Kopernikus 2
Fähigkeiten mit Esperon, und dann erzählt er euch so lange was aus dem Leben uns e res Kapitäns, bis es uns zu den Ohren herauskommt. N e benbei wird er außerdem noch mit seinen Wahnvorstellu n gen fertig.“
„Er beobachtet uns“, sagte der Telepath halblaut, aber voller Eindringlichkeit.
„Karoly, das geht wirklich zu weit“, sagte der Xenobiol o ge. „Einige unserer Kameraden sind ausgesprochen beunr u higt, und dieser Junge hier ist am Durchdrehen. Ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, daß wir dem Geheimnis unseres Kapitäns ein Ende setzen. Melantha hat vollkommen recht.“
D’Branin wand sich. „Wir haben keinerlei Recht …“
„Aber es besteht einfach die Notwendigkeit“, entgegnete die Kybernetikerin.
D’Branins Augen suchten die der Psi-Expertin. „Na gut“, seufzte er. „Hole ihm das Esperon.“
„Der bringt mich glatt um“, schrie der Telepath und sprang auf. Als die Kybernetikerin ihm eine Hand auf den Arm legte und ihn durch diese Geste zu beruhigen suchte, griff er nach der erstbesten Tasse Kaffee und schüttete ihr den Inhalt mitten ins Gesicht. Es bedurfte der vereinten Kräfte dreier Leute, um den Tobenden unter Gewalt zu b e kommen. „Na los“, rief jemand, als der junge Mensch sich ihrem Griff vehement zu entziehen suchte. „Bringt das Zeug endlich her.“
Die Psi-Expertin überlief ein kalter Schauer. Trotzdem machte sie sich gehorsam auf den Weg.
Royd hatte natürlich alles mit angesehen.
Nachdem die Psi-Expertin zurückgekommen war, wuc h teten sie den Telepathen auf den Tisch, drückten ihn heru n ter und hielten ihn fest. Einer hob seinen Kopf an und schob sein langes Nackenhaar zur Seite, damit die Psi-Expertin die Injektionsnadel in eine der dort liegenden Arterien stoßen konnte.
Aus dem Nichts heraus materialisierte Royds Projektion in seinen Sessel am Fuß des langen Eßtisches. „Hört auf damit“, sagte die Gestalt ruhig. „Es gibt keinen Grund für das, was ihr vorhabt.“
Die Psi-Expertin erstarrte mitten im Aufziehen der Spri t ze, die Xenotechnikerin erschrak so sehr, daß sie einen Arm des Telepathen, den sie umklammert hatte, losließ. Selts a merweise machte der vorher Niedergehaltene keine Ansta l ten, sich aufzusetzen. Er blieb liegen, sein Atem ging sto ß weise, seine Augen starrten gläsern auf Royds Erscheinung. Offenbar war er vor Furcht erstarrt.
Melantha Jhirl hob ihren Cognacschwanker zu einer übe r trieben wirkenden Begrüßungsgeste. „Prost“, rief sie. „Sie kommen zu spät zum Essen, Kapitän.“
„Es … es tut mir leid“, druckste Karoly herum.
Die Erscheinung starrte auf die ihr gegenüberliegende Wand.
„Lassen Sie ihn frei“, kam Royds Stimme über den Lau t sprecher. „Wenn Sie mein Privatleben so sehr interessiert, dann werde ich Sie über mein großes Geheimnis aufklären.“
„Der hat uns doch tatsächlich die ganze Zeit über be o bachtet“, entfuhr es dem Linguisten.
„Nun denn“, sagte die Xenotechnikerin mißtrauisch. „Schießen Sie also los.“
„Mir gefiel ihre Vermutung mit dem gasförmigen Giga n ten“, hob Royd an. „Die Wahrheit ist jedoch leider, wie me i stens, weitaus weniger dramatisch. Ich bin nichts weiter als ein ganz gewöhnlicher Homo sapiens und nicht einmal mehr der jüngste. Wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Ich zä h le achtundsechzig Standardjahre. Und das, was Sie als Pr o jektion vor sich sehen, war tatsächlich einmal der echte Royd Eris, allerdings trügt seine Jugend. Ich habe heute e i niges mehr an Jahren auf dem Buckel.“
„Tatsächlich?“ fragte die Kybernetikerin. Ihr Gesicht war rot von dem heißen Kaffee, den sie abbekommen hatte. „Warum dann überhaupt diese ganze Geheimniskrämerei?“
„Ich fange am besten mit meiner Mutter an“, erwiderte Royd. „Die Nachtfee war nämlich ursprünglich ihr Schiff, haargenau nach ihren Vorstellungen auf einer Werft auf Newholme erbaut. Mutter war eine selbständige Raumhän d lerin und hatte enormen Erfolg. Sie hat ein Vermögen damit verdient, daß sie nicht vor dem Ungewöhnlichen zurüc k schreckte. So befaßte sie sich nicht mit den ausgefahrenen Handelswegen, die von jedem benutzt wurden, sondern b e förderte ihre Fracht dorthin, wo normalerweise kein Ha n delsschiff hinkommt. So etwas ist zwar risikoreicher, aber eben auch weitaus profitabler. Mutter hat sich keine Geda n ken über Heim und Herd gemacht. Ihr war es vollkommen gleichgültig, wann sie und ihre Besatzung heimkamen und wie oft sie
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