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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Tal­ein­gang. Er wür­de ei­ne Zi­ga­ret­te rau­chen, und ge­le­gent­lich wür­de er sie aus dem Mund neh­men, die Asche mit dem Fin­ger­na­gel auf die glän­zen­den Ar­ma­tu­ren schnip­sen, da­bei im­mer die­ses ei­gen­ar­ti­ge Lä­cheln auf den Lip­pen, und er wür­de sorg­fäl­tig Lö­cher in den wei­chen Stoff der Pols­te­run­gen bren­nen. Der Stoff (ech­ter Stoff, kein Plas­tik) wür­de an­fan­gen zu glim­men, ein übel­rie­chen­des Rauch­fäd­chen wür­de auf­stei­gen, und der Sitz hät­te ein neu­es, ver­kohl­tes, schwar­zes Loch. Ren wür­de lä­cheln, die Zi­ga­ret­te zwi­schen die Lip­pen neh­men, sich zu­rück­leh­nen und ge­mäch­lich paf­fen. Ren soll­te das Ra­dio­si­gnal vom Or­bo­ter be­ant­wor­ten, ih­nen ver­si­chern, daß al­les in Ord­nung sei, und sie in ih­ren Tod ge­hen las­sen. Wenn sie Ver­dacht schöpf­ten, daß et­was nicht stimm­te, wür­de Ren der ers­te sein, der starb. Selbst wenn al­les nach Plan gin­ge, wa­ren sei­ne Über­le­benschan­cen ge­ring, denn er war so gut wie schutz­los. Ganz ge­wiß war es ein Him­mel­fahrts­kom­man­do. Ren be­haup­te­te, das sei ihm scheißegal. Viel­leicht war es das wirk­lich. Zu­min­dest hat­te er sich ein­ge­re­det, daß es so war. Er war ein son­der­ba­rer Mann. Er war äl­ter als wir an­de­ren, äl­ter auch als Hey­nith, und die meis­te Zeit sei­nes Le­bens hat­te er als Ka­dett in der Ver­wal­tung in Ur­heim ge­ar­bei­tet, sein gan­zes Da­sein die­sem Job ge­wid­met und sei­ne ge­sam­ten Ener­gi­en dar­auf an­ge­wen­det. Drei­mal hat­te man ihn bei der Be­för­de­rung in den Exe­ku­tivsta­tus über­gan­gen, und über Jah­re hin­weg ver­dop­pel­te er sei­ne An­stren­gun­gen, wäh­rend sei­ne Un­ru­he von Ab­leh­nung zu Ab­leh­nung wuchs. Nach dem drit­ten Fehl­schlag war er oh­ne viel Auf­he­bens in den Ru­he­stand ge­tre­ten, um von der Kre­dit­ren­te zu le­ben, die er sich in vier­zig Dienst­jah­ren ver­dient hat­te. Am nächs­ten Mor­gen, pünkt­lich zu Be­ginn sei­ner nor­ma­len Ar­beits­zeit, hat­te er ei­nem Si­cher­heits­be­am­ten im Ver­wal­tungs­kom­plex ein Bio­mart ge­stoh­len, war in sei­nen Sek­tor ge­gan­gen, hat­te al­le, die sich dort auf­hiel­ten, ge­tö­tet und war da­nach aus Ur­heim ver­schwun­den. Nach ei­nem Jahr auf der Flucht war es ihm ge­lun­gen, mit den Quä­sto­ren Kon­takt auf­zu­neh­men. Er ab­sol­vier­te ein Aus­bil­dungs­jahr und ar­bei­te­te dann trotz sei­nes Al­ters in ei­nem Kom­man­do­trupp. Das war vor fünf Jah­ren ge­we­sen, und seit zwei Jah­ren kann­te ich ihn. In der gan­zen Zeit hat­te er nur we­nig ge­spro­chen. Er ar­bei­te­te her­vor­ra­gend und mit ei­nem Mi­ni­mum an über­flüs­si­gen Be­we­gun­gen. Er be­ging nie­mals einen Feh­ler, be­klag­te sich nie und zeig­te nie ir­gend­wel­che Ge­füh­le. Aber ge­le­gent­lich lä­chel­te er und brann­te ein Loch in ir­gend et­was. Oder in ir­gend je­man­den.
    Die Son­ne tauch­te hin­ter den Ho­ri­zont. Es sah aus, als stürz­te sie in ei­ner Flam­men­ex­plo­si­on auf die Ebe­ne her­ab. Die Nacht ver­schlang uns mit ei­nem Biß. Es war fins­ter wie in ei­nem Wal­fisch­bauch.
    Das riß mich au­gen­blick­lich in die Wirk­lich­keit zu­rück. Einen schreck­li­chen Mo­ment lang glaub­te ich, blind ge­wor­den zu sein, aber dann kehr­te mein Ver­stand zu­rück. Ich klapp­te die In­fra­rot­lin­sen über die Au­gen und ak­ti­vier­te sie. In röt­li­chen Schat­tie­run­gen kehr­te die Welt zu­rück. Hey­nith rieb sei­ne ver­krampf­ten Bei­ne am Rumpf des La­ser. Er sag­te ein paar Wor­te, und wir schluck­ten ei­ni­ge Auf­putsch­pil­len, um uns wach­zu­hal­ten. Sie schmeck­ten bit­ter, und wie im­mer war es schwie­rig, sie tro­cken her­un­ter­zu­brin­gen, aber sie lös­ten ein ver­trau­tes, bren­nen­des Wo­gen in mei­nem Ma­gen aus, und mein Blut be­gann schnel­ler zu flie­ßen. Ich warf einen Blick auf Hey­nith. Er war still ge­we­sen, selbst für sei­ne Ver­hält­nis­se. Ich frag­te mich, wor­an er den­ken moch­te. Er sah mich an, und viel­leicht las er mei­ne Ge­dan­ken. Er be­fahl uns, den Gra­ben zu ver­las­sen.
    Lang­sam kro­chen Goth und ich ins Freie,

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