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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Hügel. Nicht weit von seinem Standort entfernt kratzte sich ein zottiger Gigant die Lende und rülpste furchteinflößend. Am Himmel zogen sich Gewitterwolken zusammen.
    Inoue tastete sich an der Wand entlang, bis er gegen e i nen Sessel stieß. Darauf ließ er sich nieder. Vom Tisch n e ben dem Sessel nahm er eine Fotografie und hielt sie wie einen Talisman. Das Phantom-Megatherium ließ sich auf alle viere nieder und begann, mit langen, gebogenen Kra l len den Boden aufzuwühlen. Am Horizont zuckte ein Ge i sterblitz auf.
    Reiß dich zusammen, redete Inoue auf sich selbst ein. Er zwang sich, sich auf das Foto zu konzentrieren, einen an den Ecken aufgerollten vergilbten Schnappschuß von einer Frau, deren Gesichtszüge Jahre der Mühsal widerspiegelten, deren Augen einst gesehen hatten, wie die Sonne die Erde berüh r te. Milchig-weiße Augen; blinde, ausgebrannte Augen.
    Am anderen Ende des Zimmers muhte leise ein riesiges Faultier, fing an zu schimmern und löste sich auf. Die Ple i stozän-Gewitterwolken wirbelten davon.
    Aufmerksam betrachtete Inoue Risse in der schmutzigen Gipsdecke. Gut, dachte er, gut. Laß dich davon nicht hinre i ßen. Du mußt es eine Weile unter Kontrolle halten. Beruhige dich. Beruhige dich.
    Er lehnte sich in die Kissen und schloß die Augen. Er konnte die Kraft spüren, die sich in ihm wand, wie auf dem Sprung, gegen ihn loszuschlagen, wenn er sie ließe, ang e spannt und bereit, seinem Befehl zu gehorchen, wenn er ihn gäbe.
    Er atmete tief ein und begann.
    Der Fußboden verschwindet, als Tadashi die Beine über die Bettkante schieben will. Er starrt durch den Himmel in die Tiefe. Weit unten, sich gegen ein strahlendhelles Meer abhebend, sirren wütend wie dunkle Mücken zahlreiche Flugzeuge hin und her. Während er sie betrachtet, flammt eine der Mücken wie ein Streichholz auf und stürzt auf das Meer zu, hinter sich ein schmales Band aus brennendem Benzin und öligem Rauch herziehend. Tadashi zieht die Beine zurück und kauert sich auf dem Bett zusammen. Ein heulender Ton liegt ihm in den Ohren.
    „Leutnant!“
    Er zuckt zusammen und blickt von der Luftschlacht auf. Am fernen Rand des Himmels, wo der Horizont in die Wand der Hütte übergeht, steht ein finster blickender Riese, die Fäuste in die Hüften gestemmt.
    „Was ist denn los mit Ihnen?“ will der Riese wissen. „H ö ren Sie denn die Sirenen nicht?“
    Tadashi schüttelt hilflos den Kopf. Sein Blick wendet sich wieder dem Kurvenkampf zu. Noch zwei Flugzeuge stürzen ab. Das Meer kräuselt sich und tut dann wieder so, als hätte es Balken. Die Flugzeuge werden von den Ritzen zwischen den Balken verschluckt. Tadashi reibt sich die Augen.
    „Ist alles in Ordnung?“ fragt der Riese mit etwas besor g terer Stimme.
    „Ich … Hauptmann Tsuyuki?“
    „Natürlich! Fühlen sie sich nicht gut, Leutnant?“
    Tadashi setzt die Füße auf den Boden und stellt erleichtert fest, daß feine Splitter seine Fußsohlen kitzeln. Er steht auf und schwankt unsicher; sein Kopf ist auf einmal leicht, sein Magen in Aufruhr. „Es geht schon wieder, Sir. Ich war – die Sirenen! Bomber!“
    „Sie fliegen Richtung Yokosuka-Tokio“, sagt der Haup t mann, und Tadashi greift schon nach Jacke und Stiefeln. „Die Mechaniker lassen die Motoren warmlaufen. Sie mü s sen sofort starten.“
    Tadashi zwängt seine Füße in die Stiefel und stapft an Hauptmann Tsuyuki vorbei.
     
    Inoue merkte, wie der Schmerz hinter seinen Augen zunahm und fluchte leise, als er sich von Leutnant Tadashi Okido abwandte. Er sank in dem Sessel zusammen und massierte sich die Schläfen, stand dann auf und trat ans Fenster. Dra u ßen hielten die Lichter Tokios die Nacht in der Schwebe.
    Als sich die Kraft in seinem dreiundvierzigsten Jahr m a nifestiert hatte, als sie angefangen hatte, in seinem Kopf Amok zu laufen, begann Inoues Tokio – das schmutzige, überfüllte, sehr gefährliche Tokio – neue Schrecken für ihn bereitzuhalten. Thug-Unwesen jagten ihre Opfer durch die Korridore des Häuserkomplexes. Barbarische Horden kamen aus dem Himmel herniedergeritten, um primitive Städte und Dörfer zu verwüsten, die sich in dem trostlosen Durcheina n der der Metropolis aneinanderreihten. Assyrische, römische und aztekische Priester wanderten an den Schreinen der Stadt vorüber, und von der Sonne gebräunte Sklaven mühten sich ab, Pyramiden zu errichten. Wogen von Rittern fielen unter schwarzem Pfeilregen aus langen Bögen. Vulkane zeichneten sich drohend über der

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