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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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und sah gut aus. Er ist kein schlech­ter Mensch, sag­te ich zu mir; er ist nur zu ei­gen­sin­nig. Aber er hat un­se­ren Leu­ten Fleisch ge­bracht, das kann ich nicht ver­ges­sen. Und ei­nes Ta­ges wird er mir viel­leicht einen neu­en Ka­ross brin­gen. Viel­leicht wird er vie­le Din­ge brin­gen. Wich­ti­ge Din­ge.
    Ich zog mei­nen Ka­ross aus, und wir drei faß­ten uns bei den Hän­den, tanz­ten nackt und plantsch­ten. Kein Num woll­te von mir Be­sitz er­grei­fen. Kein Drang zu dem, was Ver­hei­ra­te­te tun, über­kam Tu­ka. Nichts als Stil­le und La­chen.
    „Dies wird dei­ne neue Hei­mat, U“, er­klärt mir Dok­tor Ste­fan­ko, als sie ei­ne Tür öff­net. Sie hat mir einen neu­en Ka­ross ge­ge­ben; Echt-Oryx nennt sie ihn, wenn ich auch nicht weiß, warum sie sich so aus­drückt. Als sie ih­re Hand auf mei­nen Rücken legt und mich vor­an­schiebt, fühlt sich der Ka­ross weich und glatt auf mei­ner Haut an. „Wir glau­ben, es wird dir ge­fal­len, und wenn du ir­gend et­was brauchst …“
    Ich hal­te mich am Tür­rah­men fest und wen­de mein Ge­sicht ab. Ich will an die­sem Ort nicht le­ben, ihn nicht ein­mal an­schau­en. Aber sie schiebt stär­ker, und ich stol­pe­re hin­ein. Ich be­de­cke mein Ge­sicht mit den Hän­den.
    „Aber, aber“, sag­te Dok­tor Ste­fan­ko. Ich spä­he durch die Fin­ger. Wir sind in der Ka­la­ha­ri.
    Ich dre­he mich lang­sam um, denn plötz­lich strahlt und singt mein Herz. Kei­ne Tür. Kei­ne Wän­de. Kei­ne Win­kel. Das san­di­ge Feld dehnt sich un­ter wol­ken­lo­sem Him­mel. Blaß­gol­de­nes Gras mit ein paar ver­streu­ten Weiß­dor­na­ka­zi­en und Tsi-Bäu­men, so­weit man se­hen kann; in der Fer­ne er­he­ben sich ei­ni­ge Schir­ma­ka­zi­en und so­gar ein Mon­gon­go-Baum. Ein We­ber­vo­gel schießt aus ei­nem Stein­wall und wie­der hin­ein.
    „Hier wä­re ein gu­ter Platz für dein Ts­hus­hi – dei­ne Schutz­hüt­te“, sag­te Dok­tor Ste­fan­ko und zieht mich vor­wärts. Sie dringt in das ho­he Gras vor, bückt sich und taucht lä­chelnd auf, mit Zwei­gen in ei­ner Hand, Gui-Fa­sern in der an­de­ren. „Siehst du? Wir ha­ben so­gar schon et­was von dem Ma­te­ri­al ge­schnit­ten, das du brauchst.“
    „Aber wie …“
    „Der Mond ist doch gar kein so schreck­li­cher Ort, oder?“ Sie kommt mit lan­gen Schrit­ten durch das Gras zu­rück. „Und wir hier in Car­ni­val set­zen al­les dar­an, um dei­nen Auf­ent­halt hier so an­ge­nehm wie mög­lich zu ge­stal­ten. Schau ein­mal.“ Sie hebt einen Stein. Ei­ne Knopf­rei­he glänzt. „Wenn du die­sen Knopf drehst, kannst du das Wet­ter re­gu­lie­ren; du brauchst nicht mehr un­ter die­sen schreck­lich hei­ßen und kal­ten Jah­res­zei­ten zu lei­den. Es sei denn na­tür­lich, du möch­test das“, fügt sie rasch hin­zu. „Und hin und wie­der wer­den ein paar net­te Leu­te auf dich – bei dir vor­bei­schau­en. Von dort oben. Vom Him­mel.“ Sie mach­te ei­ne aus­ho­len­de Arm­be­we­gung. „Sie möch­ten se­hen, wie du lebst; du – und an­de­re wie du – ihr seid ei­ne ziem­li­che Sen­sa­ti­on, weißt du.“ Ich star­re sie ver­ständ­nis­los an. „Wenn du sie se­hen willst, brauchst du je­den­falls nur die­sen Knopf zu dre­hen. Und wenn du hö­ren möch­test, was der Mo­ni­tor über dich sagt, dreh die­sen hier.“ Sie blickt auf, sieht mei­ne Ver­wir­rung. „Oh, kei­ne Sor­ge; der Mo­ni­tor über­setzt al­les. Ei­ne wun­der­ba­re Er­fin­dung.“
    Sie stellt sich auf und nimmt mich beim Arm. Ih­re Au­gen se­hen fast warm aus. „Siehst du, U, auf der Er­de gibt es kei­ne Ka­la­ha­ri mehr – je­den­falls nicht so, wie du sie kann­test –, al­so ha­ben wir ei­ne neue ge­schaf­fen. In man­cher Hin­sicht wird sie nicht so gut sein wie das, was du ge­wöhnt bist, aber in vie­ler Hin­sicht wird sie bes­ser sein.“ Ihr Lä­cheln ist wie­der da. „Wir glau­ben, du wirst dich hier wohl füh­len.“
    „Und Kua­ra?“
    „Er er­wacht ge­ra­de. Er wird bald bei dir sein.“ Sie er­greift mei­ne Hän­de. „Bald.“ Dann geht sie zu­rück in die Rich­tung, aus der wir ge­kom­men sind. Ih­re Ge­stalt ver­schwimmt rasch in der Ent­fer­nung. Plötz­lich ist sie ver­schwun­den. Über dem Gras flim­mert ein Hit­ze­schlei­er, wo

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