Kopernikus 6
Schwerelosigkeit. Er hatte Mühe, denen seine Schwierigkeiten klarzumachen. Wo sollte er denn auf einmal welche auftreiben? Die hatten schließlich keine festen Wohnsitze. Und die Bauunternehmer im Stahlhochbau waren froh, wenn ihre Indianer nicht vor Vertragsschluß abhauten.
Am Nachmittag dann ein Ruf mit äußerster Dringlichkeit: Ab sofort keine Indianer mehr einstellen 1 . Bericht mit Begründung sollte nachkommen. Noch beim Abendessen in der Kantine wunderte sich Brennan, zermarterte sein Hirn. Er konnte sich einfach nicht erklären, was da oben auf einmal los war. Was war nur schiefgegangen mit den Mohawks? Er hatte ja gleich geahnt, daß sie Schwierigkeiten machen würden. Der Vorgesetzte würde natürlich ihm die Schuld zuschieben. Indianer, wie konnten Sie nur, denken Sie doch an das nicht berechenbare Risiko. Nein, mein junger Freund, da haben Sie uns ganz schön was eingebrockt. Na, ja, jeder macht einmal einen Fehler. Aber so was darf sich nicht wiederholen. Klar!? Am nächsten Morgen erzählte ihm Maddock, der Mediziner, die Story. Der wollte ihn damit aufziehen.
Sie saßen in der Kantine. Brennan hatte sich einen Bourbon bestellt, zum Frühstück.
„Guter Stoff“, meinte Maddock und grinste. „Hat schon manchen Indianer umgebracht. Ach, übrigens, deine Mohawks, ich habe zufällig den Bericht abgefangen. Da ist ja einiges schiefgegangen, was?“
Deine Mohawks. Wieso meine Mohawks? Brennan war bleich geworden. Er stürzte den Bourbon in einem Zug hinunter. Stierte Maddock an. Sollte er nicht lieber allein den Bericht anhören? Ohne das dumme Grinsen von Maddock? Aber was Maddock berichten würde, das würde morgen oder heute schon die Runde machen, genau das wäre dann die Story, die sie ihm noch jahrelang anhängen würden. Brennan? Ach, war das nicht der mit den Mohawks?
„Was ist denn los mit den Mohawks?“
Er sah starr an Maddock vorbei. Auf einer Bourbon-Flasche im Whisky-Abteil der Theke saß ein Indianer und schien ihn anzufeixen.
„Nun leg schon los!“
Er bestellte noch zwei Bourbon bei der Theke, die ölig seine Einheiten einforderte.
„Die Mohawks sind abgehauen, weg, verschwunden, haben sich aufgemacht in die Tiefen des Raumes.“ Maddock sah ihn gespannt an, wollte sich wohl an seiner Reaktion weiden. Brennan reagierte nicht. Sah nur starr vor sich hin.
„Du weißt ja“, fuhr Maddock fort, „zunächst waren oben alle begeistert bis neidisch, und so legten die Mohawks mit dem Bau der Gemüse-Station los. Ungemein geschickt, wie die die üblichen Zylinderformen zusammenbastelten. Dann, nach einiger Zeit, fingen die an, obwohl nicht so geplant, in den einzelnen Etagen ihrer im Rohbau bereits fertigen Einheit, Obst und Gemüse anzubauen, bestellten Haustiere und wollten sich’s da immer gemütlicher einrichten. Ferguson schiß sie zusammen, wies sie darauf hin, daß sie nur zur Montage heraufgeholt worden seien, drohte mit Rücktransport zur Erde. Der muß sie zum Teufel gewünscht haben.
Kurze Zeit später, kein Mensch konnte das bemerken – wer achtete denn auch auf so was –, montierten die verrückten Mohawks alle Gleiter, die sie ergaunern konnten, an die Außenseiten der Gemüse-Einheit und zogen zunächst langsam, dann mit zunehmender Beschleunigung ab aus der Umlaufbahn. Die müssen einfach so lange Gleiter zugeschaltet haben, bis der Schub ausreichte. Vielleicht haben sie ja auch den neuen Hyperantrieb aus ihrer Maissuppe gezaubert. Und wer sollte die dann schon stoppen? Mensch Brennan, stell dir vor, die schmirgeln da oben durchs All.
Übrigens, ihre Löhne haben sie alle zurückgelassen. Sozusagen als Bezahlung.“
Das ist schon eine Geschichte. Maddock war froh, sie
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