Kopernikus 6
Bewußtsein gelangten, ehe sie dann in ein paar Tagen schließlich sterben würden. Eine unüberschaubare Zahl der niedersten bewußten Klone – all jene ohne Mägen oder Verdauungssysteme, hauptsächlich Angehörige der militärischen und industriellen Kasten – würden sich in derselben Lage befinden wie die Nulls; ohne Nahrung vom Sender würden sie nach wenigen Tagen sterben. Und wenn die Katalyser, die die Funktion der verkümmerten Eingeweide übernommen hatten, nicht mehr arbeiteten, würde der Stau der organischen Abfälle sie ohnehin vergiften, selbst wenn sie sich irgendwo Nahrung beschaffen könnten. Die unabhängigen Lebensmittelautomaten für den kleinen Prozentsatz von Vollbewußten und höheren Klonen würden ihren Ausstoß einfach nicht genügend erhöhen können, um so viele Leute zu ernähren, selbst wenn man sie auf intravenöse Systeme umschaltete. Von den Zombies in den überall in der Stadt verstreuten Bezirken will ich gar nicht reden.
Natürlich gab es Notsysteme, aber die waren seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden. Die meisten waren defekt und funktionierten nicht, und andere Quästorentrupps hatten dafür gesorgt, daß die übrigen ebenfalls nicht mehr einsatzfähig waren.
Noch ehe ein einziger Schuß gefallen war, kam es in D’kotta schon zu einer größeren Katastrophe.
Das Kombinat hatte reagiert, wie wir gehofft hatten. Berichte des Nachrichtendienstes über starke Quästorenkonzentrationen rings um D’kotta hatten zusätzlich das Ihre getan, um zu dieser Reaktion zu führen; wir hatten Wochen gebraucht, um diese Berichte über unangreifbare Quellen bis zum Kombinat durchsickern zu lassen. Innerhalb weniger Stunden warf das Kombinat seine Streitkräfte nach D’kotta, beinahe die gesamte traditionelle Militärkaste sowie einen großen Teil der Miliz, die sie aus Industrieklonen zusammengeschustert hatten, als die Quästoren ernsthaft anfingen, Schwierigkeiten zu machen, und dazu die überwiegende Masse ihrer schweren Waffen. Sie hatten gehofft, die Quästoren zu überraschen, sie zwischen der Stadt und dem unzugänglichen Teil der Mönchsberge einzuschließen, die Gegend mit derartig massiven Kräften einzukesseln, daß es unmöglich wäre, ihnen auszuweichen, und die Quästoren zur Strecke zu bringen, sie zu vernichten und der Bewegung das Rückgrat zu brechen.
Das Ergebnis war genau umgekehrt.
Jahrelang hatten die Quästoren zugeschlagen und sich sogleich zurückgezogen, wenn das Kombinat vorrückte. Niemals hatten sie sich einer konventionellen Schlacht gestellt, und niemals hatten sie wirklich schwere Schläge ausgeführt. Und dann, als das Kombinat praktisch seine gesamten Streitkräfte in einer gigantischen Anstrengung aufs Spiel gesetzt hatte, um so dem üblichen Verhalten der Quästoren wirksam entgegenzutreten, hatten wir unsere Taktik geändert. Die Quästoren hatten das Vorrücken des Kombinats abgewartet und dann losgeschlagen, mit allem, was sie hatten zusammensparen, stehlen, horten und heimlich von Sympathisanten im Commonwealth kaufen können, und diesem einen Augenblick waren fünfzehn Jahre der Verschwörung und der vorbereitenden Kampagnen vorausgegangen.
Innerhalb einer Stunde nach dem ersten Austausch taktischer Nukleargeschosse hatte die Stadt aufgehört zu existieren. Alles war dem Erdboden gleichgemacht, bis auf zwei der Cerebra und die Escridel-Brutzentrale. Dann aktivierten die Quästoren ihre Landformungsgeräte, die sie, glaube ich, sogar von einer Firma hier auf Kos gekauft hatten. Dies war völliger Wahnsinn – Landformungssysteme, die planlos angewendet werden, können ganze Planeten zerstören –, aber es war der Wahnsinn der Verzweiflung. Jedenfalls taten sie’s. Nach einer halben Stunde hatten die verbliebenen Schweren Waffenbataillone und die beiden Cerebra aufgehört zu existieren. Ein paar Minuten danach gab es auch die angeblich unverwundbare Escridel-Brutzentrale nicht mehr. Zum ersten Mal in der Geschichte war eine Brutzentrale vernichtet worden. Als dann die Frequenzenergien außer Kontrolle gerieten und das Filter-Feedback seinen Höhepunkt erreichte, existierte überhaupt nichts mehr auf dem Feld.
Es war ein unvorstellbares Gemetzel gewesen.
Nehmen Sie als Grundlage einmal die ungeheuren Bevölkerungsmassen von D’kotta, der zweitgrößten Stadt auf Welt, sogar einer der größten in diesem Sektor des Commonwealth. Die Unterflotten waren in der Stadt gewesen, sie hatten die Betja-Ernte und andere Waren den Delva
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