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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wie in Trance, das verletzte Tier noch immer im Arm, ohne daran zu denken.
    Dort war ein Geräusch.
    Ein kurzes Stück weiter, unterhalb der Straße, war noch ein Pfeilerrest aufrecht stehengeblieben, und in seinem Schatten war etwas, das mit dünner, hoher Stimme eher sang als sprach.
    „La-la-la-la-la-la-la-la-la“, immer der gleiche Ton, ganz ruhig.
    „La-la-la-la-la-la-la.“ Stille.
    „L-l-1-1-111.“ Ein Quieken. Stille.
    „Hhhhaaaaaaa … Hhhhhaaaaa … Hhhhhhhaaa.“
    Stille. Hallo?
    „Hallo?“ sagte Mr. Coombes.
    „Nnnnnnnn. Nnnnnnn.“
    „Hallo?“
    „Nnn-Nnn-Nn.“ Nein?
    Er kraxelte von der Straße hinunter auf die schwarze Erde und ging auf den Pfeilerstumpf zu.
    „Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr“, kam es süß trillernd. Vielleicht hatte er es erschreckt. Vielleicht knurrte es. Vielleicht wußte es nicht, daß er da war. Er blieb stehen und spähte in die Finsternis. Er vermochte gerade den unebenen Boden zu seinen Füßen zu erkennen, und hinter ihm leuchtete der Straßenrand als heller Streifen, aber der Stumpf weiter unten lag in schwarzem Dunkel, und was immer die Stimme hervorbrachte, war darin verborgen.
    „Hhhhaa … Hhhha …“ hauchte die Stimme, und im Einklang damit ging der Atem der Katze; Luft schrillte in ihrer Kehle, und ihre Lippen zitterten. Er berührte sie hilflos und wünschte, sie würde sterben.
    Während er dort stand, kam es ihm so vor, als lichtete sich das Dunkel, dann wieder, als bliebe es finster, doch die Finsternis schien von kurz aufstrahlenden Lichtpunkten durchsetzt zu sein. Einen Moment lang war es wieder schwarz, und dann breitete sich ein weißes Strahlen aus, so nahe, daß er es mit den Fingern hätte greifen können; es verblaßte, strahlte wieder auf und trieb davon, auf den Pfeiler zu. Er folgte ihm. Weit entfernt rief jemand. Er hörte die Rufe und ihre Echos, dann einen Antwortruf und dessen Echo und davon das Echo; dann begann eine Sektorenglocke hartnäckig zu klingeln. Erhörte die Geräusche und den Widerhall des Alarms, aber er lauschte der dünnen Stimme, die mit feinem Zischen flüsterte: „Sssssssss … Sssssssssss“, und er schaute auf das, was er für einen Ladepunkt gehalten hatte und wo das weiße Licht auf den Felsen strahlte. Nicht auf Kunststoff, sondern auf gewachsenen Felsen, von grünen Adern durchzogen.
    Die Stimme sagte: „Vul. Vul. Vul!“
    Später war seine Erinnerung an den Zwischenfall getrübt, und wenigstens eine Woche lang beharrte er darauf, daß sich alles so auf dem Werksdach zugetragen hatte, bevor er sich auf den Heimweg machte. Er rekonstruierte seine Erinnerung an das klare Bild des schwarzen, abblätternden Felsens; wie er facettenhaft in dem seltsamen Licht schimmerte und wie unerwartet er sich anfühlte, als er die Hand ausstreckte und nervös darüberstreichelte – daß er nicht glatt war, sondern sandartig, obwohl er glänzte.
    Es gibt keinen klaren Bericht über das, was dann geschah. Die Wachmänner, die den Alarm auslösten, waren zu weit entfernt, um mehr als ein schwaches Leuchten zu sehen. Sie hatten Radiointerferenzen in ihren Überwachungskameras gehabt, und die waren zumindest von der Gegend ausgegangen, in der das Licht zu sehen war; das Licht verlosch, während sie sich noch immer im hinteren Tunneleingang versammelten. Als sie Mr. Coombes erreichten, lag er bewußtlos im Schlamm. Sie durchsuchten das Gelände, bevor sie ihn zur Unterkunft trugen, aber sie fanden nichts Bemerkenswertes. Als sie später vernommen wurden, waren sie ziemlich sicher, daß es in der Gegend keinen Felsen, keinen Ladepunkt und kein Tier gegeben hatte.
    Mr. Coombes war sich nur in bezug auf den Felsen ganz sicher. Er erinnerte sich, daß er seine harte, bröcklige Oberfläche berührt hatte, und er konnte sich daran erinnern, daß er glaubte, die Katze sei tot. Zu diesem Zeitpunkt sah er nichts als ein diffuses Licht, das alles durchdrang. Sein eigener Körper schien sich in Licht aufgelöst zu haben. Das qualvolle Atmen der Katze war leichter geworden, er spürte, wie sie weich und entspannt in seinem Arm lag, und dann fühlte er einfach, daß sie tot war. Es gab keine offenkundige Veränderung, nur daß er eben das tote Gewicht spürte. Selbst wenn seine Erinnerung an diesen Augenblick nicht beeinträchtigt war, enthielt sie doch nicht mehr als einen Eindruck, und kurz danach verlor er jedes Empfinden. Sogar das Licht ließ sich nicht mehr von der Dunkelheit unterscheiden, seine Hände berührten nichts, er stand auf nichts,

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