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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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kei­ne Ge­sich­ter zu se­hen.
    Schließ­lich färbt die Däm­me­rung das Gras grau. Kua­ra fin­det ei­ne Perl­huhn­fe­der und ein Rohr; er lehnt sich ge­gen mei­ne Bei­ne und macht sich ein Za­ni. Es wird küh­ler. Ich ent­schei­de, daß die Tür bes­ser um un­se­re Schul­tern paßt als vor den Ein­gang des Ts­hus­hi.
    Aus der un­ter­ge­hen­den Son­ne kommt ei­ne Ge­stalt. Ich be­schir­me mei­ne Au­gen mit dem Arm. Dok­tor Ste­fan­ko. Sie lä­chelt, nickt Kua­ra zu, der ei­ne Nuß als Ge­wicht an sei­nem Spiel­zeug be­fes­tigt, und setzt sich auf einen Holz­klotz. Sie lä­chelt im­mer noch, aber oh­ne Freu­de. Sie sieht mich streng an.
    „Ich hof­fe doch sehr, daß du dich um Kua­ras wil­len nicht noch ein­mal so auf­füh­ren wirst wie heu­te nach­mit­tag“, legt sie los. „Du bist dir doch wohl dar­über im kla­ren, daß er … daß er so­zu­sa­gen auf Pro­be bei dir ist. Wenn du Är­ger machst, müs­sen wir den Jun­gen zu­rück in die Vor­be­rei­tungs­räu­me schi­cken, bis du … bis du dich bes­ser ein­ge­wöhnt hast.“ Sie tippt mit dem Zei­ge­fin­ger ge­gen ih­re Hand­flä­che. „Du mußt dei­ne Im­pul­si­vi­tät im Zaum hal­ten.“ Sie tippt noch ein­mal. „Und das gleich.“
    Mit schräg ge­neig­tem Kopf star­re ich sie ver­ständ­nis­los an.
    „Wie du dei­nen Ka­ross aus­ge­zo­gen hast, bloß weil der Mo­ni­tor sag­te, du tä­test das nie.“ Sie nickt wis­send. „O ja, wir wis­sen es ganz ge­nau, wann du zu­hörst und wann nicht. Und die­se scheuß­li­che Sze­ne mit der Ech­se!“ Sie ver­zieht das Ge­sicht und schüt­telt sich. „Und dann die Sa­che mit dem Feu­er.“ Sie deu­tet auf die Glut. „Man er­war­tet von dir, daß du hier lebst wie da­mals auf der Er­de. We­nigs­tens tags­über. Es war im­mer Män­ner­ar­beit, das Feu­er zu ent­zün­den.“
    „Es wa­ren im­mer Män­ner da.“ Ich zu­cke die Ach­seln.
    „Das stimmt. Na ja, wir sind da­bei, et­was zu ar­ran­gie­ren. In der Zwi­schen­zeit hal­te dich an Nah­rungs­mit­tel, die du nicht zu ko­chen brauchst. Und stell die Hei­zung an.“ Sie geht zu dem Stein, läßt sich auf Hän­de und Knie nie­der und dreht an ei­nem der Knöp­fe. Et­was be­ginnt zu sum­men. Sie setzt sich wie­der auf den Holz­klotz, lä­chelt und reibt ih­re Hän­de über dem Feu­er. Dann zieht sie ei­ne Fo­to­gra­fie aus ih­rer Hüft­ta­sche und reicht sie mir. Ich dre­he das Bild rich­tig her­um. Da steht Dok­tor Mor­se mit dem Arm über Gais Schul­tern. Sein lin­ker Arm um­faßt ih­re Tail­le. Im Hin­ter­grund sieht man die Land­ro­ver.
    „Im­pul­siv“, sagt Dok­tor Ste­fan­ko, lehnt sich hin­über und schnipst mit dem Fin­ger ge­gen die Fo­to­gra­fie. „Ge­nau­so hat Dok­tor Mor­se dich in ih­ren No­ti­zen ge­nannt. Sie be­trach­te­te das als ei­ne Tu­gend.“ Wie­der hebt sich ih­re Au­gen­braue. „Wir sind da an­de­rer Mei­nung.“ Dann fügt sie stolz hin­zu: „Sie war mei­ne Groß­mut­ter, mußt du wis­sen. Du kannst dir vor­stel­len, daß ich ein mehr als pro­fes­sio­nel­les In­ter­es­se an un­se­rer süd­west­afri­ka­ni­schen Ab­tei­lung hier in Car­ni­val ha­be.“
    Ich will ihr die Fo­to­gra­fie zu­rück­ge­ben. Sie hält mich mit er­ho­be­ner Hand zu­rück. „Be­hal­te sie nur“, sagt sie. „Be­trach­te sie als ein Hoch­zeits­ge­schenk. Das ers­te von vie­len.“
    In die­ser Nacht schla­fen Kua­ra und ich an­ein­an­der­ge­schmiegt im Ts­hus­hi, in den Ka­ross ein­ge­mummt. Er hält im­mer noch das Za­ni fest, ob­wohl er es nicht ein ein­zi­ges Mal in die Luft ge­wor­fen hat, um es her­ab­se­geln zu se­hen. Viel­leicht wird er es mor­gen tun. Mor­gen. Ein häß­li­ches Wort. Ich star­re die dunkle Er­de an und spü­re Sand zwi­schen mei­nen ge­ball­ten Fäus­ten, wäh­rend ich da­lie­ge. Ich fra­ge mich, ob die Geis­ter in den Him­mels­fens­tern mir mit ir­gend­wel­chen Er­fin­dun­gen, durch die man bei Nacht se­hen kann, beim Schla­fen zu­schau­en. Ob sie in der Nacht zu­schau­en wer­den, wenn Gai auf mei­nen Rücken klet­tert und grunzt, wäh­rend er mit mir macht, was Ver­hei­ra­te­te tun.
    Der Schlaf kommt schließ­lich. Ein un­ru­hi­ger Schlaf. Ich mer­ke, wie ich Kua­ra an mich drücke. Er sträubt sich et­was

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