Kopernikus 6
zurücklag, wie die Archive nur reichten. Dabei stießen sie irgendwo sogar auf schriftliche Aufzeichnungen und mußten erst einmal herausfinden, wie man sie benutzte.
Und unter diesen Dingen fanden sie die Idee des „Guerrilla“-Krieges. Nein, ich weiß auch nicht, was das bedeutet, aber es heißt, daß man das Spiel nach seinen eigenen Regeln spielt und nicht nach denen des Feindes. Oh, Sie lassen den Feind ruhig nach seinen Regeln spielen, verstehen Sie, aber Sie halten sich an Ihre eigenen. Das gibt Ihnen einen breiteren Bewegungsspielraum. Sie tun Dinge. Ich meine, lächerliche Dinge, aber so alt, daß sie sich dagegen nicht verteidigen können, weil sie niemals damit gerechnet haben, daß sie sich gegen so etwas würden verteidigen müssen. Die meiste Zeit über wußten Sie nicht einmal, daß solche Dinge existierten.
So liefen wir zum Beispiel mit diesen alten Projektilwaffen herum, die sie nach alten Plänen kopiert und dann heimlich in den Autofabs in Massenproduktion hergestellt hatten, indem sie Computerzeit stahlen. Die Dinger arbeiteten mit einer chemischen Reaktion im Innern des Mechanismus, die winzige Geschosse mit hoher Geschwindigkeit herausschleuderte. Das Geschoß traf einen Mann mit solcher Wucht, daß es buchstäblich in den Körper eindrang, innere Organe verletzte und ihn tötete. Ich weiß, daß die Idee absurd klingt, aber sie hatte ihre Vorteile.
Vergessen Sie nicht, wie straff das Kombinat die Gesellschaft kontrollierte; es war auf seine Art noch schlimmer als das Commonwealth.
Wir konnten nicht einfach Energiewaffen oder Biomorts stehlen und benutzen, denn die wurden sämtlich vom Kombinat aus über einen Sender gespeist, und sobald auch nur eines dieser Geräte als vermißt gemeldet wurde, brauchte das Kombinat nur das Relais für den entsprechenden Code abzuschalten. Selber konnten wir sie auch nicht bauen, denn wenn man die vom Kombinat ausgestrahlte Energie nicht zur Verfügung hatte, benötigte man für jede einzelne Waffe tonnenschwere Generatoren, um die erforderliche Energie für ihren Betrieb zu beschaffen, und unsere Technologie reichte nicht aus, um Geräte von diesem Ausmaß zu miniaturisieren. (Später tüftelte irgendein Genie einmal eine Methode aus, mit der man beispielsweise ein funktionsfähiges Biomort ohne die nötige Energiequelle konstruieren und dann den Energiesender des Kombinats anzapfen konnte, ohne auf dem Code-Display zu erscheinen, aber das war kurz vor dem Ende, und die meisten davon wurden für die Stoßtrupps in D’kotta gelagert). Aber wenigstens die „Pistolen“ funktionierten, und es gab noch weitere, unerwartete Vorteile. Wir fanden heraus, daß Netzfelder, Streuschirme, Phasenwände, Personenschilde und alle gängigen Abwehrkonstruktionen die „Kugeln“ (die kleinen Geschosse der „Pistolen“) nicht aufhalten konnten – sie waren einfach zu kompliziert, um etwas so Grobes wie einen Metallklumpen, der sich mit relativ träger ballistischer Geschwindigkeit bewegte, aufzufangen. Das gleiche galt für „Bomben“ und „Granaten“ – Geschosse, deren chemische Reaktion heftig genug war, um Menschen in einem geschlossenen Raum zu töten. Und die Liste wurde immer länger. Das Kombinat glaubte, wir könnten uns nicht frei umherbewegen, weil sämtliche Fahrzeuge codiert waren und vom Energiesender gespeist wurden. Haben Sie schon mal von „Fahrrädern“ gehört? Das sind Geräte, die mechanische Energie in Bewegung verwandeln. Sie fahren auf Rädern, die man buchstäblich mit seiner Körperkraft in Drehung versetzt. Und die Fahrräder hatten zu wenig Metall und
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