Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
Quä­sto­ren-Haupt­quar­tier an­ge­bo­ten, aber er hat­te ab­ge­lehnt und dar­auf be­stan­den, im Feld zu ar­bei­ten, un­ge­ach­tet al­ler War­nun­gen, daß dies für einen Mann sei­nes Al­ters selbst­mör­de­risch sei. Ma­son war ein großer, sanf­ter, ge­bil­de­ter Mann ge­we­sen, der stets so tat, als sei er mür­risch und rauh, der aber nachts al­lein wein­te, wenn er glaub­te, daß es nie­mand be­merk­te. Ich ha­be oft dar­an ge­dacht, daß er viel­leicht aus Iti­ca hät­te ent­kom­men kön­nen, wenn er es ernst­haft ver­sucht hät­te, aber er war er­schöpft ge­we­sen, krank, von Schuld­ge­füh­len ge­plagt und mü­de, und ei­gent­lich war er nicht mit dem Her­zen da­bei­ge­we­sen. Die­ser Ge­dan­ke hat mich spä­ter noch oft ver­wirrt. Ma­son war der ein­zi­ge Mensch ge­we­sen, der mir je et­was be­deu­tet hat­te, und er hat­te mehr als je­der an­de­re da­zu bei­ge­tra­gen, mich aus dem Schat­ten her­aus in die Mensch­lich­keit zu füh­ren. Und in die­sem Mo­ment hät­te ich Goth nie­der­schie­ßen kön­nen, weil er in mei­nen Au­gen Ma­sons An­den­ken ver­riet.
    Schließ­lich ging Hey­nith die Luft aus. Er spuck­te Goth an und woll­te ihm ein Wort an den Kopf wer­fen, aber dann hielt er in­ne und fun­kel­te ihn nur an. Sei­ne Lip­pen wa­ren weiß. Ich hat­te ge­se­hen, daß Hey­nith mir einen schnel­len Blick zu­warf, mit ei­ner kaum merk­li­chen Dre­hung des Kopf­es, ehe er ver­stumm­te. Bei­na­he hät­te er sich ver­ges­sen und Goth einen Zom­bie ge­nannt. Dies war auf Welt ein ver­brei­te­tes Schimpf­wort, das der Trupp sorg­fäl­tig ver­mie­den hat­te, seit ich da­bei war. Al­so hat­te Hey­nith es nie­mals wirk­lich ver­ges­sen, ob­gleich er mich im­mer mit be­hut­sa­mer Fair­neß be­han­delt hat­te. Mei­ne Wut ver­wan­del­te sich in eis­kal­ten Zorn, der sich nicht mehr nur ge­gen Goth rich­te­te, son­dern zu ei­nem kran­ken Ab­scheu ge­gen die gan­ze Welt ge­wor­den war.
    Hey­nith ver­sprach Goth, daß er sich spä­ter um ihn küm­mern wer­de, und zwar gründ­lich, und dann be­fahl er mir, hin­aus­zu­ge­hen und das Null zu tö­ten; zu­erst soll­te ich es den Hang hin­auf und au­ßer Sicht schaf­fen und da­nach die Lei­che ver­ste­cken.
    Me­cha­nisch stemm­te ich mich aus dem Gra­ben und mach­te mich auf den Weg bergab auf die Lich­tung zu. Mei­ne Wut trieb mich über die ers­ten paar Me­ter, und mit mei­nen wat­tier­ten Hand­schu­hen feg­te ich das Ge­sträuch bei­sei­te, aber sie ebb­te rasch ab, und ich fühl­te mich aus­ge­höhlt und taub. Ich hat­te ge­wußt, wie die an­de­ren im Trupp in Wirk­lich­keit über mich den­ken muß­ten, aber ir­gend­wie hat­te ich mich im­mer ge­wei­gert, es mir selbst ein­zu­ge­ste­hen. Jetzt hat­te man mich mit der Na­se dar­auf ge­sto­ßen, und zu­sam­men mit den Qua­len der letz­ten zwei Ta­ge war das zu­viel für mich.
    Ich brach aus dem Ge­büsch ins Freie.
    Mei­ne Schrit­te lös­ten ei­ne Re­ak­ti­on in dem Null aus. Trun­ken tau­melnd kam es auf die Fü­ße, und sei­ne Ar­me pen­del­ten schlaff hin und her, als es sich mir zu­wand­te.
    Das Null war ein we­nig grö­ßer als ich. Es war sehr schlank und konn­te kaum sehr viel mehr als hun­dert Pfund wie­gen. Es war kahl, voll­stän­dig haar­los. Sei­ne Fin­ger wa­ren run­ze­lig, kraft­lo­ses Fleisch, das von den keu­len­för­mi­gen Hän­den bau­mel­te; sie wa­ren nie be­nutzt wor­den. Die Ze­hen hat­te man ent­wi­ckelt, da­mit die Tech­ni­ker die Nulls von ei­nem Sek­tor des Ce­re­brums in einen an­de­ren füh­ren konn­ten, aber sei­ne Fü­ße hat­ten nie­mals Ge­le­gen­heit ge­habt, hart oder schwie­lig zu wer­den: Sie wa­ren zer­schnit­te­ne, blu­ti­ge Klum­pen. Die Na­se war nichts als ei­ne form­lo­se Wöl­bung von ro­si­gem Fleisch rings um die Na­sen­lö­cher, und die Oh­ren wa­ren glei­cher­ma­ßen ver­küm­mert. Die Au­gen wa­ren rie­sen­haft, mit großer, milch­wei­ßer Horn­haut und klei­nen Pu­pil­len wie bei ei­nem Nacht­vo­gel, an­ge­paßt an das trü­be Licht des Ce­re­brums, mit der zu­sätz­li­chen Funk­ti­on, dem Ent­zug sen­so­ri­scher Wahr­neh­mun­gen vor­zu­beu­gen; sie wer­den nicht wie die Syn­ap­sen oder die

Weitere Kostenlose Bücher