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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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das Ho­lo-Em­blem er­ken­nen, das als Iden­ti­fi­ka­ti­on an der Sei­te pul­sier­te: das Sym­bol für Ur­heim, die größ­te Stadt von Welt und Sitz des Kom­bi­nats­vor­stands auf der an­de­ren Sei­te des Pla­ne­ten, in der nörd­li­chen He­mi­sphä­re. Sie hat­ten einen wei­ten Weg zu­rück­ge­legt; man emp­fand ihn im­mer noch als weit, wenn­gleich sich die Schif­fe flüs­ternd zwi­schen den Ster­nen be­weg­ten – für Fü­ße und Au­gen war es ein wei­ter Weg. Und noch einen an­de­ren, wei­te­ren Weg hat­ten sie hin­ter sich ge­bracht: den von den Em­bryos in glä­ser­nen Re­tor­ten zu Män­nern, die vor Käl­te zit­ternd und von ei­nem Bein aufs an­de­re tre­tend in ei­ner Bo­den­sen­ke am Fu­ße ei­nes Ber­ges stan­den und zu­schau­ten, wie der Mor­gen sich aus­brei­te­te. Es war ein ko­mi­sches Ge­fühl, dar­an zu den­ken. Ich frag­te mich, ob sie wohl ah­nen moch­ten, daß dies der letz­te Mor­gen war, den sie er­le­ben wür­den. Das war ein noch ko­mi­sche­res Ge­fühl. Wie­der kit­zel­te die­ser Ge­dan­ke mei­nen Ver­stand und wich tan­zend zu­rück. Ich über­prüf­te noch ein­mal und un­nö­ti­ger­wei­se mei­ne Pis­to­le.
    Ich war­te­te und kämpf­te ein Ge­fühl der Un­ru­he nie­der. Zwei von ih­nen stan­den dicht vor dem Trans­por­ter; sie teil­ten sich einen Zer­stäu­ber mit ei­nem mil­den Nar­ko­ti­kum, tief in­ha­lie­rend und un­ru­hig und frie­rend mit den Fü­ßen schar­rend. Da­bei starr­ten sie über das Speer­gras hin­weg auf die Ebe­ne jen­seits des Ta­les. Sie hat­ten das stei­fe, zer­knautsch­te, hohl­äu­gi­ge Aus­se­hen von Leu­ten, die so­eben ei­ne un­be­que­me Nacht in ei­nem en­gen Raum ver­bracht hat­ten. Ih­re Klei­dung war die von un­ge­klon­ten Voll­be­wuß­ten – Ju­nio­r­of­fi­zie­re der Mi­li­tär­kas­te, ei­ne Po­si­ti­on, die sie wahr­schein­lich von ih­ren Fa­mi­li­en er­erbt hat­ten wie die meis­ten der un­ge­klon­ten Exe­ku­tiv­ka­det­ten. Ab­ge­se­hen von den Ka­dern in Ur­heim und an­de­ren großen Städ­ten ge­hör­ten sie zu den we­ni­gen über­le­ben­den Klans­leu­ten; Hun­dert­tau­sen­de von Mi­li­tär­ka­det­ten und Of­fi­zie­ren wa­ren in D’kot­ta ge­tö­tet wor­den (zu­sam­men mit zahl­lo­sen Klo­nen und Halb­be­wuß­ten al­ler Rang­stu­fen), und die Kas­te war oh­ne­hin nie über­mä­ßig groß ge­we­sen. Die Sta­tu­ten hat­ten ver­langt, daß das Kom­bi­nat ei­ne Si­cher­heits­trup­pe un­ter­hielt, aber die­se war zu ei­ner tra­di­tio­nel­len Ein­rich­tung oh­ne we­sent­li­che Funk­tio­nen ge­wor­den, zu­min­dest un­ter den un­ge­klon­ten hö­he­ren Rän­gen – bei­na­he die letz­te Bas­ti­on alt­mo­di­scher Vet­tern­wirt­schaft. Dies war ei­nes der Din­ge, die den Quä­sto­ren­auf­stand be­güns­tigt und das Kom­bi­nat zu der un­po­pu­lä­ren Maß­nah­me ge­zwun­gen hat­te, große Grup­pen von In­dus­trie­klo­nen in ei­ne Mi­liz zu pres­sen. Der jün­ge­re die­ser bei­den Ka­det­ten war sehr jung, jün­ger noch als ich. Der drit­te der Män­ner be­fand sich noch in der Ka­bi­ne des Trans­por­ters. Ver­schwom­men sah ich sein Ge­sicht hin­ter dem Wind­feld, das noch ein­ge­schal­tet war, um die Käl­te ab­zu­hal­ten, ob­gleich der Trans­por­ter still­stand.
    Ich war­te­te. Ich wuß­te, daß die an­de­ren sich rings um mich her­um in Po­si­ti­on ma­nö­vrier­ten. Ich wuß­te auch, wor­auf Hey­nith war­te­te.
    Der drit­te Mann sprang aus der hoch­ge­le­ge­nen Ka­bi­ne her­un­ter. Er war äl­ter und trug das Ho­lo­gramm ei­nes Of­fi­ziers: ein voll­wer­ti­ger Obe­rer. Er sag­te et­was zu den Ka­det­ten, ging ein paar Schrit­te weit zur Rück­sei­te des Trans­por­ters und be­gann zu pin­keln. Der Strahl von gold­far­be­ner Flüs­sig­keit dampf­te in der kal­ten Luft.
    Hey­nith pfiff.
    Ich roll­te auf die Knie, drück­te das Speer­gras am Ran­de der frei­en Flä­che aus­ein­an­der und riß mei­ne Pis­to­le hoch. Die bei­den Ka­det­ten fuh­ren zu­sam­men, und ih­re Ge­sichts­mus­keln straff­ten sich in Un­si­cher­heit und Angst. Der äl­te­re der bei­den trat un­will­kür­lich einen Schritt vor, den Zer­stäu­ber noch

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