau das, was ich Ihnen gerade erzählt habe: daß es unmöglich sei. Der zweite war eine Frau, die auf Newholme ausgebildet worden war. Sie war der Meinung, daß sie mir helfen könne. Mutter hat sie einfach umgebracht.“
    „Trotzdem halten Sie noch mit etwas hinterm Busch“, schaltete Melantha sich erneut ein. „Gut, ich kann mir nun also vorstellen, daß ihr Geist Luftschleusen öffnen kann und zu ähnlichen Scherzen fähig ist. Aber wie erklären Sie den ersten Todesfall an Bord, die Sache mit dem Telepathen?“
    „Dafür muß ich wirklich allein die Verantwortung übernehmen“, sagte Royd kleinlaut. „Meine Einsamkeit hat mich zu einem schwerwiegenden Fehler verleitet. Ich war der irrigen Meinung, selbst mit einem Telepathen an Bord würden Sie allesamt sicher sein. Ich habe Reisen mit anderen Passagieren problemlos über die Bühne gebracht. Ich beobachte sie permanent und halte die Gefahren von ihnen fern. Wenn es Mutter einfällt, irgendwelche Teufeleien auszuhecken, kann ich ihr direkt vom Kontrollraum aus Einhalt gebieten. Normalerweise klappt das auch. Allerdings nicht immer. Nur eben meistens. Bevor Ihre Gruppe an Bord kam, hat sie fünfmal Leute getötet, die ersten drei, als ich noch relativ jung und unerfahren war. Auf diese Weise habe ich gelernt, was es mit ihr auf sich hat. Allerdings gehörte einer anderen Expedition auch ein Telepath an, den sie ebenfalls umgebracht hat, und ich hätte wirklich aus diesem Vorfall lernen müssen. Mein Verlangen nach Gesellschaft hat Sie alle zum Tode verurteilt. Ich habe meine eigenen Fähigkeiten überschätzt und ihre Furcht vor dem Entdecktwerden zu gering geachtet. Sie schlägt zu, wenn sie sich bedroht fühlt, und Telepathen stellen für sie immer eine Bedrohung dar. Die fühlen und orten Mutter nämlich. Bevor sie hingemordet werden, erzählen sie, es sei eine bösartige, lauernde Persönlichkeit an Bord, kalt, feindselig und unmenschlich.“
    „Genau das hat auch er gesagt“, entfuhr es Karoly d’Branin. „Genauso hat er sich auch ausgedrückt. Er war sich sicher, es handle sich um ein fremdes Wesen.“
    „Kein Wunder, daß Telepathen dieser Meinung sind, da sie es sonst doch immer mit den relativ begrenzten und ihnen bekannten Konturen des menschlichen Geistes zu tun haben. Schließlich hat sie eben keinen menschlichen Geist. Was es genau ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen – ein komplexes Gefüge kristalliner Erinnerungen, ein verteufeltes Geflecht miteinander verschachtelter Programme, ein Interaktionsgefüge aus Schaltkreisen und Geist. Ja, es ist mir überhaupt nicht schleierhaft, daß sie den Telepathen wie ein fremdartiges Wesen vorkommt.“
    „Sie haben aber immer noch nicht erklärt, auf welche Weise ein Computerprogramm dazu in der Lage ist, den Schädel eines Menschen zum Zerbersten zu bringen“, beharrte Melantha geduldig.
    „Haben Sie

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