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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sind nicht zufri e den, finden den nicht, den sie suchen, den, den sie brauchen. Schließlich finden sie einen, den sie sich genauer ansehen. Sie prüfen ihn genau mit blitzenden Instrumenten. Er muß ihnen gefallen, denn sie gehen weg und nehmen den Sarg mit.
    Die Szene verschiebt sich zu einem hell erleuchteten L a bor. Der Sarg wird vorsichtig aufgemacht. Sensoren tasten den mumifizierten Körper darin ab. Aus der getrockneten DNS einer erhaltenen Zelle der Mumie wird ein vollständ i ges Kariotyp erstellt. Die Reihenfolge der Nukleotiden wird auf einen Kode-Kristall übertragen, der zur synthetischen Herstellung eines Zellkerns verwendet wird, der wiederum in eine embrionische Zelle eingepflanzt wird. Ein weiterer Kode-Kristall glüht auf, als die Sensoren damit beginnen, den Kopf der Mumie zu untersuchen; in dem Kristallgitter wird ein Lichtmuster festgelegt: Mir wird klar, daß die Lichter den feinen Spuren folgen, die in den Neuralbahnen der Synapsen vorhanden sind, die die Erinnerungsmuster darstellen, aus denen sich einst eine Persönlichkeit zusa m mengesetzt hat. Irgendwie weiß ich, daß im Augenblick des Todes das strukturelle Muster der Synapsen eingefroren wird. Alle vorherigen synaptischen Veränderungen, die dynamisch waren und Erfahrung und Lernen darstellen, werden unbeweglich, so daß man das Muster im Auge n blick des Todes sofort wieder abspielen kann und diesen Vorgang in alle Ewigkeit wiederholen kann, wenn Gewebe erhalten bleibt.
    Die Szene verändert sich wieder, dieses Mal verlagert sie sich in den Weltraum. Weit hinter uns brennt schwach die Sonne. Ein Dutzend Weltraumschiffe fliegen in Formation. Ihre gigantischen Gravitationssegel sind ausgebreitet und drücken gegen die Strömungen der Gravitation. Ich sehe in eines der Schiffe hinein. Es enthält Reihen von zylindrischen Kammern, Tausende davon. In jeder Kammer sehe ich eine Zelle, die in Nährflüssigkeit schwimmt. Die Zelle teilt sich, teilt sich wieder, bildet eine Kugel, die Kugel formt sich, wird zur Blastula, dann zur Morula. Ein Fötus bildet sich, entwickelt sich, wird zum Säugling, zum Kind, zum jungen Mann, immer in der Kammer. Ein Kristall glüht auf. Die toten Bilder, die vorher in dem hellen Kristallgitter gefangen waren, erwachen zum Leben, als in dem sich entwickelnden Gehirn des jungen Mannes die Muster sich bilden. Der ju n ge Mann bin ich! Ich behalte diese Erkenntnis fest im Griff, denn vor Schrecken wird mir schwindlig. All die jungen Männer sind ich. Ich verstehe. Fast.
    „Warum ich?“
    „Du lebst noch einmal, um zu kämpfen, Soldat. Du wirst wieder gebraucht.“
    „Aber warum? Kannst du mir sagen, warum? Warum ich?“
    Aber diese Erkenntnis muß warten. Statt dessen sehe ich die Wespen und erfahre von der Rache, die seit fünfun d zwanzig Jahren wartet. Aber das kommt erst, als die La n dungsboote durch die Luft eines Planeten fallen, der fün f undzwanzig Jahre von meinem offenen Grab auf der Erde entfernt ist.
     
    Als er aufwachte, war die Kampfeslust verflogen und hatte einer schwarzen Depression Platz gemacht. Eine Zeitlang lag Jordan bewegungslos da und starrte in den Himmel. Er machte sich Gedanken über die kalten Maschinen-Menschen, die den Planeten in ihren Raumschiffen umkre i sten. Sie würden ihn und seine Brüder nicht abholen; für gebrauchte Soldaten hatten sie keine Verwendung. Sie kon n ten sich neue bauen, wann immer sie wollten, denn das Kr i stallmuster konnte unendlich oft gebraucht werden. Jordan und die anderen würden auf diesem Planeten zurückgelassen werden, um dort zu überleben – oder auch nicht. Er fragte sich, wohin das Raumschiff wohl fliegen würde, da seine Pflicht jetzt getan war. Er glaubte nicht, daß es zur Erde z u rückkehren würde.
    Im übrigen war der Himmel so grau und leer wie seine Gedanken.
    Er tastete nach der Seite seines Kopfes. Über seinem rechten Ohr war eine schmerzhafte Beule. Während er dag e legen hatte, war die Kälte des Dauerfrosts im Boden in seine Knochen gekrochen; seine Muskeln hatten ein steifes G e fühl. Er versuchte, den Blutrausch in seinem Kopf wiede r herzustellen. Aber es war zu spät. Auch die Kälte war wi e der da.
    Vor ihm lag ein glimmender Drache.
    „Endlich wachst du auf “, sagte sie in seinem Kopf. „Ich habe schon gedacht, du würdest ewig schlafen.“
    „Wie lange?“ Ihre Stimme munterte ihn nicht auf. Sie wußte Bescheid.
    „Mehrere Stunden. Es ist alles vorbei, überall ist alles vorbei. Die Zoanier sind alle tot.

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