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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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herausschleuderte. Das Geschoß traf einen Mann mit solcher Wucht, daß es buchstäblich in den Körper eindrang, innere Organe verletzte und ihn tötete. Ich weiß, daß die Idee absurd klingt, aber sie hatte ihre Vorteile.
    Vergessen Sie nicht, wie straff das Kombinat die Gesellschaft kontrollierte; es war auf seine Art noch schlimmer als das Commonwealth.
    Wir konnten nicht einfach Energiewaffen oder Biomorts stehlen und benutzen, denn die wurden sämtlich vom Kombinat aus über einen Sender gespeist, und sobald auch nur eines dieser Geräte als vermißt gemeldet wurde, brauchte das Kombinat nur das Relais für den entsprechenden Code abzuschalten. Selber konnten wir sie auch nicht bauen, denn wenn man die vom Kombinat ausgestrahlte Energie nicht zur Verfügung hatte, benötigte man für jede einzelne Waffe tonnenschwere Generatoren, um die erforderliche Energie für ihren Betrieb zu beschaffen, und unsere Technologie reichte nicht aus, um Geräte von diesem Ausmaß zu miniaturisieren. (Später tüftelte irgendein Genie einmal eine Methode aus, mit der man beispielsweise ein funktionsfähiges Biomort ohne die nötige Energiequelle konstruieren und dann den Energiesender des Kombinats anzapfen konnte, ohne auf dem Code-Display zu erscheinen, aber das war kurz vor dem Ende, und die meisten davon wurden für die Stoßtrupps in D’kotta gelagert). Aber wenigstens die „Pistolen“ funktionierten, und es gab noch weitere, unerwartete Vorteile. Wir fanden heraus, daß Netzfelder, Streuschirme, Phasenwände, Personenschilde und alle gängigen Abwehrkonstruktionen die „Kugeln“ (die kleinen Geschosse der „Pistolen“) nicht aufhalten konnten – sie waren einfach zu kompliziert, um etwas so Grobes wie einen Metallklumpen, der sich mit relativ träger ballistischer Geschwindigkeit bewegte, aufzufangen. Das gleiche galt für „Bomben“ und „Granaten“ – Geschosse, deren chemische Reaktion heftig genug war, um Menschen in einem geschlossenen Raum zu töten. Und die Liste wurde immer länger. Das Kombinat glaubte, wir könnten uns nicht frei umherbewegen, weil sämtliche Fahrzeuge codiert waren und vom Energiesender gespeist wurden. Haben Sie schon mal von „Fahrrädern“ gehört? Das sind Geräte, die mechanische Energie in Bewegung verwandeln. Sie fahren auf Rädern, die man buchstäblich mit seiner Körperkraft in Drehung versetzt. Und die Fahrräder hatten zu wenig Metall und Masse, um ein Schutzfeld auszulösen oder von den Überwachungssonden ausgemacht zu werden, und deshalb konnten wir unentdeckt an Orte gelangen, die sie für unerreichbar hielten. Kommunikation? Wir benutzten Spiegel, um Lichtsignale zu geben, wir verwendeten Rauchzeichen, ja, wir ließen sogar Leute Botschaften von einem Ort zum anderen tragen.
    Was noch wichtiger ist: Wir personalisierten den Krieg. Das war das Radikalste, das war es, was uns aus Kindern, die herumrannten und vergnügt irgendwelche Sachen zerbrachen, zu Männern mit verbitterten Gesichtern machte. Das war es, was das Kombinat mehr als alles andere fertigmachte. Deswegen reden die Leute noch heute voller Grauen über die Neuordnung, selbst nach all den Jahren, vor allem im Commonwealth.
    Wir töteten Menschen. Wir taten es selbst. Wir gingen hin und erstachen sie. Ich habe vorhin von Messern gesprochen, mein Junge, und mir war klar, daß Sie nicht wußten, was das war; Sie bluffen nicht schlecht für Ihr Alter – aber so erwirbt man sich den Ruf der Weisheit: Schauen Sie abgeklärt drein und halten Sie den Mund, wenn Sie etwas nicht wissen. Nun, ein Messer ist ein zugespitztes Stück Metall mit einem Griff. Die Kanten sind geschärft, und das verjüngte Ende ist sehr spitz. Wenn Sie mit dem Metall auf jemanden einstechen, dringt die Spitze ins Fleisch ein, schneidet es auf, reißt ein Loch und tötet den Mann, und Sie haben Blut an den Händen, das sich feucht und klebrig anfühlt und schwer abzuwaschen ist, weil es sich in den feinen Härchen auf dem Handrücken festsetzt. Wir lernten, wie hart man jemanden schlagen muß, um ihn zu töten, um die Knochen unter seiner Haut zu brechen wie trockenes Holz in einem Beutel aus Wachstuch. Wir taten es. Wir erwürgten sie mit Drahtschlingen. Jetzt sind Sie schockiert. Das war das Kombinat auch. Sie waren gewohnt, auf große Entfernung zu töten, einen Knopf zu drücken, einen Schalter umzulegen und ungeheure, saubere, unpersönliche Kräfte für ihre Vernichtungsarbeit zu verwenden. Wir töteten Menschen. Wir töteten

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