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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Ge­met­zel ge­we­sen.
    Neh­men Sie als Grund­la­ge ein­mal die un­ge­heu­ren Be­völ­ke­rungs­mas­sen von D’kot­ta, der zweit­größ­ten Stadt auf Welt, so­gar ei­ner der größ­ten in die­sem Sek­tor des Com­mon­we­alth. Die Un­ter­flot­ten wa­ren in der Stadt ge­we­sen, sie hat­ten die Bet­ja-Ern­te und an­de­re Wa­ren den Del­va her­auf­ge­bracht; zu die­ser Jah­res­zeit war der Ver­kehr auf dem Fluß im­mer am dich­tes­ten. Die Berg­wer­ke und Fa­bri­ken hat­ten Hoch­be­trieb ge­habt, eben­so die gi­gan­ti­schen Wes­tern-Schiffs­bau- und Ma­schi­nen­fa­bri­ken. Ad­die­ren Sie das Ge­wim­mel der Be­woh­ner in den sechs grö­ße­ren Kon­trol­lier­ten Be­zir­ken, die die Stadt um­ga­ben. Ad­die­ren Sie die Stadt-in-der-Stadt der Süd­ver­wal­tung, die für die­se He­mi­sphä­re zu­stän­dig war. Ad­die­ren Sie die zwan­zig Ge­ne­ra­tio­nen von Voll­be­wuß­ten des Kom­bi­nats in D’kot­ta, de­ren kör­per­lo­se Ego-Mus­ter man im Berg je­nes „un­zer­stör­ba­ren“ mi­kro­mo­le­ku­la­ren Schalt­kreis­sys­tems, der Es­cri­del-Brut­zen­tra­le, auf­be­wahrt hat­te. (Die­se Obe­ren wa­ren den un­wi­der­ruf­li­chen, wah­ren Tod ge­stor­ben, dies­mal oh­ne Hoff­nung auf Auf­er­ste­hung selbst als kör­per­lo­se In­tel­lek­te in ei­nem künst­li­chen Geist­be­hält­nis: Die Auf­zeich­nun­gen ih­rer ein­zig­ar­ti­gen Hirn­mus­ter aus elek­tri­schen, che­mi­schen und psy­cho­ky­ber­ne­ti­schen Rhyth­men und Ba­lan­cen wa­ren zer­stört, und Be­wußt­sein läßt sich nicht aus ei­nem Hau­fen ver­schmol­ze­ner Schla­cke re­kon­stru­ie­ren. Dies traf die Men­schen des Kom­bi­nats dort, wo sie buch­stäb­lich leb­ten, und es hat­te ei­ne stär­ke­re Wir­kung als al­les an­de­re). Ad­die­ren Sie die Ge­samt­zahl der bei­den ein­an­der ge­gen­über­ste­hen­den Streit­mäch­te; al­le un­se­re Leu­te – sie hat­ten be­reits ge­ahnt, was ge­sche­hen wür­de – hat­ten sich frei­wil­lig zu ei­nem Him­mel­fahrts­kom­man­do ge­mel­det. Ad­die­ren Sie al­le die­se Ele­men­te.
    Die Sum­me be­läuft sich auf Mil­li­ar­den und aber Mil­li­ar­den.
    Die Zahl war zu groß, als daß wir sie hät­ten be­grei­fen kön­nen. Un­se­re Ge­dan­ken wälz­ten sie hin und her, wäh­rend wir mar­schier­ten, und ga­ben dann auf. Sie war zu groß.
    Ich starr­te auf Rens Rücken, der vor mir her­ging, ei­ne bei­na­he un­sicht­ba­re mensch­li­che Sil­hou­et­te, und ver­such­te, sie zu der er­for­der­li­chen An­zahl zu mul­ti­pli­zie­ren. Blind­lings stol­per­te ich vor­an, ver­lo­ren, ver­sun­ken un­ter Tau­sen­den von ein­zel­nen Ar­men, Bei­nen, Ge­sich­tern; ei­ne Rei­he von Ge­sich­tern, die im Un­end­li­chen ver­schwam­men, und al­le schri­en – und mei­ne Vor­stel­lun­gen er­reich­ten die Rea­li­tät nicht an­nä­hernd.
    Mil­li­ar­den.
    Wie vie­le ru­he­lo­ser Geis­ter stei­gen aus so vie­len To­ten?
    Wen su­chen sie heim?
    Mil­li­ar­den.
    Wir wa­ren et­wa zwei Stun­den un­ter­wegs ge­we­sen, als das Mor­gen­licht her­ein­brach. Es kam ganz un­ver­mit­telt, wie ge­wöhn­lich. Wir tas­te­ten uns durch die tin­ten­schwar­ze, mond­lo­se Nacht von Welt, und nur die Mil­lio­nen von ei­si­gen Au­gen des Abends sa­hen uns, Kris­tall­split­ter von He­xen­feu­er, un­vor­stell­bar kalt und fern. Jah­re­lang hat­te ich Nacht für Nacht zu ih­nen hin­auf­ge­se­hen, wie sie ih­re un­ent­zif­fer­ba­ren Hie­ro­gly­phen über den Him­mel krit­zel­ten, jen­seits des mensch­li­chen Fas­sungs­ver­mö­gens, und auch jetzt er­in­ner­te der Him­mel mich wie stets an ei­ne Com­pu­ter­loch­kar­te mit wei­ßen Punk­ten auf schwar­zem Grund. Ich blieb ei­ne Se­kun­de lang auf dem Ab­hang ste­hen, schob die In­fra­rot­lin­sen zu­rück und starr­te zum Him­mel hin­auf. Was für ein Pro­gramm war dort aus­ge­druckt, mit Son­nen als Zif­fern und Pla­ne­ten als De­zi­mal­stel­len? Ei­ne ab­sur­de Fra­ge – ich war frü­her ein fast eben­so großer Narr wie Sie, mein Böck­chen –, aber dies war der ers­te wirk­lich ver­ba­li­sier­te Ge­dan­ke, der mir ge­kom­men war, seit ich auf je­nem Fel­sen die

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