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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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schein­bar die Tür war. Einen Au­gen­blick über­le­ge ich, ob ich ihr nach­ge­hen soll. Schließ­lich zu­cke ich die Ach­seln. Ich ar­bei­te an mei­nem Ts­hus­hi. Ich ar­bei­te lang­sam und me­tho­disch, wäh­rend mein Kopf vol­ler Ge­dan­ken ist. Ich den­ke an Kua­ra, und et­was nagt an mir. Ich las­se die Fa­ser fal­len, die ich in der Hand ha­be, und ge­he auf den ge­gen­über­lie­gen­den Ho­ri­zont zu, wo ei­ne Gi­raf­fe an dem Mon­gon­go-Baum äst.
    Gras­hüp­fer, Kxon-Amei­sen, Mist­kä­fer hüp­fen und krab­beln zwi­schen den Grä­sern. Le­gua­ne has­ten da­von. Ei­ne Maul­wurfs­schlan­ge glei­tet in ihr Loch un­ter ei­nem Uri-Busch. Ich ge­he schnell, der Sand un­ter mei­nen Fü­ßen ist warm, aber nicht heiß. Die Ebe­ne ist son­nen­durch­glüht, die we­ni­gen klei­nen Omi­rim­bi-Was­ser­läu­fe aus­ge­trock­net, trotz­dem spü­re ich kaum Durst. Ein Spring­bock flüch­tet hin­ter ei­ne Weiß­dor­na­ka­zie. Hier ist ein gu­ter Ort, ent­schei­det ein Teil von mir. Hier wird Kua­ra ein Jä­ger wer­den, wie Tu­ka es nicht sein konn­te. Kua­ra wird nie­mals la­chen, um die Trau­rig­keit aus­zu­schlie­ßen.
    Der Ho­ri­zont kommt nicht nä­her.
    Ich mes­se die Gi­raf­fe mit dem Dau­men ab, ge­he tau­send Schrit­te, mes­se wie­der, ge­he noch ein­mal tau­send Schrit­te, mes­se aufs neue.
    Die Gi­raf­fe wird nicht grö­ßer.
    Ich wer­de noch ein­mal tau­send Schrit­te ge­hen. Dann wer­de ich um­keh­ren und mein Ts­hus­hi fer­tig bau­en.
    Nach hun­dert Schrit­ten lau­fe ich ge­gen et­was Har­tes.
    Ei­ne Wand.
    Auf der an­de­ren Sei­te äst die Gi­raf­fe im­mer noch.
    Die Wei­ßen mit den Land­ro­vern ka­men zu Ga, der hei­ßes­ten Jah­res­zeit. Die Last­wa­gen schau­kel­ten und dröhn­ten auf dem Sand. Tu­ka nahm Kua­ra und eil­te ih­nen ent­ge­gen. Auch ich kam, aber ich ging mit den an­de­ren Frau­en hin­ter­her. Es wa­ren ei­ni­ge Wei­ße und ein paar Ban­tus. Im vor­ders­ten Wa­gen stand Gai, wink­te und grins­te.
    Ei­ne blond­haa­ri­ge wei­ße Frau stieg aus. Sie hat­te wei­ße Shorts und ein hell­brau­nes Hemd mit auf­ge­roll­ten Är­meln an. Ich er­kann­te sie so­fort. Dok­tor Mor­se, die uns wie­der stu­die­ren woll­te. Tu­ka hat­te ge­sagt, die Wei­ßen fän­den an ih­rer ei­ge­nen Kul­tur nichts In­ter­essan­tes, dar­um stu­dier­ten sie so ger­ne un­se­re.
    Sie un­ter­hielt sich lan­ge mit uns Frau­en und frag­te uns nach un­se­ren Fa­mi­li­en und was wir von der Volks­ar­mee SWA­PO hiel­ten. Al­le re­de­ten auf ein­mal. Sie ges­ti­ku­lier­te, wir soll­ten ru­hig sein. „Was denkst du, U?“ frag­te sie dann. „Was ist dei­ne Mei­nung?“ Ich sag­te, sie sol­le Tu­ka fra­gen; er sei ein Mann und ver­stün­de sol­che Din­ge. Sie schi­en un­zu­frie­den zu sein, dar­um sag­te ich, SWA­PO soll­te kei­ne Men­schen um­brin­gen. SWA­PO soll­te die Leu­te in Frie­den las­sen. Dok­tor Mor­se schrieb al­les in ihr No­tiz­buch. Ich war mit mir zu­frie­den. Die an­de­ren Frau­en wa­ren sehr ei­fer­süch­tig.
    Dok­tor Mor­se er­zähl­te uns, der Krieg in Süd­afri­ka neh­me einen schlech­ten Ver­lauf; bald wür­de er auch hier­her kom­men. Als Tu­ka sich lan­ge ge­nug die Mo­to­ren an­ge­se­hen hat­te, frag­te ich ihn, was Dok­tor Mor­se mit „schlecht“ mein­te. Schlecht für die Schwar­zen oder für die Wei­ßen. Schlecht für die im Sü­den oder für uns in der Ka­la­ha­ri. Er wuß­te es nicht. Nie­mand von uns frag­te Dok­tor Mor­se.
    Dann sag­te sie: „Wir ha­ben euch Was­ser ge­bracht. Viel Was­ser. Wir ha­ben ge­hört, daß ihr kei­nes hat­tet.“ Ihr Haar glänz­te im Son­nen­schein. Für ei­ne wei­ße Frau war sie sehr schön.
    Wir lä­chel­ten, wie­sen aber das An­ge­bot zu­rück. Sie run­zel­te die Stirn, schi­en aber nicht ei­gent­lich är­ger­lich zu sein. Viel­leicht glaub­te sie, wir tä­ten das, weil sie weiß war. Dann irr­te sie sich; wenn wir Ge­schen­ke an­neh­men, könn­ten wir die ver­ges­sen, die die Ka­la­ha­ri uns gibt. „Fahrt aber we­nigs­tens ein Stück auf den Last­wa­gen mit“, bat sie mit strah­len­dem Ge­sicht. Tu­ka lach­te und rann­te mit Kua­ra an der Hand auf die bei­den Land­ro­ver zu. Ich

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