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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Mas­se, um ein Schutz­feld aus­zu­lö­sen oder von den Über­wa­chungs­son­den aus­ge­macht zu wer­den, und des­halb konn­ten wir un­ent­deckt an Or­te ge­lan­gen, die sie für un­er­reich­bar hiel­ten. Kom­mu­ni­ka­ti­on? Wir be­nutz­ten Spie­gel, um Licht­si­gna­le zu ge­ben, wir ver­wen­de­ten Rauch­zei­chen, ja, wir lie­ßen so­gar Leu­te Bot­schaf­ten von ei­nem Ort zum an­de­ren tra­gen.
    Was noch wich­ti­ger ist: Wir per­so­na­li­sier­ten den Krieg. Das war das Ra­di­kals­te, das war es, was uns aus Kin­dern, die her­um­rann­ten und ver­gnügt ir­gend­wel­che Sa­chen zer­bra­chen, zu Män­nern mit ver­bit­ter­ten Ge­sich­tern mach­te. Das war es, was das Kom­bi­nat mehr als al­les an­de­re fer­tig­mach­te. Des­we­gen re­den die Leu­te noch heu­te vol­ler Grau­en über die Neu­ord­nung, selbst nach all den Jah­ren, vor al­lem im Com­mon­we­alth.
    Wir tö­te­ten Men­schen. Wir ta­ten es selbst. Wir gin­gen hin und er­sta­chen sie. Ich ha­be vor­hin von Mes­sern ge­spro­chen, mein Jun­ge, und mir war klar, daß Sie nicht wuß­ten, was das war; Sie bluf­fen nicht schlecht für Ihr Al­ter – aber so er­wirbt man sich den Ruf der Weis­heit: Schau­en Sie ab­ge­klärt drein und hal­ten Sie den Mund, wenn Sie et­was nicht wis­sen. Nun, ein Mes­ser ist ein zu­ge­spitz­tes Stück Me­tall mit ei­nem Griff. Die Kan­ten sind ge­schärft, und das ver­jüng­te En­de ist sehr spitz. Wenn Sie mit dem Me­tall auf je­man­den ein­ste­chen, dringt die Spit­ze ins Fleisch ein, schnei­det es auf, reißt ein Loch und tö­tet den Mann, und Sie ha­ben Blut an den Hän­den, das sich feucht und kleb­rig an­fühlt und schwer ab­zu­wa­schen ist, weil es sich in den fei­nen Här­chen auf dem Handrücken fest­setzt. Wir lern­ten, wie hart man je­man­den schla­gen muß, um ihn zu tö­ten, um die Kno­chen un­ter sei­ner Haut zu bre­chen wie tro­ckenes Holz in ei­nem Beu­tel aus Wachs­tuch. Wir ta­ten es. Wir er­würg­ten sie mit Draht­sch­lin­gen. Jetzt sind Sie scho­ckiert. Das war das Kom­bi­nat auch. Sie wa­ren ge­wohnt, auf große Ent­fer­nung zu tö­ten, einen Knopf zu drücken, einen Schal­ter um­zu­le­gen und un­ge­heu­re, sau­be­re, un­per­sön­li­che Kräf­te für ih­re Ver­nich­tungs­ar­beit zu ver­wen­den. Wir tö­te­ten Men­schen. Wir tö­te­ten Men­schen. Kei­ne Sta­tis­ti­ken, kei­ne Ab­strak­tio­nen. Wir hör­ten ih­re Schreie, wir sa­hen ih­re Ge­sich­ter, wir ro­chen ihr Blut, ihr Er­bro­che­nes, ih­re Schei­ße, ih­ren Urin, wenn ih­re Sys­te­me im To­de zu­sam­men­bra­chen. Man muß ver­rückt sein, um so et­was zu tun. Wir wa­ren ver­rückt. Wir wa­ren ein gu­ter Trupp.
    Zu un­se­rer Grup­pe ge­hör­ten zwölf, ob­wohl wir meist in Vier-Mann-Ein­hei­ten ar­bei­te­ten. Ich ge­hör­te zur Ein­heit des Trupp­füh­rers, und mehr als zwei Jah­re lang war sie mei­ne Fa­mi­lie ge­we­sen:
    Hey­nith, un­ter­setzt, mit schüt­terem Haar und ei­nem Le­der­ge­sicht, ein har­ter, fai­rer Mann und ein bril­li­an­ter Or­ga­ni­sa­tor;
    Ren, lei­den­schafts­los, zu­rück­ge­zo­gen, schweig­sam, von er­schre­cken­der Tüch­tig­keit und selt­sa­mem Hu­mor;
    Goth, jung, un­er­müd­lich, stier­köp­fig, mit ei­ner Nei­gung zu plötz­li­cher Be­geis­te­rung und De­pres­sio­nen; er war erst seit vier Mo­na­ten bei uns, als Er­satz für Ma­son, der um­ge­kom­men war, als er ver­such­te, ei­ner Raz­zia in Ca­pe Iti­ca zu ent­kom­men;
    Und ich.
    Wir wa­ren al­le­samt ver­krümm­te Män­ner, je­der auf sei­ne Art ein emo­tio­na­ler Krüp­pel.
    Wir wa­ren al­le­samt ver­rückt.
    Das Kom­bi­nat konn­te die­se Art von Ver­rückt­heit nie be­grei­fen, ob­gleich es im Lau­fe der Jah­re Mil­lio­nen von Men­schen ge­tö­tet oder un­per­sön­lich aus­ge­trock­net hat­te. Sie hat­ten Angst vor die­ser Ver­rückt­heit, sie wa­ren da­von ver­wirrt und konn­ten ihr nie­mals plan­mä­ßig be­geg­nen oder sie ab­schät­zen. Im Grun­de konn­ten sie nicht dar­an glau­ben.
    Auf die­se Wei­se hat­ten wir den Sen­der in den Mönchs­ber­gen ge­nom­men, we­ni­ge Stun­den vor D’kot­ta. Er war un­an­greif­bar ge­we­sen, ein­gehüllt von Ab­wehr­fel­dern, ei­nes über dem

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