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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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ge­gen die en­ge Um­ar­mung, aber er wacht nicht auf. Im Traum glei­te ich aus mir her­aus, schü­re das Feu­er und tan­ze den Elen­tanz. Mein Kör­per glänzt vor Elen­fett. Mei­ne Au­gen star­ren ge­ra­de­aus ins Dun­kel, und ich hal­te den Kopf hoch und steif. Ich sin­ge und he­be und sen­ke da­bei mei­ne Fü­ße, tan­ze im­mer ums Feu­er her­um. An­de­re Frau­en klat­schen und sin­gen die Kia-Lie­der der Hei­lung. Män­ner spie­len auf der Gu­a­schi und dem Sai­ten­bo­gen. Die Mu­sik schwingt und tril­lert und schwirrt. Der Rhyth­mus wi­der­hallt in mir. Je­der Mus­kel kennt die Me­lo­die. Aus mei­nen Au­gen quel­len Trä­nen. Mei­ne Bei­ne sind bleischwer vor Schmerz. Und im­mer noch tan­ze ich wei­ter.
    Dann end­lich steigt das Num auf. Es löst sich aus mei­nem Bauch und bläst mit Feu­e­r­a­tem mein Rück­grat em­por. Ich be­kämp­fe die Furcht. Ich tan­ze ge­gen das Grau­en an. Ich er­zit­te­re im Brand. Mei­ne Au­gen ver­en­gen sich vor Qual. Ich se­he nicht, wie die Frau­en klat­schen und sin­gen. Mein Atem geht flach, heiß und keu­chend. Mei­ne Brüs­te hüp­fen. Ich tan­ze. Das Num steigt wei­ter. Es be­rührt den Ein­gang mei­nes Ge­hirns. Es er­füllt mei­nen Kopf. Mein gan­zer Kör­per ist wach und brennt. Mein Fleisch steckt ganz vol­ler Dor­nen. Mei­ne Brüs­te sind glü­hen­de Koh­len. Ich füh­le, wie Geis­ter, hei­ße Geis­ter, Geis­ter der Ver­gan­gen­heit, sich in mei­nen Schä­del drän­gen. Ich tau­me­le zur Hüt­te; Kua­ra und U, mein al­tes Ich, er­war­ten mich. Ich schlüp­fe in ihr Fleisch wie je­mand, der in die küh­len, schlam­mi­gen Was­ser ei­ner ganz­jäh­rig feuch­ten Pfan­ne glei­tet. Ich schlüp­fe zwi­schen ih­re Angst und Trau­er und ih­re schmerz­li­che Freu­de an Kua­ra, der ne­ben ihr liegt.
    Sie be­wegt sich. Ihr Kopf rührt sich im Schlaf. Ein lei­ses Stöh­nen; Ab­leh­nung. Ich glei­te tiefer hin­ein. Ich wer­de wie­der zu ihr. Mein Kopf glüht vor Num und Geis­tern. „U“, flüs­te­re ich, „ich brin­ge dir al­le Geis­ter dei­nes frü­he­ren Ichs und die dei­nes Vol­kes.“ Noch ein­mal stöhnt sie, aber schwä­cher, das lust­vol­le Stöh­nen ei­ner Frau beim Lie­bes­akt. Ihr Kör­per streckt sich und er­starrt. Ih­re Nä­gel schram­men über Kua­ras Rücken. Dann nimmt sie mich, nimmt sich selbst auf. Ich er­fül­le ihr Fleisch.
    Und brin­ge ihr das Stil­le, zum drit­ten Mal in ih­rem Le­ben. Tiefer und tiefer si­ckert sie in den Sand und läßt nichts von sich selbst zu­rück; ih­re Hän­de hal­ten Kua­ras Hand­ge­len­ke fest, und sie zieht ihn mit, die Perl­huhn­fe­der des Za­ni weht hin­ter ihm her wie im Wind. Sie kommt durch den Sand, durch die Be­ton­fun­da­men­te von Car­ni­val, durch das Mond­ge­stein, wühlt sich im­mer tiefer wie ein Dachs. Sie bricht durch in ei­ne Dun­kel­heit mit sil­ber­nen Licht­strei­fen: den Kern des Mon­des, wo die ver­stor­be­nen Ah­nen hau­sen, die Geis­ter des Kia. Un­ter Schrei­en von Ent­set­zen und Freu­de fällt sie mit flat­tern­dem Ka­ross zu Bo­den. Im Mit­tel­punkt der Höh­le, wo Was­ser wie kal­tes Sil­ber glänzt, war­tet Tu­ka mit aus­ge­streck­ten Ar­men. Er lacht – ein schril­les, ge­quäl­tes Ki­chern. Nur so kann ein Geist la­chen, der in sei­nem Schlaf ge­stört wur­de. Heu­te nacht wer­den die drei tan­zen: U, Tu­ka, Kua­ra.
    Dann wird er ihr das Ge­heim­nis des Oa-Gif­tes bei­brin­gen, das aus der weib­li­chen Lar­ve des Mist­kä­fers ge­preßt wird. Er wird sie leh­ren, Pfeil­gift her­zu­stel­len. Ein Gift, ge­gen das die Buschmän­ner kein Ge­gen­gift ken­nen.
    Wenn sie wie­der zu Gai und Dok­tor Ste­fan­ko zu­rück­kehrt, wird sie auf der Jagd sein.
    Sie wird kei­ne Tie­re ja­gen.

Ho­ward Waldrop Die häßlichen Hühner
THE UGL Y CHICKENS

    Mein Au­to war ka­putt, und um elf hat­te ich ein Se­mi­nar zu hal­ten. Al­so nahm ich den Bus, et­was, was ich sel­ten tue.
    Den letz­ten Som­mer hat­te ich da­mit ver­bracht, mit Ka­me­ras und Ton­band­ge­rät durch die Wäl­der des Big Thicket zu krau­chen und Pho­tos und Ton­band­auf­nah­men von zwei der letz­ten el­fen­bein­schnäb­li­gen Wald­spech­te der Welt zu ma­chen. Die Fil­me kön­nen Sie bei Ih­rer ört­li­chen

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