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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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nicht, sie wa­ren da, un­be­weg­lich, als wä­ren sie her­be­stellt wor­den. Stumm stan­den sie mit selbst­si­che­ren Kör­pern da.
    Als Jim Bren­nan, der zwei­te Re­kru­tie­rungs­of­fi­zier, den ers­ten der Mo­hawks vor sich ste­hen sah, wuß­te er, daß es Schwie­rig­kei­ten ge­ben wür­de.
    Im Bü­ro stan­den Ord­ner auf ei­nem grell­gel­ben Plas­ti­kre­gal, Ord­ner mit Me­mo-Cas­set­ten, auf de­nen Tau­sen­de von Ge­halts­ab­rech­nun­gen ver­zeich­net wa­ren. Bren­nan trank aus sei­nem Kaf­fee­be­cher, den er aus dem Kaf­fee­be­rei­ter ge­zo­gen hat­te, und sah zu dem Mo­hawk hoch:
    „Was wollt ihr?“
    Der Mo­hawk, ein Mann um die Vier­zig, ei­ner von den rund­ge­sich­ti­gen, mon­go­lisch aus­se­hen­den Ty­pen, sah ihn aus­drucks­los an und mur­mel­te, oh­ne die Lip­pen über­mä­ßig zu be­we­gen:
    „Wir wol­len nach oben, wol­len auf den Sta­tio­nen ar­bei­ten. Wir sind die bes­ten Ar­bei­ter am Him­mel. Der Him­mel ist un­ser al­ler Him­mel. Sei­ne Bal­ken wer­den die Mo­hawks gut tra­gen. Wir ha­ben es er­fah­ren.“
    Sein Eng­lisch war sto­ckend, er sprach, als über­set­ze er aus der Spra­che sei­ner Vor­fah­ren, müh­sam den lee­ren Be­deu­tun­gen ihm frem­der Wör­ter nach­sin­nend. Der Him­mel war in sei­nem Kopf fest ver­an­kert.
    Bren­nan er­in­ner­te sich, von Be­rich­ten der Bun­des­an­stalt ge­hört zu ha­ben, in de­nen die In­dia­ner als her­vor­ra­gend ge­eig­net für den Stahl­hoch­bau er­wähnt wur­den. Man hat­te ih­re Schwin­del­frei­heit lo­bend er­wähnt, eben­so wie ih­re gut auf­ein­an­der ein­ge­spiel­ten Ar­beits­kol­lek­ti­ve. Dar­über hin­aus hat­ten sie sich auch als ge­nüg­sam, das heißt, mä­ßig in­ter­es­siert an Fra­gen ih­res Loh­nes, ge­zeigt, … aber, das al­te Aber des wei­ßen Ame­ri­ka­ners, der es nie ver­stan­den hat­te, die In­dia­ner zu ver­ste­hen, aber, kam es Bren­nan in den Sinn, un­zu­ver­läs­sig, wenn es dar­um ging, Ver­trä­ge ter­min­ge­recht zu er­fül­len und ein­zu­hal­ten.
    Ein nächt­li­cher Traum ei­nes Häupt­lings – und schon war ein Ar­beits­kol­lek­tiv über Nacht ver­schwun­den. Un­ter­wegs auf den Highways zu ei­ner an­de­ren Bau­stel­le. Über­zeugt da­von, ge­braucht zu wer­den.
    Das Geld war de­nen doch kein wich­ti­ger An­trieb. Nur wenn die Ar­beit Spaß mach­te, wenn sie ge­fähr­lich war, wenn sie hin­ter­her da­mit prah­len konn­ten, dann ar­bei­te­ten sie wie Be­ses­se­ne.
    „Und wenn es euch oben nicht ge­fällt“, frag­te Bren­nan. „Wo­hin – … wo­hin wollt ihr dann ab­hau­en? – Da oben?“
    Der Mo­hawk sah ihn starr an.
    „Es ge­fällt uns über­all da oben, sonst wür­den wir nicht hin­fah­ren. Die Sta­tio­nen sind wie die Mos­ki­tos über dem Feu­er. Ihr habt uns die Er­de, un­se­re Mut­ter, ge­stoh­len und ver­un­rei­nigt“ (er spuck­te auf den Bo­den). „Gren­zen sind eu­re Er­fin­dung. Wir ha­ben Brücken ge­baut, um Strö­me zu über­que­ren, wir sto­ßen in den Him­mel vor, weil ihr uns die Er­de zu eng ge­macht habt. Wir wer­den die Him­mel über­brücken, wie wir die Strö­me über­brückt ha­ben. Lang­sam geht die Schild­krö­te zum Was­ser, das über­all fließt. Ihr habt im­mer noch nicht ge­lernt, mit eu­ren to­ten Hän­den um­zu­ge­hen. Sie schla­gen euch selbst ins An­ge­sicht. In eu­ren Hän­den stirbt eu­re Ver­gan­gen­heit, er­blin­det die Zu­kunft. Gebt uns eu­re to­ten Hän­de, da­mit sie den Men­schen end­lich wie­der Ruhm und Freu­de brin­gen.“
    Nach die­ser Re­de, von der Bren­nan nur Bruch­tei­le ver­stand und die ihn ver­wirr­te, dreh­te der Mo­hawk sich um und ver­ließ das Bü­ro. Drau­ßen schlos­sen sich ei­ni­ge Män­ner und Frau­en ihm an, die ihn be­glei­tet hat­ten. Ei­ne jun­ge Frau mit kur­z­en Haa­ren streck­te Bren­nan frech die Zun­ge her­aus.
    Bren­nan fuhr sich über die Stirn. Er ging an sei­nen Schreib­tisch zu­rück und trank aus sei­nem lau­war­men Kaf­fee­be­cher. Er wuß­te, der Mo­hawk wür­de wie­der­kom­men. Sie, die­se In­dia­ner kann­ten kein Recht auf Ei­gen­tum und Be­sitz. Ih­nen ge­hör­te al­les. Das Land, der Him­mel, die Ster­ne und die Ma­schi­nen des wei­ßen

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