Kopernikus 6
man essen wollte. Allerdings heißt es, daß auch ausgedehntes Kochen den Geschmack nicht verbessern konnte.
Trotzdem hätten die Dodos vielleicht überleben können, aber dann legten die Holländer – und später die Franzosen – auf den Maskarenen Kolonien an. Die Inseln wurden zu Plantagen und zu Sammelplätzen für religiöse Flüchtlinge. Hier baute man Zuckerrohr und andere exotische Produkte an.
Mit den Kolonisten kamen Katzen, Hunde, Schweine, der gerissene rattus norvegicus und der Rhesus-Affe von Ceylon. Die Dodos, die die hungrigen Seeleute übriggelassen hatten, wurden auf freiem Feld mit Hunden gejagt (sie waren zwar dumm und dämlich, aber sie konnten rennen, wenn ihnen danach war). Die Katzen töteten sie, wenn sie auf ihren Nestern saßen. Affen, Ratten und Schweine stahlen und fraßen ihre Eier. Außerdem mußten sie sich jetzt all die langsam wachsenden guten Sachen der Inseln mit den Schweinen teilen.
Der letzte Mauritius-Dodo wurde im Jahre 1681 gesehen, weniger als ein Jahrhundert, nachdem die Menschen ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatten. Der letzte weiße Dodo verschwand um 1720 aus den Annalen der Geschichte. Die Einzelgänger von Rodriguez und Réunion, die letzten ihrer Rasse wie ihrer Art, mögen noch bis 1790 überlebt haben. Niemand weiß das.
Plötzlich schauten sich die Wissenschaftler um und fanden keinerlei lebende Dodo-Vögel mehr. Nirgendwo.
Dieser Teil des Landes war schon heruntergekommen, bevor ihn überhaupt jemand zu Gesicht bekam. Diese Straße war seit dem Ende der fünfziger nicht mehr asphaltiert worden, und es war eine Hauptstraße zwischen zwei Landsitzen. Das hieß aber nicht, daß sie durch zivilisiertes Land führte. Ich war schon meilenweit gefahren und hatte nichts gesehen als Erdwälle, so rot wie Billy Carters Nacken, und hin und wieder eine Kirche. Ich erwartete, Plakate von Burma Shave zu finden, aber dann wurde mir klar, daß an dieser Straße wahrscheinlich noch nie welche gestanden hatten.
Beinahe wäre ich an der mit Sand und Schotter bedeckten Straße, die der Mann an der Tankstelle mir markiert hatte, vorbeigefahren. Sie stieß von nirgendwoher auf die Landstraße, ein Weg, der aus dem Feld herauskam. Ich bog ein, und ein Stein, so groß wie ein Golfball, prallte über die Motorhaube hoch und schlug mir einen drei Zoll langen Sprung in die Windschutzscheibe des Mietwagens, den ich mir in Grenada besorgt hatte.
Dafür, daß es noch so früh war, war es schon heiß und stickig. Jedesmal, wenn der Schotter dünner wurde, nahm eine Staubwolke mir die Sicht. Nach etwa einer Meile hörte der Schotter ganz auf. Die Straße wurde zu einem ausgefahrenen Sandweg, kaum breiter als das Auto und zu beiden Seiten von einem durchhängenden, dreifachen Stacheldrahtzaun gesäumt.
An manchen Stellen fehlten die Zaunpfähle über ein paar Meter hinweg. Der Draht lag dann auf der Erde, und hier und da verschwand er über weite Strecken darin.
Das einzige Lebewesen, das ich traf, war eine Spottdrossel, die mit irgend etwas unter einem Dornbusch herumtobte, an dem man den Stacheldraht angenagelt hatte. Auf der einen Seite lag jetzt ein grasüberwachsenes Feld, wild ausgewuchert, so wie es überall aussehen wird, wenn wir uns erst von diesem Planeten heruntergefegt haben. Die andere Seite war schnell zuwachsender Wald – Kiefern, Eichen, ein paar Eukalyptus – und wilde Pflaumenbäume, zu dieser Jahreszeit noch ohne Früchte.
Langsam fragte ich mich, was ich eigentlich hier machte. Wenn Mrs. Jimson nun eine phantasiebegabte alte Spinnerin war, die … aber nein. Vielleicht irrte sie sich, aber selbst wenn sie sich irrte, war das eine Überprüfung wert. Aber ich wußte, daß
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