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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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glän­zen­des Spiel­zeug. Son­nen­re­fle­xe glit­zer­ten auf sei­ner Ober­flä­che, wäh­rend er in der Nach­mit­tags­hit­ze schmor­te. Ein ver­ges­se­nes Spiel­zeug, ver­lo­ren im ho­hen Gras, das ein­sam auf sei­ne Be­sit­zer war­te­te, die nie­mals zu­rück­kom­men wür­den.
    Die Zeit ver­ging.
    Die Vö­gel, die wir ver­jagt hat­ten, lie­ßen sich nach und nach wie­der auf den Hü­geln nie­der.
    Vol­ler Un­be­ha­gen än­der­te ich mei­ne Stel­lung und ver­such­te oh­ne große Zu­ver­sicht, es mir be­quem zu ma­chen, doch ein wü­ten­der Blick von Hey­nith ließ mich so­gleich er­star­ren. Wir kau­er­ten in ei­nem zwei­ein­halb Me­ter lan­gen und an­dert­halb Me­ter tie­fen Gra­ben un­ter ei­ner Tarn­pla­ne, die zum Tal hin von klei­nen Pflö­cken hoch­ge­hal­ten wur­de; die Pla­ne hat­ten wir mit ei­ner zen­ti­me­ter­di­cken Schicht von Er­de und Grün­zeug be­deckt. In der Mit­te hock­te Hey­nith ritt­lings auf dem Steu­er­sat­tel des La­sers. Goth saß links von ihm, ich rechts. Hey­nith wür­de den La­ser be­die­nen, wenn es so­weit war; da­zu war nur ein Mann er­for­der­lich. Für Goth und mich gab es nichts zu tun, und auch wäh­rend des Über­falls wür­den wir nichts zu tun ha­ben, es sei denn, wir müß­ten das Feu­ern über­neh­men, falls der un­wahr­schein­li­che Fall ein­trä­te, daß Hey­nith ge­tö­tet wur­de, oh­ne daß der Tref­fer uns al­le er­wi­sch­te, oder wir müß­ten den La­ser tat­säch­lich her­um­wuch­ten. Bei­des stand kaum zu er­war­ten. Nein, die Show ge­hör­te Hey­nith, und wir wa­ren über­flüs­sig und nutz­los.
    Das war schlecht.
    Wir hat­ten je­de Men­ge Zeit zum Nach­den­ken.
    Das war noch schlech­ter.
    Ich emp­fand ein tau­bes Ge­fühl, das im­mer stär­ker wur­de, als hät­te sich ei­ne un­sicht­ba­re Glas­schei­be zwi­schen mich und die Welt ge­scho­ben, die jetzt im­mer di­cker wur­de, Schicht um Schicht. Zu­gleich fühl­te ich mich un­glaub­lich iso­liert (iso­liert, ob­wohl es in dem Loch eng und sti­ckig war, ob­wohl ich dicht an Hey­niths an­ge­spann­ten Schen­kel ge­preßt wur­de – ich konn­te ihn nicht be­rüh­ren; er war mei­len­weit ent­fernt). Und mit dem Ge­fühl der Iso­la­ti­on kam ei­ne un­ge­sun­de, wür­gen­de Pa­nik. Es war das Ge­gen­teil von Klaustro­pho­bie. Mein Fleisch war zu durch­sich­ti­gem Plas­tik ge­wor­den, mei­ne Kno­chen zu Glas, und ich war nackt, ganz und gar nackt, oh­ne daß es noch et­was gab, in das ich mich hät­te ein­hül­len kön­nen. Ei­ne gan­ze Ar­mee hät­te mich um­ge­ben kön­nen, und ich wä­re im­mer noch al­lein ge­we­sen. Man hät­te mich in Ei­sen gehüllt zehn Me­ter un­ter der Er­de ver­gra­ben kön­nen, und ich wä­re im­mer noch nackt ge­we­sen. Ein Teil mei­nes Ver­stan­des frag­te sich lei­den­schafts­los, ob es ein Schock war, in den ich ver­sank, und der rest­li­che Teil ver­such­te den Schrei nie­der­zu­kämp­fen, der sich zwi­schen mei­nen an­ge­spann­ten Mus­keln auf­stau­te. Die Iso­la­ti­on wuchs. Ich war mir mei­ner Um­ge­bung nicht mehr be­wußt, ich emp­fand nur noch die Hit­ze und den Druck der Ein­ge­schlos­sen­heit.
    Ich sah D’kot­ta, ei­ne ge­schmol­ze­ne Spin­ne, die auf dem Rücken lag und ih­ren ob­szö­nen, auf­ge­dun­se­nen Bauch se­hen ließ, und ih­re feu­ri­gen Bei­ne zuck­ten ge­gen den Him­mel und hin­ter­lie­ßen gif­ti­ge Bla­sen, wo sie die Wol­ken be­rühr­ten.
    Ich sah den Jun­gen, das Ge­sicht blut­über­strömt, wie er mit den Fer­sen auf den Bo­den trom­mel­te.
    Ich be­gann an großen, ein­fa­chen Ide­en zu zwei­feln.
    Im Tal be­weg­te sich nichts. Nur der Wind strich durch das Gras, und Geis­ter in Ge­stalt von Vö­geln kreis­ten am Him­mel.
    Spin­nen­bei­ne.
    Kreb­stanz.
    Der kan­ti­ge Schat­ten des Vac­trans­por­ters kroch über das Tal.
    Plötz­lich, so deut­lich, als wä­re es Wirk­lich­keit, sah ich Ren vor mir, wie er in der Ka­bi­ne saß, den Rücken ge­gen die Tür ge­lehnt, die Bei­ne auf dem Sitz aus­ge­streckt, die Fü­ße ruh­ten über­ein­an­der­ge­schla­gen auf der In­stru­men­ten­kon­so­le, die Pis­to­le lag in sei­nem Schoß, und durch das Wind­feld be­ob­ach­te­ten sei­ne Au­gen den

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