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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Millionen Jahren überlebt haben, wie viele lebende Bewohner des Mesozoikums muß es dann erst gegeben haben! Eine furchterregende Rasse, nicht nur in Hinsicht auf ihre physische Masse.
    Soeben hatte ich die Chance, eigenhändig ein wenig zur Ausdünnung der Herden beizutragen. Etwas rührte sich geheimnisvoll im flechtenbewachsenen Boden zu meinen Füßen. Ich sah nach unten und fand ein Nest mit Triceratops-Eiern. Sieben tapfere kleine Kerlchen, schon mit Hörnern und Schnäbeln, krabbelten aus dem Nest und sahen sich herausfordernd um. Nicht größer als Kätzchen, aber agil und kräftig schon in dem Moment, wenn sie auf die Welt kommen.
    Das Korythosaurusfleisch ist inzwischen wahrscheinlich verdorben. Eine pragmatischere Seele hätte wahrscheinlich ihren Speisezettel mit kleinen Ceratops angereichert. Ich brachte es nicht über mich.
    Sie trippelten in sieben verschiedene Richtungen davon. Einen Augenblick lang dachte ich daran, einen zu fangen und zu zähmen. Eine alberne Idee.
     
    25. August, 7.00 Uhr. Der fünfte Tag beginnt. Ich habe Dino Island jetzt dreimal umrundet. Zu Fuß hier herumzuschleichen ist fünfzigmal so riskant wie mit dem Modul umherzustreifen, aber auch fünfzigtausendmal so lohnend. Ich lagere jede Nacht an einer anderen Stelle. Die Feuchtigkeit macht mir nichts mehr aus. Und trotz meiner kargen Kost fühle ich mich ziemlich gesund. Ich weiß jetzt auch, daß roher Dinosaurier sehr viel besser schmeckt als roher Frosch. Ich bin zu einem erfahrenen Aasfresser geworden – das Geräusch eines Tyrannosaurus im Wald stimuliert jetzt meine Speicheldrüsen und nicht mehr meinen Adrenalinausstoß. Nackt herumlaufen macht auch Spaß. Und mein Körper gefällt mir viel besser, seit die Rundungen, die die Zivilisation dort angesetzt hat, allmählich abschmelzen.
    Trotzdem versuche ich immer noch, mir einfallen zu lassen, wie ich einen Hilferuf nach Wronsky schicken kann. Vielleicht kann ich die Position der Spiegelreflektoren verändern und damit SOS blinken? Das klingt ganz gut, aber ich weiß nicht einmal, wo die Steuerung der Insel liegt, geschweige denn, wie man sie bedient. Wollen wir hoffen, daß mein Glück noch dreieinhalb Wochen anhält.
     
    27. August, 17.00 Uhr. Die Dinosaurier wissen, daß ich hier bin und daß ich irgendein außergewöhnliches Tier bin. Klingt das eigenartig? Wie können so große dumme Biester irgend etwas wissen? Sie haben doch nur so winzige Gehirne. Wahrscheinlich leide ich infolge der Protein-Zellulose-Diät selbst an Gehirnerweichung. Aber trotzdem habe ich langsam ein seltsames Gefühl bei diesen Tieren. Ich sehe, daß sie mich beobachten. Mit einem merkwürdigen, wissenden Ausdruck in ihren Augen und überhaupt nicht dumm. Sie starren, und es kommt mir vor, als ob sie nickten, lächelten, Blicke austauschten und über mich redeten. Ich bin es, die sie beobachten soll, aber ich glaube, irgendwie beobachten sie mich ebenfalls.
    Nein, das ist einfach verrückt. Ich bin versucht, diese Aufnahme wieder zu löschen. Aber ich denke, ich behalte sie, wenn auch nur als Beleg für die Veränderung meines psychischen Zustandes.
     
    28. August, 12.00 Uhr. Weitere Phantasien über die Dinosaurier. Ich habe festgestellt, daß der große Brachiosaurus – Bertha – hier eine Schlüsselrolle spielt. Sie bewegt sich nicht viel, aber es gibt immer ein paar kleinere Dinosaurier, die sie umkreisen. Viel Augenkontakt. Augenkontakt unter Dinosauriern? Laß es auf Band. Das ist nun mal mein Eindruck von dem, was sie tun. Ich habe langsam das deutliche Gefühl, daß hier eine Kommunikation stattfindet, über irgendeine Wellenlänge, die ich nicht wahrnehmen kann. Und Bertha scheint ein zentraler Knotenpunkt zu sein, irgendein großes Totem, eine … eine Vermittlungsstelle. Was rede ich da? Was geschieht mit mir?
     
    30. August, 9.45 Uhr. Was bin ich nur für ein verdammter Schwachkopf! Geschieht mir ganz recht, schmutziger Voyeur, der ich bin! Bin auf einen Baum hinaufgeklettert, um zwei Iguanodons unten an den Bakker-Fällen bei der Paarung zuzusehen. Im Augenblick des Höhepunktes ist der Ast gebrochen, und ich bin zwanzig Meter tief abgestürzt. Ich habe einen der unteren Äste erwischt, sonst wäre ich jetzt tot. Trotzdem bin ich aber ziemlich zerschlagen. Ich glaube nicht, daß ich mir etwas gebrochen habe, aber mein linkes Bein trägt mich nicht, und mein Rücken ist ganz zerschunden. Innere Verletzungen? Ich bin nicht sicher. Ich habe mich in eine kleine Felsenhöhle bei

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