Kopernikus 2
sie sarkastisch hinzu.
Irgendwer lachte. D’Branin zeigte sich unbeeindruckt. „Liebe Freunde“, begann er, „zweifellos hätte ich unsere Abreise noch hinauszögern können, sie wären uns sicher so schnell nicht davongelaufen. Ich muß jedoch gestehen, daß ich es nicht mehr erwarten konnte, meine Volcryn zu treffen, sie all das zu fragen, was mich seit langem so beschäftigt, besonders, was sie zu ihrer langen Fahrt motiviert hat. S i cherlich wäre eine Verzögerung des Expeditionsbeginns kein Hals- und Beinbruch gewesen. Aber warum hätte ich den Beginn hinausschieben sollen? Royd ist ein erstklassiger Gastgeber und ein erprobter Pilot – wir können uns wirklich nicht über ihn beklagen.“
„Er hat sich mit einem Geheimnis umgeben“, sagte irgend jemand.
„Was hat er nur zu verstecken?“ fragte eine andere Sti m me.
Melantha Jhirl lachte auf. Als alle sie anstarrten, zog sie eine Grimasse und schüttelte den Kopf. „Kapitän Royd ist hervorragend, ein seltsamer Mann, sicher, aber es ist auch eine seltsame Mission! Ist niemand von euch an Geheimni s sen interessiert? Leute, wir legen Lichtjahre zurück, um eine geheimnisvolle Rasse zu untersuchen, von der wir nicht einmal hundertprozentig sicher sind, daß es sie überhaupt gibt; eine Rasse, von der wir annehmen, daß sie aus dem Herzen der Galaxis kommt und schon länger unterwegs ist, als die Menschen sich gegenseitig bekriegt haben. Und da regt ihr euch auf, weil ihr nicht die Warzen auf Royds Nase zählen könnt.“ Sie beugte sich über den Tisch, um ihr Bra n dyglas neu zu füllen. „Meine Mutter hatte völlig recht“, b e merkte sie leichthin. „Die sogenannten Normalen sind z u tiefst anormal.“
„Melantha hat recht“, sagte Karoly d’Branin ruhig. „Royds Schwachstellen und Neurosen sind wohl seine eig e ne Sache, solange er uns nicht damit behelligt.“
„Trotzdem flößt er mir Unbehagen ein“, ließ sich eine schwache Stimme vernehmen.
„Was wissen wir denn, Karoly“, sagte die Xenotechnik e rin. „Vielleicht reisen wir zusammen mit einem Kriminellen oder einem Mitglied einer fremden Rasse.“
„Jupiter“, murmelte jemand im Hintergrund. Die Xen o technikerin lief rot an, und überall am Tisch war ein unte r drücktes Kichern zu hören.
Der junge, flachshaarige Telepath schrak plötzlich hoch und starrte wild um sich. „ Fremde Rasse“, flüsterte er.
Die Psi-Expertin fluchte laut. „Die Wirkung der Droge läßt nach“, sagte sie in unterdrücktem Ton zu d’Branin. „Ich gehe in meine Kabine und hole noch was.“
Die anderen starrten sie an; d’Branin hatte nichts von dem Zustand erzählt, in dem sich ihr Reisegefährte befand. „Ein neues Geheimnis“, seufzte die Xenotechnikerin und frage dann in scharfem Ton: „Was für eine Droge? Was geht hier eigentlich vor?“
„Gefahr“, murmelte der Telepath. Er wandte sich seiner Tischnachbarin, der Kybernetikerin, zu und umklammerte ihren Unterarm. Seine Hand zitterte. „Ich versichere euch, uns allen droht Gefahr. Ich spüre es … etwas Fremdartiges. Es will uns an den Kragen.“
Die Psi-Expertin stand auf. „Es geht ihm nicht gut“, e r klärte sie. „Deshalb habe ich seine Wahrnehmungskraft mit Psionin heruntergesetzt und versuche, auf diese Weise seine Wahnvorstellungen zu bekämpfen. Ich muß noch etwas von dem Mittel holen.“ Sie ging zur Tür.
„Warte mal“, sagte Melantha Jhirl. „Nicht Psionin! Ve r suche es mit Esperon.“
„Kind, erzähl’ mir bloß nichts! Ist das dein Job?“
„Entschuldigung“. Melantha zuckte mit den Schultern. „Trotzdem. Ich bin immer drei Züge im voraus. Also … s o weit ich weiß, kann ihn Esperon von seinen Wahnvorste l lungen befreien – oder etwa nicht?“
„Ja, aber …“
„Zugleich läßt ihn diese Droge sich aber auch auf die G e fahr konzentrieren, von der er geredet hat. Richtig?“
„Als ob ich nicht über die Wirkung von Esperon Bescheid wüßte“, zischte die Psi-Expertin gereizt.
Melantha grinste sie über den Rand ihres Cogna c schwenkers hinweg an. „Na klar“, sagte sie. „Und nun hört mir mal alle gut zu. Ihr alle habt offenbar Angst vor Royd. Wie mir scheint, könnt ihr es einfach nicht ertragen, daß ihr seine Geheimniskrämerei nicht durchschaut. Aber solche Ängste helfen uns als Team überhaupt nicht weiter. Genug damit. Und nichts ist leichter als das.“ Sie wies auf den jungen Mann. „Hier haben wir einen Telepathen aus der ersten Kategorie. Verstärkt seine
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