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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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an seiner Reaktion weiden. Brennan reagierte nicht. Sah nur starr vor sich hin.
    „Du weißt ja“, fuhr Maddock fort, „zunächst waren oben alle begeistert bis neidisch, und so legten die Mohawks mit dem Bau der Gemüse-Station los. Ungemein geschickt, wie die die üblichen Zylinderformen zusammenbastelten. Dann, nach einiger Zeit, fingen die an, obwohl nicht so geplant, in den einzelnen Etagen ihrer im Rohbau bereits fertigen Einheit, Obst und Gemüse anzubauen, bestellten Haustiere und wollten sich’s da immer gemütlicher einrichten. Ferguson schiß sie zusammen, wies sie darauf hin, daß sie nur zur Montage heraufgeholt worden seien, drohte mit Rücktransport zur Erde. Der muß sie zum Teufel gewünscht haben.
    Kurze Zeit später, kein Mensch konnte das bemerken – wer achtete denn auch auf so was –, montierten die verrückten Mohawks alle Gleiter, die sie ergaunern konnten, an die Außenseiten der Gemüse-Einheit und zogen zunächst langsam, dann mit zunehmender Beschleunigung ab aus der Umlaufbahn. Die müssen einfach so lange Gleiter zugeschaltet haben, bis der Schub ausreichte. Vielleicht haben sie ja auch den neuen Hyperantrieb aus ihrer Maissuppe gezaubert. Und wer sollte die dann schon stoppen? Mensch Brennan, stell dir vor, die schmirgeln da oben durchs All.
    Übrigens, ihre Löhne haben sie alle zurückgelassen. Sozusagen als Bezahlung.“
    Das ist schon eine Geschichte. Maddock war froh, sie bereits soweit ausgewalzt zu haben, daß eine zwanzigfache Wiederholung ihm keine Schwierigkeiten mehr bereiten konnte.
    Brennan führte am Nachmittag sein bereits imaginiertes Gespräch mit seinem Vorgesetzten und ließ sich daraufhin auf die Außenstation versetzen, was zwar keinen Aufstieg für ihn bedeutete, jedenfalls in der Hierarchie der Behörde nicht, aber wenigstens hatte er die Befriedigung, in den Raum aufgestiegen zu sein.
    Außerdem glaubte er, so den Mohawks näher zu sein. Denn ganz tief in seinem Inneren, dort wo der Motor, der seine Würde herstellte, auf Hochtouren lief, war er davon überzeugt, die Mohawks noch einmal zu packen zu kriegen.
    Dabei bemerkte er nicht, daß seine Wünsche bereits anfingen, hinter den Mohawks herzujagen. Hinaus in den offenen Raum. Brennan hatte aufgehört, ein zuverlässiger Amerikaner zu sein. Als besoffener Ire starrte er manchmal in den Raum hinaus. In das große Langhaus unserer Galaxis, ob gekrümmt oder stetig, in dem eine Horde Mohawks sich herumtrieb wie eine zeitlose Schildkröte im auf und ab schwappenden Meer.

 
Gardner Dozois
Irgendwo ist immer ein wundervoller Morgen
A SPECIAL KIND OFMORNING
     
    Kennen Sie schon die über den alten Mann und das Meer?
    Bleiben Sie einen Augenblick, junger Herr; warten Sie und hören Sie zu. Es ist eine gute Geschichte, ausgewogen, pointiert und voll gesellschaftlicher Bedeutungskraft, kurz und direkt. Sie ist nicht von mir. Meine sind lang und weitschweifig, gespickt mit Einschüben, und sie brennen die Moral aus einem heraus. Aber wenn ich darüber nachdenke, werde ich Sie Ihnen doch nicht erzählen. Ein Mann in meinem Alter hat das Recht, sein eigenes Material zu bevorzugen, und die Kritiker sollen sich zum Teufel scheren. Heute habe ich eine Vorliebe für Garne, die ich selbst gesponnen habe.
    Setzen Sie sich, setzen Sie sich: mit dem Hintern aufs Pflaster, ja – das ist ja schon mal vorgekommen. So gut wie alles ist schon vorgekommen. Das ist jetzt kein Ausdruck Ihres finsteren Pessimismus, Ihrer Nichtigkeit oder was weiß ich. Pessimismus ist bloß die vernünftige Erkenntnis, daß eine Sache mehr Möglichkeit hat, schiefzugehen als zu klappen, zumindest aus unserer Sicht – und die stimmt nicht notwendigerweise mit der des Managements überein oder mit der des Mechanismus, wenn Sie einen depersonalisierten Kosmos bevorzugen. Und was die Nichtigkeit betrifft: Jeder stirbt am Ende den wahren Tod, selbst wenn die Oberen sich ein paar hundert Jahre lang davor drücken können – in die Grube fahren sie schließlich alle, und ich denke, das ist Nichtigkeit genug für den Anfang. Der Philosoph akzeptiert sie beide als Konstante, und danach kümmert er sich nicht mehr drum. Setzen Sie sich, verdammt, und tun Sie nicht so, als hätten Sie wichtige Dinge zu erledigen. Sie junger Teufel, Sie sind in der beneidenswerten Lage, überhaupt nichts zu tun zu haben, denn Sie werden eine Weile brauchen, um sich von dem zu erholen, was Sie soeben getan haben.
    Na also. So ist’s besser. Bequem? Sie sehen nicht so aus;

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