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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Nackt­heit des Flei­sches ge­se­hen hat­te, als mein Le­ben sich selbst in Stücke riß. Noch ein­mal stell­te ich die­se Fra­ge, halb auf ei­ne Ant­wort war­tend, und ich sah zu, wie mein Atem sich in fed­ri­ge Fet­zen ver­wan­del­te, damp­fend in der silb­ri­gen Käl­te der Ster­ne.
    Die Son­ne schoß her­auf wie ein Me­te­or. Sie jag­te über den Ho­ri­zont em­por mit die­ser rast­lo­sen, trü­ge­ri­schen Ge­schwin­dig­keit, an die sich auch die Ein­ge­bo­re­nen von Welt nie­mals gänz­lich ge­wöh­nen konn­ten. Neu­es Licht über­flu­te­te uns, blau und hart zu Be­ginn, und es ver­tief­te die Schat­ten und ließ ih­re Rän­der mes­ser­scharf er­schei­nen. Die Son­ne stieg wei­ter am Him­mel hin­auf und ver­schluck­te die Ster­ne, und ein Schwall von wäß­ri­gem Ro­sa wisch­te die Nacht vom Ho­ri­zont. Das Licht ver­tief­te sich und wur­de zu ei­nem sanf­ten Gold. Wir schweb­ten durch sil­ber­nen Dunst, der die buck­li­gen Knie des Ber­ges mit sei­nen Wir­beln um­gab. Ich be­merk­te, daß ich laut­los wein­te, wäh­rend ich über den hoch­auf­ra­gen­den Grat zwi­schen Dunst und Him­mel da­hin­mar­schier­te, und mit ei­nem fri­schen Hun­ger sog ich den Mor­gen in mich hin­ein und kämpf­te da­bei mit ei­nem Ge­dan­ken, der für mei­nen Ver­stand im­mer noch zu groß war und mir im­mer wie­der trü­ge­risch ent­glitt, ge­ra­de so weit, daß ich ihn nicht zu fas­sen ver­moch­te. Mit lei­sem Sum­men stell­ten sich un­se­re Ther­mo­an­zü­ge auf die stei­gen­den Tem­pe­ra­tu­ren ein, von Schwarz nach Weiß po­la­ri­sie­rend und Wär­me in die Luft ver­strö­mend. An den Hän­gen und im gan­zen Tal un­ter uns, das jetzt sicht­bar wur­de, da der Dunst an uns vor­über krei­send zu den Berg­gip­feln streb­te, star­ben die Nacht­pflan­zen da­hin; man sah, wie sie ver­welk­ten, in mei­len­lan­gen Strei­fen des Ver­falls. In­ner­halb von Se­kun­den wa­ren die Mönchs­ber­ge kahl und un­frucht­bar – Hü­gel aus Asche und Kno­chen. Die Son­ne war jetzt ei­ne un­schar­fe gel­be Schei­be, um­ge­ben von Licht­krän­zen in Rot und dunk­ler wer­den­dem Pur­pur, die nach oben hin in das fros­ti­ge Blau der dün­nen Luft über­gin­gen. Oh­ne die mil­dern­de Ve­ge­ta­ti­on wirk­ten die Ber­ge hart und rauh wie Bims­stein, von Mond­schat­ten durch­schnit­ten. Zu un­se­ren Fü­ßen er­schie­nen die ers­ten Ta­ges­pflan­zen wie ein grü­nes Spin­nen­netz; sie zwäng­ten sich durch die Ris­se in der tro­ckenen Er­de her­vor.
    Wir stie­ßen auf einen neu­en Bach, der sich von schmel­zen­dem Eis er­goß und ei­ne stau­bi­ge Rin­ne über­flu­te­te.
    Ei­ne Stun­de spä­ter er­reich­ten wir das Tal.
    Hey­nith führ­te uns in die mar­sch­ähn­li­che Ebe­ne hin­un­ter, die sich von den Ber­gen bis zum Ho­ri­zont er­streck­te. Wir mar­schier­ten im wei­ten Bo­gen und nä­her­ten uns dem Tal vor­sich­tig vom Flach­land her.
    Hey­nith hob die Hand und deu­te­te auf mich, Ren und Goth. Die üb­ri­gen schwärm­ten aus, ver­steck­ten sich am Ein­gang des Ta­les und lie­ßen sich dort nie­der, um zu war­ten. Wir gin­gen al­lein hin­ein. Das Speer­gras war rasch ge­wach­sen; es war be­reits brust­hoch. Wir kro­chen hin­ein und ach­te­ten dar­auf, daß un­se­re Be­we­gun­gen mit dem rau­schen­den Mor­gen­wind über­ein­stimm­ten, so daß man je­de Re­gung des Gra­ses für ei­ne na­tür­li­che Be­we­gung hal­ten wür­de. Es kos­te­te ei­ne hal­be Stun­de stau­bi­ger, schweiß­trei­ben­der Ar­beit. Als ich das Ge­fühl hat­te, mich weit ge­nug hin­ein­ge­schlän­gelt zu ha­ben, hielt ich an und teil­te das Speer­gras lang­sam so weit, daß ich hin­aus­spä­hen konn­te, oh­ne den Kopf zu he­ben.
    Es war ein großer Vac­trans­por­ter, fünf­zehn Me­ter lang und mit au­to­ma­ti­scher La­de­vor­rich­tung.
    Er park­te na­he am Hang, am Ran­de des wei­ten Tals.
    Drei Män­ner stan­den da­ne­ben.
    Ich duck­te mich wie­der ins Gras, über­zeug­te mich da­von, daß mei­ne „Pis­to­le“ be­reit war, und kroch dann müh­sam auf den Trans­por­ter zu.
    Er war dicht vor mir, als ich wie­der hoch­sah, et­wa sechs Me­ter ent­fernt in der Mit­te ei­ner frei­en Flä­che. Ich konn­te

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