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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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schüt­tel­te den Kopf. „Du soll­test wirk­lich mit­fah­ren“, sag­te Dok­tor Mor­se. „Das wird dir Spaß ma­chen.“
    „Das ist et­was, was Män­ner tun“, er­klär­te ich ihr. „Frau­en ver­ste­hen da­von nichts.“
    „Sie wer­den doch nur hin­ten­drauf mit­fah­ren!“
    „Last­wa­gen. Jagd. Feu­er. Das sind Män­ne­ran­ge­le­gen­hei­ten“, sag­te ich.
    Nur ei­ner der Last­wa­gen kam zu­rück. Al­le bis auf Tu­ka, Kua­ra und ei­ni­ge der Ban­tus wa­ren da­bei. „Der Wa­gen ist im Sand ste­cken­ge­blie­ben; die Wei­ßen wol­len bis zum Mor­gen war­ten, um ihn her­aus­zu­zie­hen“, sag­te Gai. „Tu­ka will da­ne­ben schla­fen. Du weißt, wie ver­rückt er nach Last­wa­gen ist!“ Al­les lach­te. Au­ßer mir. Ich fühl­te ei­ne po­chen­de Lee­re in mei­nem Her­zen; ich är­ger­te mich, daß ich mich nach ihm sehn­te.
    Dann kam der Re­gen. Es war Ga Go – männ­li­cher Re­gen. Ein star­ker, plötz­li­cher Guß, nicht gleich­mä­ßig und sanft wie der weib­li­che Re­gen, der das Land mit Was­ser er­füllt. Re­gen in der Ga-Zeit! Al­le jauchz­ten und tanz­ten vor Freu­de. So­gar die Wei­ßen tanz­ten. Ein Wun­der, sag­ten die Leu­te. Ich dach­te an den Ho­nig­dachs in der Ku­ma-Zeit und hat­te Angst. Ich fühl­te mich ein­sam. Trotz mei­ner Angst oder viel­leicht we­gen ihr tat ich et­was Tö­rich­tes. Ich schlief ein Stück von den an­de­ren ab­seits.
    In der Nacht kam das Stil­le wie­der über mich. Num lös­te sich aus mei­nem Bauch. Ich hat­te es nicht ge­ru­fen, ganz be­stimmt nicht. Ich hat­te nicht ein­mal dar­an ge­dacht. Ich spür­te im Schlaf, wie mein Kör­per sich ver­krampf­te. Im Traum konn­te ich mein fla­ches, has­ti­ges At­men hö­ren. Die Angst pack­te mich und schüt­tel­te mich wie den Zweig ei­nes Ni Ni-Bu­sches. Ich sank in die Er­de. Tu­ka und Kua­ra stan­den mit hän­gen­den Schul­tern im damp­fen­den, knö­chel­tie­fen Was­ser des Was­ser­lochs, wo wir ge­tanzt hat­ten. Kua­ra hat­te den Kopf ei­nes Gnus auf; an Stel­le der Au­gen hat­te er glü­hen­de Koh­len. Al­les, was er im­mer wie­der sag­te, war: „Lauf weg, Mut­ter.“
    Ich er­wach­te im Schat­ten. Et­was Dunkles glitt über mich, be­vor ich mich rüh­ren konn­te. Ich sah noch, wie Gai un­ter dem Mond grins­te. Dann hielt mir ei­ne Hand den Mund zu.
    Dok­tor Ste­fan­ko kommt wie­der, als ich mit der Hüt­te fer­tig bin. Sie und Gai brin­gen Häu­te von War­zen­schwein und Ku­du, Sta­cheln vom Sta­chel­schwein, Schild­krö­ten­pan­zer, Strau­ßen­ei­er, einen Wetz­stein, ei­ne Ah­le, zwei As­se­gai­klin­gen, Töp­fe aus Ban­tu-Ton. Gai grinst, wäh­rend er die Sa­chen hin­stellt. Dok­tor Ste­fan­ko be­ob­ach­tet ihn. „Er hät­te auf der Er­de nicht un­ver­hei­ra­tet blei­ben müs­sen, wenn dei­ne Leu­te ihn nicht auf die­se Rol­le fest­ge­legt hät­ten“, sagt sie zu mir, als er weg­geht. Dann geht auch sie.
    Spä­ter bringt sie Kua­ra.
    Er rennt un­be­hol­fen durch das Gras, das ihm fast bis ans Kinn reicht. „Ma­ma“, schreit er, „Ma­ma, Ma­ma“, und ich fan­ge ihn in mei­nen Ar­men auf, schwen­ke ihn her­um und la­che. Ich le­ge mei­ne Hän­de auf sei­ne Wan­gen; sei­ne Ar­me sind um mei­ne Tail­le ge­schlun­gen. Er ist wirk­lich. Tat­säch­lich. Ganz wirk­lich, mein Kua­ra! Die Trä­nen strö­men mir übers Ge­sicht. Er wirkt hohl­äu­gig, und sein Haar ist ge­scho­ren. Aber ich las­se kei­ne Sor­ge an mein Herz. Ich wei­ne vor Freu­de, nicht vor Kum­mer.
    Dok­tor Ste­fan­ko geht, und Kua­ra und ich re­den mit­ein­an­der. Er schwätzt von ei­nem selt­sa­men Schlaf und Dok­tor Ste­fan­ko und Gai, wäh­rend ich ihm das La­ger zei­ge. Wir spie­len mit den Knöp­fen, die Dok­tor Ste­fan­ko mir ge­zeigt hat; ei­ner von ih­nen läßt in dem klei­nen Win­kel zwi­schen dem Him­mel an der Wand und dem Him­mel an der De­cke ei­ne Rei­he von Fens­ter­chen er­schei­nen. Die Fens­ter se­hen aus wie ei­ne Schnur von ecki­gen Per­len. Von dort spä­hen Ge­sich­ter her­un­ter. Kin­der. Al­te Män­ner. Frau­en mit Ge­sich­tern wie Spring­ha­sen. Men­schen vie­ler Ras­sen. Ich sa­ge ihm, er sol­le nie­man­den an­lä­cheln oder zu be­mer­ken schei­nen. Nicht ein­mal die Kin­der. Die

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