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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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personell unterbesetzt. Diese Scouts sind für drei Mann Besatzung gebaut. Sie haben Acht-Stunden-Schichten; das heißt, daß theoretisch immer jemand im Dienst ist. Aber die meisten Scouts hier in der Peripherie laufen schon seit Jahren mit nur zwei Mann Besatzung. Wir bekommen einfach nicht das Personal, das wir anfordern, und außerdem übernimmt der Schiffscomputer sowieso die meisten Routinearbeiten.
    Aber dieses Schiff … dieses Schiff war noch mehr unterbesetzt als gewöhnlich. Vor knapp einer Woche wurde eines der beiden Besatzungsmitglieder krank. Der Mann wurde abgesetzt, als der Scout an Letzte Landung vorbeikam, und das Schiff erhielt den Befehl, die Patrouille mit nur einem Mann fortzusetzen, bis ein Ersatzmann zur Verfügung stand.“
    Garris lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und überlegte mit nachdenklichem Gesicht. „Sie haben recht“, sagte er schließlich. „Das ist etwas, aber es beantwortet keine von den Fragen. Und Fragen gibt es eine ganze Menge.“
    Er begann, die Fragen an den Fingern abzuzählen. „Nummer eins“, sagte er, „… wenn der Scout angegriffen wurde, warum hat die Mannschaft das nicht gemeldet? Der Computer hätte einen Angreifer entdeckt. Nummer zwei – warum sind sie, oder er, oder wer auch immer, nicht geflohen? Ein Scout ist schneller als jedes Kriegsschiff. Nummer drei – warum sollte überhaupt jemand einen einzelnen Scout angreifen wollen? Um eine Kriegsflotte vor der Entdeckung zu bewahren? Aber dafür müßten sie mehr als ein Schiff außer Gefecht setzen. Nummer vier – wenn es ein Angriff war, wer war es dann? Die KwanDellaner? Aber wieso? Das gibt keinen Sinn. Nummer fünf – wenn es kein Angriff war, warum hat das Schiff dann sein Signal abgebrochen? Was wäre sonst noch in der Lage, ein bewaffnetes und abgeschirmtes Raumschiff im All zu vernichten? Nummer sechs …“
    „Es reicht“, unterbrach Richey ihn stirnrunzelnd. „Ich verstehe, was Sie meinen. Da paßt vieles nicht zusammen.“
    Garris nickte. „Admiral Mandel hat eine Theorie“, sagte er, und sein Gesichtsausdruck machte unmißverständlich deutlich, was er von der Theorie des Admirals hielt. „Er meint, daß die KwanDellaner unser Schiff offen angerufen und sich ganz freundlich verhalten hätten; und dann wären sie bis in Schußweite herangekommen und hätten angegriffen. Das beantwortet einige der Fragen – etwa, weshalb die Mannschaft nicht geflohen ist oder sich gemeldet hat. Aber es erklärt nicht die Motive für den Angriff. Und Theorien, die das erklären, erklären die anderen Dinge nicht.“ Er runzelte die Stirn.
    Nach einer Pause lehnte der Captain sich wieder nach vorn und blätterte durch die Papiere, bis er die Besatzungsliste fand.
    „Welcher dieser Männer war an Bord?“ fragte er.
    „Hollander“, antwortete Richey.
    „Fordern Sie ein Faksimile seiner Akte an“, befahl Garris. „Vielleicht erfahren wir daraus etwas. Und lassen Sie jemanden seine Angehörigen ausfindig machen und sie davon in Kenntnis setzen, daß er vermißt wird.“
    Der Erste Offizier nickte, erhob sich und salutierte zackig. Als er hinausgegangen war, wandte Garris seine Gedanken wieder dem Puzzle zu.
    Der Captain wußte sehr genau, welches Ergebnis Mandel von ihm erwartete: den Beweis für einen Überfall der KwanDellaner. Nichts würde dem Admiral größeres Vergnügen bereiten. Es war in der Flotte allgemein bekannt, daß Mandel alt und inkompetent war und daß man ihn in die Peripherie geschickt hatte, um ihn aus dem Weg zu haben. Aber ein Krieg – mit ihm an der Front – wäre vielleicht geeignet, ein paar der früheren Fehler des Admirals wiedergutzumachen und ihn in die Gunst der Erde zurückzukatapultieren.
    Garris hingegen brauchte keinen Krieg. Er war schon jetzt unverschämt jung für einen, der die Sterne eines Captain trug. Und die Mjölnir war zwar ein von vielen Kämpfen zerzauster Veteran, aber sie war immer noch ein Schlachtschiff mit furchterregender Feuerkraft und einer Besatzung von mehr als hundert Mann. Jeder Captain in der Flotte, der kein Schlachtschiff befehligte, hätte es gern getan – und Garris tat es schon. Für ihn bedeutete die Peripherie nicht das Exil. Sie war ein weiterer Schritt auf dem Weg nach oben.
    Aber es gab immer noch Dinge, die ihm im Weg standen. Wie Mandel, der ihn wegen seiner Jugend verachtete und tat, was in seiner Macht stand, um Garris’ weiteren Aufstieg zu blockieren.
    Wenn er diese Nuß knacken könnte – und zwar so, daß der

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