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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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deinen eigenen Fähigkeiten aus?“ fragte der Universalist. „Du bist doch in der Lage, sich in seine Gefühlswelt hineinzuversetzen, nicht wahr?“
    „Schlage mir nicht vor, was ich nicht schon längst au s probiert habe“, fuhr sie ihm über den Mund. „Ich kenne meinen Job selbst gut genug. Letzte Woche habe ich mit ihm geschlafen. Die beste Grundlage, um seine emotionale Basis abzuchecken. Aber sogar unter diesen Umständen kriegte ich praktisch nichts heraus. Es herrscht einfach ein totales Drunter und Drüber in dem armen Kerl, und seine Angst stank förmlich aus seinem Bettlaken. Auch aus den anderen kann ich nichts herauslesen, bis auf die üblichen Spannu n gen und Frustrationen. Aber da ich ja nur zur dritten Kateg o rie gehöre, besagt das natürlich überhaupt nichts. Meine F ä higkeiten sind eben begrenzt. Du weißt ganz genau, daß ich mich selbst nicht besonders fühle. Ich kann hier kaum a t men, mein Kopf hämmert zum Zerspringen. Ich gehöre ins Bett.“
    „Ja, natürlich“, beeilte sich d’Branin zu sagen. „Ich will dich ja keineswegs kritisieren. Du hast sicher alles getan, was dir möglich ist. Aber ich muß noch einmal fragen: Ist es unerläßlich, daß seine Empfindsamkeit durch Drogen hera b gemindert wird? Gibt es gar keinen anderen Weg? Royd wird das Schiff bald in den Normalraum zurückbringen, und wir werden Kontakt mit den Volcryn aufnehmen. Dann b e nötigen wir ihn dringend!“
    Die Psi-Expertin preßte ihre Handflächen an die Schläfen. „Man könnte ihm eine Dosis Esperon spritzen. Ich habe das bereits erwogen. Das würde ihn völlig öffnen und seine Psi-Fähigkeiten für einige Stunden verdreifachen. Dann könnte er mit seinen Ängsten klarkommen: Wenn sie unbegründet sind, kann er sich von ihnen befreien, ist tatsächlich etwas dran an der Geschichte, kann er sie lokalisieren. Aber Psi o nin-4 ist eben weitaus sicherer. Die physischen Nebenwi r kungen der Esperons sind katastrophal, er wird für eine Zei t lang völlig debil, außerdem kann ich mir gut vorstellen, daß er psychisch im Augenblick überhaupt nicht in der Lage ist, eine Injektion dieser starken Droge zu verkraften. Auch das Psionin kann uns schließlich eine Auskunft erteilen und d a mit weiterhelfen: Wenn seine Paranoia anhält, weiß ich, daß dieser Zustand nichts mit seinen telepathischen Fähigkeiten zu tun hat.“
    „Und was ist, wenn sie nicht anhält?“ fragte der Univers a list.
    Sie verzog die Lippen zu einem boshaften kleinen L ä cheln. „Na, dann wissen wir doch wenigstens, daß es ta t sächlich eine Bedrohung gibt, oder nicht?“
     
    Die Pseudonacht senkte sich über die Wohn- und Schla f räume des Schiffes. Royds Projektion materialisierte neben Karoly d’Branin, der über seiner obligatorischen Schokolade brütete. „Karoly“, fragte die Erscheinung, „wäre es möglich, daß euer Computer, der in einem der Laderäume lagert, mit meinem Bordsystem gekoppelt wird? Mich interessieren nämlich Aufzeichnungen, die sie über die Volcryn haben, und ich würde sie gern mal studieren, wenn ich Zeit habe.“
    „Aber gewiß doch“, erwiderte Karoly zerstreut. „Es ist sowieso an der Zeit, daß wir unser System in Betrieb ne h men. Wir werden ja doch schon bald in den Normalraum eintauchen, nicht wahr?“
    „Bald“, nickte Royd. „Es dauert, von nun an gerechnet, noch etwa siebzig Stunden.“
    Zum Mittagessen am darauffolgenden Tag tauchte Royds Erscheinung nicht auf.
    Die Akademiemitglieder waren etwas beunruhigt darüber, begannen jedoch mit der Mahlzeit, da sie jeden Augenblick mit ihm rechneten. Sicher würde er gleich kommen, sich auf seinen angestammten Platz begeben und sich wie üblich an der Unterhaltung beteiligen. Indes waren diese Erwartungen während des Hauptgerichtes uneingelöst geblieben, und auch als sie bereits beim Nachtisch angelangt waren, zeigte sich kein Royd. Schließlich dampften die Schokoladen-, Gewür z tee- und Kaffeekannen vor ihnen – immer noch nichts.
    „Unser Kapitän scheint ja ausgesprochen stark beschäftigt zu sein“, bemerkte Melantha Jhirl und lehnte sich mit ihrem Cognacschwenker zurück.
    „Wir treten bald aus dem Hyperraum“, gab Karoly d’Branin zu bedenken. „Das erfordert eine Menge Vorbere i tungen.“
    Einige seiner Kollegen sahen sich bedeutungsvoll an. Alle neun waren voll gespannter Aufmerksamkeit, obgleich der junge Telepath einen etwas gedankenverlorenen Eindruck machte. Schließlich brach der Xenobiologe das Schweigen.

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