Kopernikus 6
anderen, gegen Raketenangriffe, gegen Angriffe mit chemischen oder biologischen Kampfstoffen, gegen Energiestrahlen, gegen beinahe alles. Wir waren einfach hineinspaziert. Sie hatten niemals damit gerechnet, daß irgend jemand so etwas tun würde, daß es überhaupt möglich sein könnte, auf diese Weise anzugreifen, und so gab es auch keine Verteidigung dagegen. Die Schutzsysteme waren für esoterischere Arten von Bedrohung gedacht. Und selbst nach zehn Jahren allmählich eskalierender Guerrilla-Aktionen glaubten sie eigentlich immer noch nicht, daß jemand seinen eigenen Körper benutzen würde, um Krieg zu führen. Also spazierten wir hinein. Die Besatzung bestand aus einem zehnköpfigen bewußten Techklon und einem Leiter. Keine Nulls, keine Zombies. Die zehn identischen Techniker wimmelten panisch durcheinander, der Leiter starrte uns nur an, voller Unglauben und wohl auch voller Abscheu darüber, daß wir die Verfahrensregeln derart schwerwiegend verletzt hatten. Wir töteten sie, wie man Insekten tötet und ohne eigentlich viel darüber nachzudenken, abgesehen von jenem Teil unseres Ichs, der dauernd darüber nachdachte, der alles aufzeichnete und dann abspielte, wenn wir schliefen. Dann jagten wir den Sender mit chemischen Explosivladungen in die Luft. Und als dann die Flammen emporloderten und Löcher in die Nacht fraßen, holten wir unsere Fahrräder und radelten wie die Teufel auf die Mönchsberge zu, die geduckt vor uns aufragten, zerklüftet wie schwarze Zahnstummel vor dem hell erleuchteten Industriehimmel. Ein Netzfeld hatte eine Sekunde lang nach uns gegriffen, aber dann waren wir fort.
Das ist alles, was ich persönlich mit der „historischen“ Schlacht von D’kotta zu tun hatte. Es war auch genug. Wir hatten den Weg dafür freigemacht. Ohne die Energie des Transmitters konnten Waffen und Transportsysteme – einschließlich der Lifts, Gleitwege, Iristüren und -fenster, der Heizung, Beleuchtung und Abfallbeseitigung – nicht mehr arbeiten; D’kotta war gelähmt. Ohne die Energiesendungen der Station waren Tausende von Gebäuden, Industriekomplexen, Straßen und Wohnungen in ein Chaos gestürzt, buchstäblich zusammengebrochen. Und was noch wichtiger war: Ohne die Versorgung durch den Sender waren die vier wesentlichen Cerebra von D’kotta – die eine unglaubliche komplexe Vielfalt von militärischen, industriellen und administrativen Aufgaben erfüllten – lahmgelegt, ebenso wie auch eine Anzahl kleinerer Cerebra; die Synapsen brauchen, genauso wie die Ganglioneinheiten der Sophonten, beständig Nahrung, um zu funktionieren, zusätzlich zu dem gleichmäßigen Fluß der psychokybernetischen Strömung, die verhindert, daß sie infolge des Entzugs sensorischer Wahrnehmungen wahnsinnig werden; und selbst die Nulls würden bald außer Kontrolle geraten, wenn sie durch den stechenden Hunger fast zu Bewußtsein gelangten, ehe sie dann in ein paar Tagen schließlich sterben würden. Eine unüberschaubare Zahl der niedersten bewußten Klone – all jene ohne Mägen oder Verdauungssysteme, hauptsächlich Angehörige der militärischen und industriellen Kasten – würden sich in derselben Lage befinden wie die Nulls; ohne Nahrung vom Sender würden sie nach wenigen Tagen sterben. Und wenn die Katalyser, die die Funktion der verkümmerten Eingeweide übernommen hatten, nicht mehr arbeiteten, würde der Stau der organischen Abfälle sie ohnehin vergiften, selbst wenn sie sich irgendwo Nahrung beschaffen könnten. Die unabhängigen Lebensmittelautomaten für
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